ben wurde. Unter einem jener Strohdächer bemerkte ich
sechs neben einander liegende schwarze Knaben und Mädchen,
die ohne Scheu von dem frechen Händler als lebende
Waare ausgestellt waren und zu sonstiger Anziehung dienen
sollten. Das von dem Sultan in Konstantinopel Unterzeichnete
Sklavenhandelverbot befindet sich wohl auf dem Papiere, aber
in Wirklichkeit besteht der Verkauf der Schwarzen nach wie
vor, nur wird er hin und wieder etwas geheimer betrieben.
In Matama werde ich noch Gelegenheit haben, mich weiter
über den dort bestehenden Sklavenhandel auszusprechen.
Aufserhalb der genannten, etwa 140 Schritte langen, doppelten
Hüttenreihen lagerten auf der einen Seite die Karavanen-
ladungen, bestehend in Gummi arabicum, Baumwolle, Kaffee,
Häuten und Durra. Daneben standen die zu verkaufenden
Kameele, Esel, Ziegen und hin und wieder einige Pferde, denen
zum Zeichen der Verkäuflichkeit ein Band von Bast um
den Hals gebunden war. An der südwestlichen Seite des
Marktplatzes befanden sich die Wasser-, Milch- und Holz-
Verkäufer, jedoch nur in den ersten Morgenstunden. Auch
getrocknete Datteln und andere Früchte, wie Wassermelonen,
Bamiam-Gemüse, Zwiebeln und kleine Portionen Salz wurden
dort verkauft. An manchen Tagen langen ganze Salzladungen
von Sauakin an, sind aber gewöhnlich sehr bald abgesetzt.
Nicht weit davon befinden sich die Brot- und Merissa-
Verkäufermnen, die auch zu anderen Diensten bereit sind und
gegen guten Bakshisz manche Intrigue befördern.
Ich begab mich in die Zeltreihen durch den Schwarm der
Eingeborenen und beobachtete die Art und Weise der Verkäufer
und Käufer. Die offenen Strohzelte der Händler sind
kaum sechs Fufs hoch und zehn bis zwölf Fufs tief. Der
Verkäufer hockt auf einer Matte, vor den Sonnenstrahlen
geschützt und raucht, scheinbar Niemand beachtend, seine
durch dienstfertige Sklaven angebrannte Wasserpfeife mit
einer gewissen, ruhigen Würde. Eine Menge Leute betasten
seine Waaren, heben, prüfen und besehen dieselben, — fragt
Einer: kam? (wieviel?) so rührt sich der Verkäufer, indem er
ruhig dem Frager seinen Kopf zuwendet und die Preissumme
nennt, dieser antwortet: lä! lä! (nein! nein!) und bietet einen
geringeren Betrag, der Kaufmann entgegnet: mä — fisch! (ich
habe nichts! oder: dafür ist es nicht!) und nimmt dem, die
Waare noch in Händen habenden Käufer den betreffenden
Gegenstand weg, wenn dieser nicht die dann erfolgende, letzte
Preissumme annimmt. Im Vorschlägen, respective Betrügen
beim Waarenverkauf sind die Araber nicht so unverschämt
wie ein bekannter semitischer Volksstamm, dagegen wissen
sie für geringe Dienstleistungen ihre Arbeit nie hoch genug
zu veranschlagen, wenn sie mit Fremden zu thun haben.
Englische Waaren und Fabrikate haben den Vorzug bei
den Eingeborenen.
Eine Menge gekoppelter, an die Stützen der Strohzelte
angebundener Esel nahmen die Mitte der von jenen Zeltreihen
gebildeten Strafse ein und ein buntes Gewühl von Eingeborenen,
Soldaten, Fremden und schwarzen Sklaven wogte
an dem immer heifser werdenden, staubigen Orte hin und her.
Ambulante Verkäufer von kühlenden Getränken, heifsen, fetten
Eierkuchen, schmackhaften Fladen oder Merissar riefen
ihre Waaren aus, andere Eingeborene gingen umher, indem
sie ihre zu verkaufenden Lanzen schwangen. Auch Bettler
trieben sich umher, und einige übermüthige Knaben verlangten
für ihre Purzelbäume, die sie vor der Menge schlugen,
einen Bakshisz. Wir Fremden wurden zwar angestaunt, aber
rücksichtslos oft in dem Gedränge von schmutzigen, neugierigen
Eingeborenen angerannt.
Auch ein Paar sogenannte Heilige, mit langem, unsauberen
Haar, eigentlieh nichts anderes, als lebendige Kehrichthaufen,
durchzogen die verschiedenen Theile des Marktes.
Diese heuchlerischen, scheinheiligen Menschen, welche
Geheimnisse zu besitzen oder Krankheiten zu heilen vorgeben,
betrügen die abergläubischen Eingeborenen und fristen
ihr Leben nur auf deren Kosten. Rosenkränze, Amulette,
Zaubersprüche und geheime Mittel verkaufend, treiben sie
sich, öfter mit Ostentation betend, zwischen ihren verblendeten
Stammgenossen herum. Wenn sie einige Gebetformeln
herzuplappern wissen, wenn ihre Prophezeihungen oder Ge