Vorbedeutung; aber im späteren Verlaufe dieser Reise ist mir
nichts Schlimmes begegnet. Ich ging'bis an die nahe gegele-
nen Zelte, dort fanden wir bei einigen Heglik- und Mimosen-
Bäumen, zwei für Fremde bestimmte, von den Zelten etwa
100 Schritte entfernte Tuckel, die ’wir nach der Anweisung
eines Dorfbewöhners in Besitz nahmen. Unsere Thiere wurden
dann abgeladen, und kaum hatten wir im Schatten des
einen Tuckels unsere Lagerstellen bereitet, als, unter Vortritt
des'Scheehs, eine, Menge Dorfbewohner nebst vielen ganz
nackten Kindern uns mit einem Besuche beehrten. Unseren
Leuten wurde zugleich Lugiria,' uns aber Honigwasser gebracht.
Als die ersten Empfangsfeierlichkeiten vorüber waren,
begab ich mich an den Flufs, um weitere Beobachtungen in
der Gegend anzustellen. Das ganze Flufsbett, das übrigens
nur zur Regenzeit ganz gefüllt ist, schien 5—600 Schritte breit
zu sein, während jetzt der Streifen des fliefsenden Wassers
nur an einzelnen Stellen eine Ausdehnung, von 1Ö0 Schritten
hatte. Viel Sand und bunte, abgerundete Steine bedeckten
den trocken liegenden Theil des Flufsbettes, diesseits fielen
die niedrigen Ufer steil ab, jenseits erhoben sich mehrere bewachsene
Höhen oder steile Felsen. Eine kleine Felsenklippe
ragte aus dem ziemlich schnell fliefsenden Wasser hervor, und
dort trieben sich viele kleine, weifse Reiher, Enten, auch einige
stattliche Jungernkraniche umher. Aufserdem belebten Strandläufer,
Schnepfen, Kibitze und einzelne Raben (mit weifsem,
breiten Halsband) die Ufer des schönen Stromes, in dessen
Wellen sich dies glitzernden Sonnenstrahlen zu bäden schienen.
Mehrere Thaleinschnitte, mit dürrem Grase dicht bedeckt,
und von trockenen Rinnen für das Regenwasser durchzogen,
steigen dann und wann bis zum Flusse herab, die
höheren Theile seiner Ufer indefs sind mit dichtem, dornigen
Naback (Rhamnus nabca oder Diospyros) fast überall
bewachsen. Aufserdem sind die Mimosengesträuche, Akazien
und Heglikbäume die hier vorherrschenden Holzarten, öfters
bilden sie sogar undurchdringliche Dickichte und machen ein
vorsichtiges Umgehen riothwendig. An Rindvieh-, Ziegenund
Schaf heerden,: so wie Kameelen, ist kein Mangel, ich erinnere
mich noch einige hundert der Letzteren, meist von
brauner Farbe, in dem Flusse oder seinem sandigen Bette gezählt
zu haben.
Die Bewohner, meist Dabaina-Araber, sind von ziemlich
heller Farbe und tragen ihr dunkeles Haar meist in dünnen,
dicht an einander liegenden und wegen der häufigen Einreibung
mit Schaffett unangenehm duftenden Flechten. Auf der
linken Backe hatten fast Alle mehrere parallel laufende Querschnitte,
die starken, dicken Beine zeigten plumpe Fufsgelenke.
Bei einem der uns besuchenden Eingeborenen sah ich einen
kaum zweiFufs langen Bogen und einige kurze Pfeile mit eisernen
Spitzen und Widerhaken; trotz meiner ihm gemachten
Geldanerbietüngen wollte er sie indefs mir nicht verkaufen.
Diese Art von Sehufawaffe habe ich sonst nirgends wieder
gesehen. Der betreffende Eigenthümer derselben stammte
wie er selbst sagte, von dem Senaar her, seine Hautfarbe war
darum auch merklich dunkler, als die der hier Einheimischen.
Nachdem ich mich noch ein wenig in der nächsten Umgebung
umgesehen hatte, begab ich mich zum Lager zurück
und stärkte mich an einem leidlichen Mittagessen.
.Nachdem Siesta gehalten und die heifsesten Stunden vorüber
gegangen waren, nahm ich mein Doppelgewehr und begab
mich an den Flufs, um dort irgend ein Wild zu erlegen.
Ich sah eine Menge Wassergeflügel, doch hielten sich die
Vögel zu fern, vergeblich suchte ich einige Tauben oder Enten
zu erreichen. Als die Sonne hinter den niedrigen, buschigen
Höhen verschwunden war, trat die Dunkelheit schnell ein
und erinnerte mich, in mein Lager zurückzukehren. Beim
flackernden. Lagerfeuer vergnügten sich noch unsere Diener
hinter ihren mit Merissa gefüllten Töpfen, bis sie nach und ,
nach in Schlaf verfielen, zuletzt schlofs auch ich die Augen.
Freitag, den 23. December 1864. Vor Sonnenaufgang erwachte
ich auf meinem aufserhalb des Tuckels gemachten Lager
und fand die Luft empfindlich kalt. Unsere Diener standen
um ein loderndes Feuer, um ihre an Hitze gewöhnten, halb
Grf. Kr ockow, Reisen u. Jagden. I. XI