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zelten der Eingeborenen. Als Handelsplatz zwischen Abyssi-
nien, der mit Matama, Chartum, Sauakin, Kassala, Berber und
Massaua starken Verkehr treibt, hat dieser Ort eine grofse
Bedeutung für den östlichen Sudan.
Des Handels wegen haben sich daher hier seit etwa zwei
Jahren 8—10 griechische Händler niedergelassen und betreiben
die, wenn auch kleinen Geschäfte mit sehr hohem Gewinn,
so dafs sie nach einer Reihe von Jahren sich meist grofse
Kapitalien bei der einfachen, oft elenden Lebensweise erspart
haben. Allen besseren Einflüssen fern, erlauben sich dieselben
mancherlei Uebervortheilungen und stehen selbst bei den
betrügerischen Eingeborenen nicht im besten Rufe,' sind auch
persönlich wenig geachtet. Als Europäer geniefsen sie mancherlei
Vorth eile, sind in ihren Geschäften sehr fleifsig und
haben die Beamten der Regierung, sowie einzelne grofse
Schechs und Heerdenbesitzer durch sicher gestellte Geldvör-
schüsse ganz in ihrer G;ewalt. Dafs unter solchen Verhältnissen
das Geschäftsvertrauen nicht bestehen kann und der Grofs-
händel leidet, versteht sich von selbst und dadurch ist der allgemeine
Wohlstand des Landes gefährdet. Dazu kommen
noch die vielen Tribut-Erpressungen, die bei den Eingeborenen
Unzufriedenheit gegen die Regierung erregen müssen.
Niedrige, kaum 40—50 Fufs hohe, zum Theil mit Gras
bewachsene Hügelzüge ziehen sich von NO. nach SW. um die
unordentlich liegenden Tuckel des Ortes bis an die umschlie-
fsenden Dornumzäunungen hin. Der ganze Ort El Quedaref
ist wenig anziehend in seinem Aussehen, hat aber einen gro-
fsen Vorzug durch seine gesunde Lage. Deswegen ist dieses
Handelsdorf, neben Sabderat und Gos-Redjeb, im östlichen
Sudan wohl bekannt, und während der Regenzeit ziehen
manche Familien dorthin.
Die Lebensbedürfnisse sind billiger als in Kassala und
die Umgegend, meist von Schukrie-Arabern bewohnt, ist die
grofse Getreidekammer (besonders von Durra), aus der die
Regierung ihre Magazine füllt.
Als vor einigen zwanzig Jahren Werne hier seine Erforschungsreise
machte, hatten die Schukrie, die früheren Bewohner
dieses Landstriches, die Rakubin besiegt und vertrieben.
Aber damals, sagt jener Reisende, hätten die Schukrie an Getreide
kaum den eigenen Bedarf gezogen, so dafs der Bascha
von Ohartum denVersuch machte, die neuen Eindringlinge
durch Bevorzugung des Landbaues und Vertheilung von Aem-
tern an die ältesten, einflufsreichsten Familien zu fesseln und
sefshaffc zu machen. Dieser Plan ist geglückt, aber der Bascha
treibt nun, um die Fruchtbarkeit des Landes zu seinem eigenen
Vortheil zu nützen, hohen Tribut ein und macht ungerechte
Erpressungen, so dafs über kurz oder lang die immer noch an
das Nomadisiren gewöhnten Eingeborenen, das Bebauen ihrer
Ländereien aufgeben und in blutigen Aufständen Alles verwüsten
werden, .
Die Dörfer Sufi und Kanara, ehemals zu verschiedenen
Zeiten die Hauptorte dieses Landes, sind jetzt nur gewöhnliche,
Ackerbau und wenig Handel treibende Dörfer. Das er-
stere liegt etwa eine halbe, Stunde in westlicher Richtung unter
einem einige hundert Fufs hohen, von Nord nach Süd sich
hinstreckenden Bergkamme, an dem Ufer des Ferchere Chors.
Dieser hat in seinem Bette die Brunnen, welche Quedaref mit
Trinkwasser versehen, an denen ich auf meiner Herreise von
Kassala vorüber gekommen war.
Die hier üblichen Strohhütten, Tuckel genannt, sind dicht
mit Stroh auf allen Seiten gedeckt, so dafs die stärksten tropischen
Regen nicht durchdringen können. Der innere,-kreisrunde
Raum hat einen Durchmesser von 7-—10 Ellen, eine
niedrige, unyerschliefsbare Thüre dient als Eingang und Fenster
zu gleicher Zeit In diesen Hütten fehlt es selten an
einer Menge von Ungeziefer, und wenn in der Nähe Termiten
sich auf halten, so erliegen diese Hütten auch nach kurzer
Zeit der Zerstörungswüth jener kleinen, gefräfsigen Insekten.
Sonnabend, den 17. December 1864. In der Nacht war
es sehr kühl, noch um Sonnenaufgang fand ich die Kälte ziemlich
empfindlich; aber schon nach wenigen Minuten gewann
der leuchtende, Wärme ausstrahlende Himmelskörper den Sieg
über die kühle Atmosphäre. Bald verbreitete sich eine angenehme
Temperatur, die sich indefs in den Mittagstunden zu ei