viel genauer umher und besichtigten die umgebenden Ufer,
auch sanken sie nach viel kürzerer Zeit, als die übrigen, geräuschlos
in das nasse Element zurück.
Einige Reiher standen, fern von mir, als aufmerksame
Beobachter der Scene, drei Gazellen eilten dicht an dem Baobab
vorbei, dem hellen Flusse zu, um nach gelöschtem Durst
eben so schnell sich wieder in die Wildnifs zurückzuziehen.
Am jenseitigen Ufer schwammen zwei braune Enten hin und
her und tauchten mit dem Kopfe unter. Leise nähert sich
ihnen ein kleines Krokodill und verschwindet sächte im Wasser.
Dann plötzlich ein ängstliches Geschrei, das Aufflattern
der Enten, ein aus dem Wasser emporkommender, schnappender
Krokodillkopf. Gellend erhebt sich das Geschrei der Spottvögel
beim Erscheinen des Wasserraubthieres, ein ganzes Heer
großer und kleiner Thiere fällt im Chore ein und belebt mit
seinem lauten Konzerte die Ufer. Das enttäuschte Krokodill
verschwindet in die Tiefe, nach einigen Minuten tritt wieder
an die Stelle des grofsen Aufruhrs das Schweigen der Wildnifs.
Ein Storch und ein gravitätischer Marabut, nahe dem
Ufer im Flusse stehend, wenden ihre Aufmerksamkeit wieder
den schuppigen Bewohnern des Wassers zu, und harren geduldig
bis sie durch einen guten Griff ein Mahl erhalten können.
Die vielen fremdartigen Erscheinungen wirkten anziehend
und bezaubernd auf mein Gemüth; Bild auf Bild zog(in
reizender Mannigfaltigkeit vor meinen Blicken vorüber. Der
Friede und wieder der Kampf der Thiere, die feierliche Ruhe
der Natur, die glänzende Sonne am wolkenlosen Himmel
machten auf mich einen überwältigenden Eindruck. Man kann
Aehnliches nur selbst empfinden — nicht schildern! Welche
tiefen Blicke lernt man da in das rastlose Leben und Treiben
thun, das in der grofsen Werkstätte der Natur sich regt, wie
lernt man da die Weisheit ehren, die sich in der harmonischen
Zusammensetzung des Weltganzen kund giebt. Lange Zeit
safs ich hier in stiller Beobachtung der Scene, dann ergriff
ich meine Büchse, um auch handelnd in dieses Naturleben einzugreifen.
Ein besonders starkes, männliches Flufspferd tauchte,
etwa siebenzig bis achtzig Schritte von meinem Verstecke^
meist an derselben Stelle auf, ihm wollte ich zuerst meinen
gefährlichen Grufs übersenden. Nachdem ich mein Gewehr
schon gerichtet, sehe ich das Wasser sich heben, der Kopf erscheint,
ich ziele, feuere, das Echo des Schusses dröhnt an
den gegenüber liegenden Bergen, plötzlich verschwinden alle
Köpfe der Hyppopotami in dem Wasser. Meine Kugel schlug
wenige Zoll vor dem Stück Wild auf die Wasseroberfläche
und kann den Kopf vielleicht gestreift haben. Ich lade meine
Büchse, und bald kommt hier und dort wieder der Kopf
eines Nilpferdes hervor. Da das grofse Thier nicht sobald
wieder auftaucht, so feuere ich meine zweite Kugel auf ein
etwas entfernteres Flufspferd, ich höre das Aufschlagen der
Kugel und zugleich das rauschende Versinken des getroffenen
Thieres. In der Hoffnung, eine Beute zu erlangen, lade
und verschiefse ich so nach einander zwölf Kugeln auf die
vor mir im Wasser tänzelnden und schwimmenden, lebendigen
Scheiben. Ich traf mehrere, erlegte aber nach einstündi-
ger Kanonade nur eins jener gewaltigen Geschöpfe. — Die
Nilpferde sind durch gewöhnliche Kugelbüchsen nur in Auge
find Ohr tödtlich verwundbar, so lange sie sich schwimmend
im Wasser befinden. Diese beiden Flecke sind nur sehr klein
und haben kaum zwei Zoll im Durchmesser. Die Entfernung
täuscht leicht, auch bewegen die Thiere oft die Köpfe in einem
Halbkreis herum, während sie über dem Wasser erscheinen.
Doch ist diese Jagdart nicht beschwerlich und sichert einem
ruhigen Schützen, nach einiger Uebung, stets eine Beute. Das
tödtlich getroffene Thier versinkt und kommt manchmal nach
zehn bis zwölf Minuten noch Athem schöpfend an die Oberfläche
des Wassers, oder es treibt nach etwas längerer Zeit,
todt, auf der Seite schwimmend, langsam mit dem Strom den
Flufs hinunter. Der Kolofs landet dann an einer der vielen
Untiefen oder Sandbänke dieses, sich so oft verengenden oder
verflachenden Flusses, wird dort weiter mit Stricken herausgeholt
und zerlegt an das Land geschafft. Aus der dicken Haut
werden die bekannten zähen Nilpferdpeitschen gearbeit, die
besonders in Egypten zur Bastonade gebraucht werden. Die