durch den Untergang der Sonne an die Rückkehr erinnert
wurde.
Donnerstag, den 19. Januar 1865. Eines traurigen Ereignisses
mufs ich heut gedenken, welches die Natur des Königs
der Thiere (Felis Leo) in das gehörige Licht stellt. Seine Grofs-
inuth hat er schon lange den Fabeldichtern überlassen müssen
; als mächtige Katze läfst er Gewalt vor Grofsmuth ergehen
und macht von seiner Kraft, da wo es ihm pafst, Gebrauch.
Gewöhnlich reiten oder*gehen von hier in den Morgenstunden
viele Weiberj Kinder und einzelne Männer nach dem eine
halbe Stunde entfernten Flusse Setit, um von dort das noth-
wendige Trinkwasser zü holen. Eine ältere Frau ritt auf einem
Esel allein hinter dem vorausgezogenen Zuge durch den Wald.
Nach kaum einer Stünde kam der Esel leer in das Dorf zurück.
Nun gingen mehrere bewaffnete Männer denselben Weg,
trafen auf Löwenspuren und folgten denselben. Kaum hundert
Schritte in den Gebüschen fanden sie bereits eine Menge
Blut, Kleidungsstücke und einen Schenkel der von dem Löwen
zerrissenen Frau. Dieses Bein und die gefundenen Sachen
wurden von den Männern mitgenommen und unter dem
üblichen TrauergeheUle der Weiber später beerdigt. Das Grab
selbst ward mit grofsen Steinen bedeckt, um es vor den Angriffen
der gefräfsigen Hyänen zu schützen. Durch dieses Er-
eignifs vorsichtiger gemacht, gingen später bewaffnete Männer
mit nach dem Flusse. Ein ähnlicher Anfall wurde von
einem Löwen auch im benachbarten Dorfe auf einen jungen
Mann gemacht, der sich jedoch durch das gewandte Erklettern
eines Baumes rettete und dem mächtigen König des Waldes
das Nachsehen lieft.
Freitag, den 20. Januar 1865. Am Abend vorher hatte
Muche einige Tellereisen an dem Wege im Walde aufgestellt.
Mit Sonnenaufgang zur Revision jener Eisen aufgefordert,
nahm ich mein Doppelgewehr und verliefs mit Muche
den Lagerplatz. Kaum in den Wald ein getreten, vernehmen
wir ein dumpfes Brüllen und Hyänengeschrei nicht weit von
uns. Ich versuche in die Gebüsche einzudringen, mufs aber,
mein Vorhaben wegen der dichten Dornen aufgeben, so gehen
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wir in gespannter Aufmerksamkeit auf dem breiten Wege weiter,
als abermals ein Geräusch unser Ohr erreicht. Ein Tellereisen
fehlt, doch zunächst- verfolgen wir den Weg, plötzlich
sehen wir im Staube die tiefen Spuren von flüchtigen Löwen.
Durch unsere Annäherung wurden die in Streit gerathenen
Raubthiere wohl überrascht und zogen sich flüchtig in den
dichten Wald zurück. Zu dem Platze zurückgekehrt, wo die
in die Gebüsche führenden Spuren uns die Richtung andeuteten,
wohin das. gefangene Thier sich geschleppt hatte, drangen
wir etwa hundertundzwanzig Schritte in das Dickicht ein,
bis ein gellender, mehrfach ausgestoftener Schrei uns den
Aufenthalt des gesuchten Wildes zeigte. Mit einem Vorderlauf
safs jenes Thier, eine Art Fuchs, im Eisen und bifs bei
unserer Annäherung wüthend um sich, bis einige Stockschläge
auf Nase, und Kopf es tödteten. Es war von der Gröfse eines
kleinen Fuchses, doch von kürzerem Kopf und kürzerer Ruthe,
ein dunkler breiter .Streifen lief über den Rücken, der übrige
langhaarige Balg hatte eine silbergraue, mit gelb gemischte
Farbe. Mit dem Eisen und dem erbeuteten Raubthiere heimgekehrt,
nahm ich mein Frühstück ein, dann verlieft ich mit
einem Doppelgewehre und Pistolen wieder den Lagerplatz.
Ich begab mich nach dem Setit. und traf dort mehrere breitgetretene
Elephantenspuren; Fährten von Hyänen, Antilopen
und einer Menge von Hühnern kreuzten den Weg auf der ganzen
Strecke. Einige Araber unseres Dorfes, sowie die Diener
unseres Lagers, tränkten die Kameele und füllten die Lederschläuche
mit Wasser. Nahe demselben standen hohe Schilfdickichte,
aus deren Versteck ich eine braun gefiederte Ente
und einen Ibis erlegte. Danach beobachtete ich ein flufsauf-
wärts schwimmendes Krokodill, desgleichen seitwärts auf einer
steilen Felsenwand mehrere Affen, während ein Storch auf
den höchsten Aesten eines starken Baobab-Baumes safs und
von dort herab sehr aufmerksam seine ganze Umgebung musterte.
Dem Fiufsufer aufwärts folgend, sah ich .unter den
buschigen, dichten Naback-Gesträuchen ein Abu Dik-Dik
(Zwergantilope) und erlegte das Thier nach längerer Verfolgung
mit zwei Schüssen. An einer Biegung des Flusses, wo
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