den. Welch ein einfaches Mittagessen ich heute hatte, möge
der Leser aus einer Stelle meines Tagebuches ersehen, die ich
hier citire: „Wasser und hartes Brot, dazu scharfe Arbeit,
wenn wir heute noch nach Kassala kommen wollen, wo
Zähne und Magen hoffentlich etwas besseres erhalten werden.“
— Einzelne kleine Vögel, mehrere Insekten, sowie
einige sehr scheue Tauben beobachtete ich in der Nähe unseres
Ruheplatzes.
Als die Kameele wieder bepackt waren, tranken wir ein
Jeder noch mehrere tüchtige, lange Züge aus dem immer
leichter werdenden letzten Leder schlau che, 4er unseren geringen
Wasservorrath enthielt und, setzten fcodann unsere
Thiere in leichten Trab. Diese Gangart ist sehr angreifend,
besonders, wie hier, auf schwerfälligen Lastkameelen. Wollten
wir aber noch heute unser Ziel rechtzeitig erreichen und
von dem sich später einstellenden Durste nicht zu viel leiden,
so mufsten wir schneller vorschreiten. Wie man so zu sagen
pflegt, durch Dick und Dünn ging es unaufhaltsam weite
r, manches Stück meiner Kleidung blieb an den spitzigen
Dornen sitzen, auch meine Haut ward vielfach geritzt und
blutig gekennzeichnet. Alle diese Unannehmlichkeiten, sowie
die Hindernisse des Bodens, hielten indessen die beschleunigte
Reise nicht auf; wer nicht mitkommen wollte, mufste Z u rückbleiben,
ohne Aufenthalt ging es dahin. Nach fast zweistündigem
Traben kamen wir an einzelne Palmendickichte,
die wir nicht durchschneiden konnten; wir mufsten also weit
um dieselben herum reiten, bis wir auf einen Weg kamen, welcher
in eine zweite, breiter getretene Strafse einmündete.
Verschiedene Thiere waren zwischen den Gebüschen von
Mimosen, Heglick, Palmen und Tamarisken zu sehen, aufser-
dem mehrere der seltsamen Termitenbäuten, die ich früher
auch in anderen Gegenden beobachtet hatte. Obgleich ich
eilenden Kameelschrittes weiterziehe und aus dem Bereiche
dieser Bauten mich entferne, will ich doch hier eine kleine
Skizze dés sie bewohnenden Völkchens folgen lassen.
Ich sah die Termiten, auch weifse Ameisen genannt, von
sehr verschiedener Länge; sie lassen sich auch in eine Menge
Arten eintheilen und führen verschiedene Lebensweisen. Während
einige in der Erde unter Steinen, im Schatten grofser
Bäume oder an feuchten Orten leben, giebt es eine Art, die
säulenähnliche oder pyramidenartige, von aufsen fest geschlossene
Wohnungen baut. In allen Gegenden, wo während
der Regenzeit das täglich zur Erde fallende Wasser nicht
so. schnell verdunstet oder in den Boden zieht, und wo zugleich
Bäume stehen, entfalten die Termiten ihre Thätigkeit.
Nur während der nassen Jahreszeit erweitern die kleinen Insekten
ihre Wohnungen, welche ich mehrfach zwölf bis vierzehn
Fufs hoch und etwa drei bis vier Fufs Durchmesser haltend
gesehen habe. Die äufsere Gestalt dieser Insektenbauten
scheint mehr von Umständen abzuhängen, während das Innere
derselben nach einem regelmäfsigen, instinktiven Systeme
angelegt ist. Nach aufsen hin wird eine gegen die heifse
Sonne schützende, dicke Erdschicht von den fleifsigen Thier-
chen ohne bestimmte Gestalf zusammen getragen. Indem sie
von dem Erdboden aus an Baumstämmen, Holz,. Steinen und
anderen nicht zu glatten Gegenständen, in verdeckten Gängen
emporkriechen, vollbringen sie in einer einzigen Nacht
eine unglaublich grofse Arbeit. Die Gänge sowohl, wie die
Zellen und Aufsenwände ihrer Häuser errichten dieselben in
der Weise, dafs sie einzelne Erdtheilchen anfeuchten und diese
Stoffe, so lange ihnen die Klebefähigkeit noch eigen ist, verarbeiten.
Bei der grofsen Wärme der Temperatur trocknen
solche Bauten sehr schnell und gewähren eine ziemliche Festigkeit.
Wie schon bemerkt, besitzen diese Insekten wahrscheinlich
das Vermögen, durch Zusatz eigener Feuchtigkeit
das von ihnen zum Bau gebrachte Material besser befestigen
zu können. Zu der Errichtung ihrer Wohnungen bedienen
sie sich gewöhnlich der Hülfe eines Baumstammes, das heifst,
sie bauen ihre Gänge an dem .oft schon krankhaften Baume
empor; zernagen sein Inneres und führen ihre Erdwände um
oder an einer Seite des Stammes immer höher auf, bis dieser
abstirbt. Ist der Bau mit Bewohnern überfüllt, dann werden
die Jüngeren aus ihren Geburtsstätten vertrieben und wandern
in der Nacht oder in den kurzen Dämmerstunden einem