durch das westliche Thor in den von Tagruri bewohnten Theil
der Vorstadt. Zwischen den leichtem Stangenzäunen, Mattenoder
Strohwänden führte mich der Weg, mehrere, schmale,
sehr winklige Gassen hindurch, bis zu der Behausung des
Schechs dieser schwarzen Einwanderer. Sie stammen aus dem
Innern Affika’s, theils aus Bornu, theils aus Kordufan, sind
von ziemlicher Körperlänge, von schlankem Wuchs und kräftigem
Gliederbau. Der grofse vorstehende Mund, breite Lippen,
breite, flache Nase, wolliges Kopfhaar,-sowie starke Füfse
und Hände drüpken diesen Leuten den Stempel echt afrikanischer
Völker auf. Die Männer lassen sich ihre etwas spitzig
zulaufenden Schädel rasireh, und schon der starke Hinterkopf,
der hierdurch desto mehr in die Augen fällt, und die kleine,
niedrige Stirn zeigten mir deutlich den Unterschied zwischen
der bedeutend abweichenden Gestaltung der schwarzen und
der hellfarbigen Raçe. Die Weiber waren von verhältnifs-
mäfsig kräftiger Figur, ihr stark mit Fett eingeschmiertes
Haar hing in feinen Locken um den Kopf herum, nach Belieben
durch einen einfachen oder doppelten Scheitel gestrählt.
In dem rechten Nasenflügel trugen Allé einen rothen
Knopf oder einen silbernen, plumpen Ring, je nach den Verhältnissen
der Personen. Die starken Füfse, dicken Arme
und der fleischige Oberkörper trugen nicht eben zur Zierde
bei, und Neugierde, Frivolität und Trunkenheit warèn in
den Gesichtern und Gesten vieler jener schwarzen — Unschönheiten
zu lesen. Die drei letzteren Eigenschaften fielen
mir hier um so mehr auf,-, da eine Araberin, Türkin oder
Köptenfrau sich dergleichen vor fremden Männern nicht erlauben
darf. Noch vor Sonnenuntergang verliefs ich gern
diesen Ort, an dem Ausschweifungen und Laster nicht eben
selten sein sollen.
Der aufrechte, elastische Gang dieser meist- barfüfsigen
Weiber unterschied sie schon in der Ferne von den gemessen,
langsam schreitenden Araberinnen oder gar den mühsam
sich fortschleppenden Türkinnen in ihren dichten Verhüllungen
und der schwarzen Brequa (Maske) vor dem Gesicht.
Die Kinder gingen, wie bei den Arabern, bis zu einem
gewissen Alter ohne jede Bekleidung, und waren, wie die älteren
Exemplare des weiblichen Geschlechts, mit vielen bunten
Glasperlen geschmückt.
In meine Wohnung zurückgekehrt, erfuhr Ach von einigen
der Leute von der Graf du Bisson’schen Expedition, dafs
ihr Ohef einen Prozefs gegen die egyptische Regierung eingeleitet
habe und dafs jeden Tag die Untersuchungs-Kommission
erwartet werde. Unwille gegen den Unternehmer machte
sich bei einigen der Leute auch in Worten Luft, aber dennoch
waren sie unentschlossen, vergeudeten die Zeit und bauten
Luftschlösser, wie es nur Abenteurer thun können.
Montag, den 2. Januar 1865.. Den ganzen Tag war ich
mit dem Zeichnen einer- Karte und mit Berechnungen der
Entfernungen meiner im vorigen Abschnitte beschriebenen
Reise beschäftigt. Dann nahm die Korrespondenz mit der
Heimath und Notizen für mein Tagebuch meine Zeit in Anspruch.
Während ich bei meinen Arbeiten vor einer meiner
Kisten safs, kamen mehrere kleine, blafsröthlich oder bläulich
gefiederte Vögelchen, dem Sperlingsgeschlechte angehörend,
in mein Zimmer geflogen und gäben mir Gelegenheit zu genauer
Beobachtung. Ziemlich dreist näherten sie sich auch
meinem Wasservorrathe und nippten von dem kühlen Tranke.
Nach und nach war eine ganze Gesellschaft bei einander, bis
sie, in Streit gerathend, zwitschernd und sich beifsend durch
die offene Thür oder Fensteröffnung davon flogen. In dem
Garten vor meinen Fenstern standen einige Dattelpalmen, in
deren Kronen, vor .den glühenden Sonnenstrahlen geborgen,
sich einige Geier, Tauben und kleinere, bunt befiederte Vögel
wiegten. Aus dem Nachbarhause sehe ich langsam einen Gewehrlauf,
nach dem Baume gerichtet, hervorkommen, ein
Schufs erdröhnt, einige todte Tauben fallen herab, ein paar
Verwundete flattern ängstlich hin und her, die Uebrigen stieben
auseinander. Das Schiefsen ist in der Stadt nicht verboten,
oder wird doch von den Behörden nicht bestraft.
Als die Sonne am Horizonte niedersank, um sich in die Fluth
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