ren Besucher rauchten ungezwungen, ohne dadurch etwa die
Etikette zu verletzen. Nach etwa zwanzig "Minuten erhoben
wir uns von unseren Sitzen, begrüfsten den ziemlich unbedeutend
aussehenden Gouverneur und verliefsen den Empfangsraum
durch die einzige nach Osten gelegene Thür. Sodann
besuchten wir einen an der Wassersucht darnieder liegenden
Kopten, den Besitzer mehrerer Häuser, in deren einem wir
Wohnung hatten. Auf unser Anrathen wurde von einem türkischen
Arzte das Wasser dem, Kranken abgelassen, aber
einige Tage später erlag letzterer seiner Krankheit und vermachte
seinem Schwiegersöhne, dem Inhaber des griechischen
Handlungshauses, sein Vermögen.,
Mein Mittagessen bestand aus Gazellenbraten und leidlicher
Suppe, dazu kam eine halbe Flasche Wein, welche die
etwas trockenen Bratenbissen hinunter spülen mufste. Meine
weitere Zeit nahmen vielerlei Notizen und Briefe in die Hei-
math, so wie Wetterbeobachtungen in Anspruch.
Donnerstag, den 17. November 1864. Vor Sonnenaufgang
hatte ich mein Frühstück beendet und' begab mich mit
einem der Franzosen auf den Markt, um einen Esel oder ein
Kameel zu kaufen. Meine Bemühungen waren vergeblich,
ich durchstreifte daher den Markt nebst einigen Gassen und
ruhete dann in einem der drei hier befindlichen Kaffeehäuser.
Dieses Lokal bestand aus einem dunkeln, sehr schmutzigen
Zimmer, vor dessen Eingänge eine Menge plumper Sitze, An-
gerebs oder Erdbänke unter einer vor den Sonnenstrahlen geschützten,
offenen Halle angebracht waren. Die Besucher
safsen, lagen oder hockten hier in mannichfaltigen Gruppen,
eine Schaale schwarzen Kaffees schlürfend und ihre Wasserpfeife
(Shisz) rauchend. Einige mit Turbanen bedeckte Beamten
spielten Domino, während Zuschauer und Polizei-Soldaten,
mit Säbel und langen Pistolen im Gürtel, einen buntfarbig
gekleideten, armenischen Händler umstanden. Ö 7
Neben mir kauerte ein wild und wüst aussehender, höchst
ekelhafter, schmieriger Eingeborener, mit schlauem verschmitzten
Blicke, ein sogenannter Heiliger, den die herzukommenden
Eingeborenen achtungsvoll begrüfsten. Ich
könnte ihm meinen Widerwillen nicht verbergen, und er entfernte
sich aus meiner Nähe, aber gleichzeitig mufste ich zwei
gelblich aussehende, kleine Thiere von meinen Kleidern entfernen,
die bei mir sich hatten einquartieren wollen. Mehrere
halbnackte Eingeborene und Wüstenaraber in gleichem Kostüme,
einige höchgewachsene schwarze Soldaten mit Negergesichtern,
trieben siph hier umher , auch einzelne in dünnes
weifses Zeug gekleidete, mit vielen Goldringen oder Spangen
geschmückte Frauen von zweifelhaftem Kufe, Cigaretten rauchend,
suchten sich bemerkbar zu machen und unsere Aufmerksamkeit
zu fesseln. Der Wirth war ein schmutziger, mit
einem blauen Kittel bekleideter, barfüfsiger Araber, sein Ge-
hülfe, ein Knabe, trug nur einen Zeugstreifen um seine Hüften.
Nachdem ich ä la Frenghi zwei Schaalen schwarzen
Kaffees mit Zucker getrunken und 20 Para (gleich l \ Groschen)
dafür bezahlt hatte, verliefs ich jenen Ort, der ein Sammelplatz
fast aller Volksschichten zu sein pflegt, da Jedßm, der
bezahlt, der Zutritt nach moslimischem Brauche nicht verwehrt
werden kann.
Freilich ist eine solche Gleichberechtigung dem anders
gewöhnten Europäer höchst unangenehm, da sie ihn oft in
sehr unreine Nachbarschaft bringt.
In dem weiteren Verlauf des heutigen Tages hatte ich
mit meinen aus Wien mitgebrachten Waffen zu thun; da sie
verrostet waren, so .gab ich ihnen ein besseres Ansehen durch
tüchtiges Abputzen, und war dann mit Wetterbeobachtungen
und der Bereitung meines Thees. beschäftigt. In gleicher
Weise habe ich während der weiteren Reise - in Ostafrika,
aufser meinem Aufenthalte in Quedaref und Matama, stets
mein Frühstück, Mittagessen und oft den Thee mir selbst bereitet,
da mein Diener nur bis zu einem gewissen Grade bei
dieser Angelegenheit zu verwenden war.
Freitag, den 18. November 1864. Kurz nach Sonnenaufgang
befand ich mich in Gesellschaft meines Reisegefährten
und zweier Franzosen auf dem Wege durch das östliche
Thor. Die Gebirgszüge des Mokran und Djebel Kassala lagen
vor uns scharf an dem blauen Himmel abgezeichnet und von