Spangen sind die Frauen oft überladeh. Mit der Verschleierung
wird es nicht so strenge genommen, und nur die vornehmen
Frauen tragen Masken (Brequa), während die Sklavinnen,
an und für sich fast nackt, ihr Gesicht kaum mit einem
schmutzigen Fetzen, bei Annäherung eines Fremden, bedek-
ken. Die Knaben gehen bis zum achten oder zehnten Jahre
ganz nackt, die kleinen Mädchen dagegen bekommen mit
dem dritten Jahre einen aus dicht gereihten Schnüren bestehenden
Lederschurz (Rahad).
Aufser den schon früher angeführten Waffen und G e r ä tschaften
besitzen die Schukrie noch zwei Fufs drei Zoll lanrgoe ,'
flach geschnitzte, nach unten in Knieform gebogene Stöcke
aus schwerem, zähen Holze. Mit diesen werfen die Eingebo-
nen auf 30 — 40 Schritt sehr sicher auf Perlhühner, Gazellen
oder andere Thiere. Bei ihren Kämpfen bedienen sie sich
ihrer Lanzen, Schwerter und gewundenen Messer. Die 'steten
nachbarlichen Streitigkeiten führen oft zu Mordthaten, und
das abscheuliche Recht der Blutrache fordert oft Hunderte
von Opfern auf beiden Seiten, wenn die ersten Mörder sich
nicht zu einer Abfindungssumme in Vieh und .anderen W e r t sachen
verstehen wollen.
In El Quedaref bemerkte ich aufser einigen schlecht gearbeiteten
Feuerwaffen noch einige aus Metall oder Holz gearbeitete
Löffel, die auch zuweilen durch grofse Perlmuschel-
schalen, aus den Flüssen Atbara oder Setit kommend, ersetzt
wurden.
Der Chor Ferchere, welcher am Dorfe Sufi vorüber, unter
der Höhe, auf welcher El Quedaref liegt, vorbei führt, liefert
den Eingeborenen das Tripkwasser, und durch Wasserhebemaschinen
(Sakie) wird einiges Land zu Gemüse-Anbau
nutzbar gemacht. Wegen Wassermangel können jedoch diese
Anlagen nur im Kleinen betrieben werden, und Gemüse und
Früchte bezieht man daher von Doka, Matama oder zu gewissen
Zeiten selbst von Kassalä.
Der ganze Ort El Quedaref ist offen, nur um jede Hütte
und die Magazine der Kauf leute sind rohe Dornenäste zum
Schutze gegen wilde Thiere, Diebe oder andere unerwünschte
Besucher bis zu 5—6 Fufs Höhe fest zusammen gefügt.
Nachmittags besuchten uns die gerade anwesenden acht
griechischen Händler, erzählten uns mancherlei und sahen
sich unsere Waffen an. Gegen Sonnenuntergang kam Herr
Missionär Mutschler von Matama, um auf dem am anderen
Tage stattfindenden Märkte mancherlei Gegenstände einzukaufen.
Durch Herrn Bühler demselben vorgestellt, sah ich,
wie das furchtbare Fieber seine Gesundheit zerstört hatte,
dennoch wollte der energische Mann seinen Beruf nicht aufgeben
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ach dem Thee blickte ich nach meinen Kameelen, fand
meinen Diener ausgeflogen und begab mich dann auf mein
Lager in dem Tuckel zur Ruhe.
Montag, den 19. December 1864. Bevor noch die Sonne P 7
am östlichen Himmel aufstieg, bewegte sich schon eine Menge
von Käufern und Verkäufern auf dem Marktplatze auf und ab.
Dieser lag im Osten von dem Dorfe und bot einen unbeschränkten
Raum für Kaufliebhaber, Waarentransporte, Last-
thiere und die bunte Schaar der eingeborenen und fremden
Marktbesucher. Der Hof meines Gastfreundes begrenzte, als
die am meisten östlich gelegene Besitzung, den Marktplatz, in
der Nähe davon erhob- sich eine leicht aus Stroh errichtete,
zu zwei Seiten offene Hütte, der Aufenthalt eines Beamten
und zweier Soldaten, welche die Marktwaaren stempelten, die
Marktgebühren einnahmen und sonst die Aufsicht führten.
Eine doppelte Reihe niedriger Strohhütten, die Schutz gegen
die Sonne boten, war der eigentliche Mittelpunkt des Verkehrs
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ort waren allerlei Zeuge, Messer, Scheeren, Kurzwaa-
ren, etwas ordinärer Zucker, Bänder, Gewürze, Glasperlen,
Seife, Tabak und mancherlei ähnliche Dinge auf der Erde
zum Verkaufe ausgebreitet. Die Verkäufer dieser Gegenstände
hockten dabei unter leichtem Strohdach auf einer Matte
oder einem schmutzigen Teppich; fast ganz nackte Gestalten
lagerten dahinter, mit denen insgeheim Sklavenhandel getrie