nähe gelegenen Baumstämme oder einer schon bestehenden
Termiten-Wohnung zu, wo sie als Kolonisten sich niederlassen.
Wenn einige Schriftsteller die Termiten bei Tage ihre
Wanderungen machen lassen, so ist das ungenau. Nur an
schattigen Orten kann dies geschehen, d a . die Thiere gegen
die Einwirkung der Sonnenstrahlen sehr empfindlich sind. Im
östlichen Sudan wöfste ich, aufser den Palmenwaldungen und
einzelnen Stellen der Flufsufer, keine Bäume, die Schatten genug
gäben und so dicht bei einander ständen, um diesen Insekten
ihre Wanderungen möglich zu machen. In der Regenzeit
aber herrscht überhaupt ein viel regeres Insekten-Leben,
dann mögen jene Thierchen auch bei eintretender Ueberfül-
lung sich während des Tages neue Wohnungen errichten.
An der Basis einiger solcher Termiten-Wohnungen bemerkte
ich runde Löcher So grofs wie der Eingang zu einem
Iltisbau (drei bis vier Zoll im Durchmesser). Mir wurde gesagt,
dafs dort ein Ameisenfresser hineingedrungen wäre.
Wenn ein solcher die meisten der Einwohner in der eigenen
Behausung vertilgt hat, so sucht er in der Nähe sich gleiche
Beute zu verschaffen. Auch der Kampf dieser Insekten unter
einander vernichtet eine grofse Menge von ihnen, dennoch
ist ihre Vermehrung an manchen Orten sehr stark, oft treten
sie als wahre Landplage auf. Holz, Wolle, Papier, Haare und
Baumwolle zerfressen sie mit Leichtigkeit. Während meines
Aufenthalts am oberen Theile des Flusses Setit wurden mehrere
meiner Kleidungsstücke und andere Dinge durch die Termiten
zerstört. Den Sonnenstrahlen ausgesetzt, können sie
sich kaum, sechs bis acht Zoll weit fortbewegen, sie leiden
von dem Stich der Strahlen, beginnen zu wanken und zu taumeln,
liegen zappelnd auf dem Rücken und sind nach zwei bis
drei Minuten todt. Es kommt dabei natürlich auf die Höhe
des Sonnenstandes an, ich weifs mich zu erinnern, dafs nach
etwa fünfzehn Minuten eine grofse Anzahl Termitenleichen
in der heifsen Mittagsonne ganz vertrocknet und zusammen-
gesehrumpft war. In ihren Unternehmungen sehr beharrlich,
lassen sich diese Insekten, weder durch Feuer, noch durch
die Zerstörung ihrer an den Bäumen aufgeführten Gänge abhalten.,
neue Arbeiten sobald als möglich zu beginnen. Zur
Anlage ihrer Wohnungen geben sie den Heglik- undNaback-
Bäumen den Vorzug vor den zäheren und harzreicheren Mimosenstämmen,
die sie nur im Nothfalle benutzen.
Nun ging es durch den etwa hundertundfünfzig bis zweihundert
Schritte breiten, direkt am linken Ufer des Chor el
Gash liegenden, Tamariskenwald in gleichem Tempo weiter,
erst in dem sandigen Flufsbette fielen wir in eine langsame
Gangart. Die prächtigen Felsen des Djebel Kassala waren
wenige hundert Schritte entfernt, und da die Sonne, die sie
mit ihren Strahlen umleuchtete, noch ziemlich hoch stand,
so wufsten wir, dafs wir noch vor Untergang derselben in die
Stadt Kassala, dem nächsten Ziele unserer Reise, gelangen
würden. Nachdem das trockene, sandige Ghorbett durchzogen
war, drangen wir einige Minuten später in einen Palmenwald
ein, auf dessen schlanken Stämmen sich eine Anzahl Affen
tummelte. Bei unserem Vorbeiritt beobachteten uns die
Thiere von ihren luftigen Verstecken aus, aber als mein Diener
abstieg und den Palmen sich näherte, verbargen sie sich
so schnell als möglich, zwischen den breiten Blättern der
Baumkronen, ihren Sitz erst dann verlassend, als wir vorübergezogen
wären. In leichtem Trabe wurde, die letzte Strecke
in etwa einer halben Stunde zurückgelegt, und gegen vier Uhr
Nachmittags kamen wir mit vier Kameelen und zwei Dienern
vor das östliche Stadtthor. Wir zogen durch dasselbe ein,
verfolgten den uns bekannten Weg, über den langen Platz,
dann durch mehrere enge Gassen, und laugten, von einigen
neugierigen Gaffern begleitet, in dem Höfe unserer Wohnungen
an. Die zurückgebliebenen Diener meines Reisegefährten
kamen eine Stunde später wohlbehalten uns nach.
Während unserer Abwesenheit war nichts von Bedeutung
vorgefallen, und aufser einigen Veränderungen unter der
etwas verstärkten Besatzung, die Ruhe der Stadt nicht gestört
worden. Meine häuslichen Einrichtungen waren bald geordnet,
dann begab ich mich zur Ruhe. Liebliche Gedanken an
die ferne Heimath, an meine Freunde und Verwandten um