Unterleibes und der Brust einer so riesigen Gestalt in den
engen Raum des Grabmals nicht hinein gehen könne, gab der
Führer meinem Begleiter zur Antwort, dafs dieses Grab nur
die Darstellung von Eva sein sollte und unter muselmännischer
Herrschaft hier erbaut worden wäre.
Vor der Wissenschaft und Geschichte verschwindet natürlich
dieses phantastische Gebäude als Heiligthum und nur
dem unwissenden, wilden Wüstensohne stellt es sich als etwas
Wunderbares dar, und indem er vor dem Vorhänge, den Blick
nach Mekka gerichtet, zu seinem Propheten Möhamed betet,
wird er zum. fanatischen Glauben angestachelt.
Mein Begleiter und der Führer liefsen, ohne grofse Ver-
theidigung, meine Meinung gelten und versuchten keine weiteren
Ausflüchte zu machen. — Dem Führer gab ich ein Trinkgeld
und verliefs mit meinem Gefährten die grofse Todten-
stätte,- um durch das nördliche Thor, an einer Kaserne vorüber,
zur Landungsstelle und dann zum Dampfer zurückzukehren.
Die wenigen Nachmittagsstunden verwendete ich zuKor-
respondenzeü und lernte gegen Abend von Achmed Efendi
mehrere arabische Worte und Fragestellungen, deren Kennt-
nifs mir später sehr nützlich war.
Freitag, den 21. Oktober 1864. Längere Zeit vor Sonnenaufgang
beobachtete ich die vor mir liegende Küste. In
der Dämmerung sah ich einen gelben ätherischen Schein auf-
sprühen und über der Wüste niedersinken, ihnen folgten hellere
Farbenblitze, die weiter reichende Blicke gestatteten.
Dann erglänzten in Osten die gluthrothen feurigen ersten Sonnenstrahlen
und badeten nach wenigen Minuten die ganze Gegend
in ihrem Lichte. Die dunkelen, zackigen Gebirge unterhalb
der Sonne, das ruhige, glitzernde Meer und die darüber
hinziehenden schnell wechselnden Farben-Schattirungen gewährten
einen überaus prächtigen Anblick. Später warf ich ein,
an einer Leine befestigtes Gewicht bis auf den Meeresgrund
und fand das Wasser 18 Fufs 6 Zoll tief, während der Ebbezeit.
Ein frischer WSW.-Wind kühlte die drückende Atmosphäre
ab , und gegen Sonnenuntergang zogen in Westen
| dunkle Wolken herauf, während auch nach Mekka zu (in Osten)
starkes Wetterleuchten zu bemerken war.
Am nächsten Tage wurde das Deck unsers Dampfers gewaschen
und geputzt, was eigentlich täglich geschehen sollte,
aber die faulen Orientalen scheuen jede Arbeit und leben lieber
in Unreinlichkeit, bevor sie eine Hand zur Beseitigung
derselben bewegen. Mehrere arabische Fahrzeuge (Dau) liefen
in den Hafen, und das eine brachte auch sechs^ Europäer
aus Masaua heran, die über Suez nach Kairo zurückkehren
wollten.
Gegen Sonnenuntergang hatten wir in-Osten längere Zeit
wiederum heftiges Wetterleuchten aus den balligen, whifsen
Wolken, während ein frischer NW.- in einen leichten Nordwind
mit Eintritt der Nacht umsprang.
Sonntag, den 23. Oktober 1864. Kurz; vor Sonnenaufgang
ruderte ich in einem Boote mit einigen englischen Maschinisten
auf nahe gelegene Korallenbänke,,nahm dort ein
kühlendes Seebad und sammelte einige Muscheln undKorallen.
Darauf versuchten wir unser Glück im Angeln, dieser bei Engländern
besonders beliebten Beschäftigung. Wir zogen einige
der Meerbewohner an unseren starken Angelhaken heraus
und sie gaben später eine annehmbare Abwechselung in unserer
sonstigen Beköstigung. Der Dampfer. Nedg verliefs in
den Morgenstunden die Rhede und verschwand nachNörden,
auf Suez zusteuernd, auf dem unabsehbaren Meeresspiegel
bald unseren Blicken.
Unsere Kapitäne hofften immer noch auf Ladung, da dieselbe
aber heute noch nicht kam, wurde die Abreise für den
nächsten Glück bringenden Tag angesetzt.
Hier mufs ich bemerken, dafs die Bewohner der Küsten
des rothen Meeres, so wie auch die des Innern von Afrika
die Ueberzeugung hegen, dafs die Tage Montag und Donnerstag
Glück bringend für jedes Unternehmen sind.
Durch diesen Aberglauben wird viel Zeit vergeudet, und
dem schon an und für sich zögernden Bewohner zum Nichtsthun
weiterer Vorschub geleistet.
Gegen Abend war ein starkes Gewitter in Osten und spä