menrispen. Die Sonne sandte indefs ihre Strahlen immer glühender
auf uns herab und die Führer bogen von unserem bisherigen
Steige ab, um nach einem mehr südlich führenden
Wege zu suchen. Nach etwa'sechsstündigem Marsche fanden
auch unsere Araber den nun breiter ausgetretenen Weg, dem
wir noch etwa drei Stunden folgten. In einer flachen Sen-
kung, zwischen dem hohen Grase, sah ich meinen voraus-
eilenden Reisegefährten rechts abbiegen und nach Süden,
einigen Gebüschen zu ziehen. In nordöstlicher Richtung bemerkte
ich niedrige Hügelzüge, und, etwa eine geographische
Meile entfernt, einen hohen, abgerundeten Berg, welchen
meine Begleiter den Djebel Esehr nannten. Durch das ungebahnte
Grasdickicht den Spuren meines voranziehenden Genossen
folgend, kam ich an einigen abgeernteten Durrafeldern
vorüber und sah schon nach zwanzig Minuten niedrige Zelte
in den Gebüschen versteckt liegen. Das ganze Dorf bestand
aus einigen zwanzig Zelten, sowie einigen Rakuben (viereckige,
leichte Strohhütten) und war von einem dichten Dornenzaune
gegen das Eindringen wilder Thiere geschützt. Auf einem
sandigen Platze, wo das Vieh der Dorfbewohner zusammengetrieben
zu werden pflegt, stand auch die für Fremde bestimmte
Rakube, wo wir die kommende Nacht rasten wollten.
Die Eingeborenen bestrebten sich uns so gastfreundlich
als möglich aufzunehmen und brachten aufser Honigwasser
später auch noch Milch und Lugma für unsere Diener und
Führer. Das Dorf ist nach Osten und Süden von den Grassteppe
oder von offenen, bebauten Ländereien begrenzt, während
es nach Norden und Westen dichte Gebüsche umschlie-
fsen. Einige Muscheln und Insekten,-dergleichen ich schon
unterwegs gesucht hatte, sammelte ich auch hier ein. Ein
Paar Tauben (mit halbem Ring) erlegte ich vor1 Sonnenuntergang
und kehrte mit meiner Beute zum Lagerfeuer zurück,
das von dem Vieh der Dorfbewohner’und von zudringlichen
Hunden umlagert war. Dort trug ich mehrere Notizen in mein
Tagebuch ein, stellte meine Thermometerbeobachtungen an
und schlief dann aufserhälb der Rakube unter dem gestirnten
Himmel.
Mittwoch, den 28. December 1864. In der Dämmerung
erwachte ich auf meinem Lager, weckte die Diener und sorgte
für mein Frühstück, während jene die Kameele sattelten und
bepackten. Etwa zehn Minuten vor Sonnenaufgang setzte
sich unsere Karavane, mit einem Führer an der Spitze und
von einigen Eingeborenen begleitet, in Bewegung. Zuerst
kamen wir durch Gebüsche, dann empfing uns ein von Kakuhlbäumen
gebildeter Wald. Es sind dies die rothstäm-
migen Mimosen (Acacia gummiferä), von denen das beste
Gummi arabicum gesammelt wird. Die grofse, von den Dörfern
am Djebel Esehr nach dem Setit führende, oft weit ausgetretene
Strafse erreichten wir in dein genannten Gehölze
und bewegten uns nun in südlicher Richtung dem Flusse zu.
Wie ich während meiner ganzen Reisen zu thun pflegte, ging
ich auch diesmal mit meinem Gewehre der Karavane voran,
um entweder ein Stück Wild zu erlegen oder Naturalien zn
sammeln. So war ich etwa eine Stunde vorausgegangen und
wartete, ohne jedoch etwas von der Karavane zu erblicken.
Ich zog meine Pistole und feuerte einen Signalschufs ab, aber
keine Antwort erfolgte. Ich eilte deshalb über den ungebahnten,
selten von Wild- oder Viehwegen durchschnittenen,
schwarzen Boden, nach meinem Kompafs eine südsüdöstliche
Richtung einhaltend. Nach etwa zehn Minuten hörte ich plötzlich
seitwärts, an einer schmalen, aber sehr dichten Grassteppe
zwei Flintenschüsse fallen. Ich beantwortete dieselben und
drang durch das über mir zusammenschlagende dürre Gras,
bis ich einen Weg erreichte. Dieser war breit ausgetreten und
zeigte einige frische Kaineelspuren, die mich vermuthen Hessen,
dafs ich auf der rechten Fährte hinter meinen Leuten her
war. Einige hundert Schritte ging ich noch weiter und war
gerade mit dem Anbrennen meiner Pfeife beschäftigt, als hinter
mir durch die Gebüsche einige Kameele hervorkamen und
bald mein Reisegefährte auf einem derselben sichtbar wurde.
Ich löschte sogleich meinen sehr empfindlichen Durst und
setzte mich dann wieder auf mein Kameel. Später sah ich
einzelne Gazellen etwas vom Wege entfernt stehen, die furcht-
Grf. Krock ow, Reisen u. Jagden. 1: 12.