Erscheinen des Himmelslichtes, gut bewaffnet und mit Proviant
versehen, nebst meinem Diener Abbas an den Flufs
Setit. In dem steilen Theile der Uferbänke traf ich Perlhühner
und erlegte eins derselben. An dem Setitufer aufwärts
kam ich an den kaum fünfzehn Schritte breiten, von steilen
Felsen eingeschlossenen, vielfach gewundenen Chor el Geruht
(d.h. Afifen-Chor), in dessen Nähe, auf den abschüssigen Felsen
jene Thiere ihre Schlupfwinkel haben* Mehrere Wasservögel
bemerkte ich wohl, konnte aber keinen derselben zum
Schüsse bekommen. Während der heifsesten Zeit versteckten
wir uns daher unter einem Nabackstrauche,dicht an einem
starken Wildwechsel. Die Sonne gofs ihre Strahlen glühend
auf die ganze Landschaft hernieder, aber kein Thier erschien,
das erwartete Wild mufste. schon am Wasser-gewesen sein.
Ich holte also das Frühstück hervor und war damit noch beschäftigt,
als mehrere hundert Schritte von uns eine kleinö,
rothbraune Antilope an einzelnen grünen Grasbüscheln sich
äfste. Nach einer halben Stunde kam dieselbe uns so nahe,
dafs ich mich in Anschlag legte. Eine kleine Sandhöhe verdeckte
sie noch', langsam schritt sie dahinter hervor. Ich
nahm mein,Ziel, ein Eirach meines Gewehrs — das Wild
stürzte zu Boden. Das getödtete Thier liefs ich sogleich in unseren
Versteck schaffen, bedeckte dasselbe mit Stroh und beendete
dann mein Frühstück. Mein Diener holte Wasser aus
dem nahen Flusse, und wir blieben noch etwa eine halbe
Stunde an jener Stelle. Danach gingen wir, stets in der Nähe
des Ufers, etwa,eine Stunde flufsaufwärts, bis steile Felsen
von dieser Seite das Wasser begrenzten. Am jenseitigen Ufer
bemerkte ich eine Mutterantilope mit Kalb, die sich von dem
Flusse in die Gebüsche vor uns oder etwas sonst fremdartigen.
zurückzogen. In Betrachtung der Landschaft noch vertieft,
erblickte ich plötzlich einige Reiter und erkannte bald
den auf Jagd ausgezogenen Diener meines Reisegefährten.
Wir gaben uns gegenseitig Zeichen und gingen bis an den
Versteck zurück, wo die Utrup-Antilope lag. An einer Furth
wurde sie über den Flufs getragen, und ich folgte mit meinen
Waffen, wenige Minuten später, zu Pferde. Durch viele dichte
dornige Gebüsche, über steile Fufssteige hinab, gelangte ich
zum Flusse, setzte dann durch eine Furth nach dem rechten
Ufer über und erreichte, den mir bekannten Weg fort trabend,
bald das Lager, wo mein Reisegefährte seine Pferde musterte.
Ein angenehmer Nordwestwind kühlte gegen Abend die sehr
warme Luft ein wenig ab. Die erlegte Antilope wurde noch
beim Schein des Lagerfeuers abgestreiffc.
Mittwoch, den 8. Februar 1865. Mein Diener Abbas
brachte meinen grofsen Blechtopf in helles Feuer, so dafs der
Deckel zerschmolzen herabfiel, Herr Muche jedoch löthete ihn
mir später wieder zusammen. Wenngleich für die Küche unbrauchbar,
konnte ich Abbas doch als Flickschneider benutzen
und gab ihm Arbeit für mehrere Tage. Zum Mittagessen
hatten wir in Roth wein mit Pfeffer und Salz geschmorten,
sehr wohlschmeckenden Antilopenbraten, den europäische
Feinschmecker auch nicht verachtet hätten. Von den gestrigen
Strapazen ermüdet, machte ich keine Exkursion, sondern
unterzog mich der Aufsicht meiner beiden Kameele, während
sie in den nahen Durrafeldern weideten; am Abend safsen wir
um den Theetisch bis tief in die Nacht hinein, ehe wir uns
zur Ruhe begaben.
Donnerstag, den 9. Februar 1865. Kurze Zeit nach Sonnenaufgang
begab ich mich mit meinem Diener wieder an
den Flufs Setit und folgte seinem Laufe flufsabwärts. Als
Beute erjagte ich in dem dichten' Gestrüppe einen gezopften
Baümsteiger und eine hellbraune Sumpfweihe. Enten verwundete
ich, aber ich konnte sie am jenseitigen Flufsufer
nicht erreichen, da die vielen Krokodille ein Durchschreiten
des Flufsbettes gefährlich machten. Meine Wanderung erstreckte
sich bis in die Nähe des Homran-Dorfes Serheir, wo
einige Ziegenhirten mir Milch gaben; ich liefs mich nieder,
aber eine ziemlich lange Schlange schreckte mich schnell von
dem erwählten Rastplatze wieder auf. Einige hundert Schritte
weiter, lagerte ich, wenige Ellen vom Wasser, hinter und unter
einer Masse von Holz und Aesten. Es war dieser Haufe
während des höheren Wassersfandes durch den Flufs heran
getrieben worden und hatte sich hier vor einem Naback-
Grf. Kr o c k ow, Reisen u. Jagden. I. 16