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setzten wir kurz nach Sonnenaufgang unsere Reise fort und
drangen, an den Spitzen der Sekeni-Gebirge vorbei, in enge,
wildromantische Felsenthäler, über den steinigen Boden nur
langsam weiterschreitend. Durch die kesselartigen, rings von
Felsen eingeschlossenen Schluchten schauten dann und wann
einzelne 6—800 Fufs hohe, über der steinigen Hochebene sich
erhebende Felsenspitzen hervor. Jene nur aus Felsentrümmern,
Bergen oder Steingerölle bestehende vegetationslose
Gegend mochte wohl 2 — 3 Meilen im Umkreise haben, die
Reise durch dieselbe war sehr anstrengend. Ein Paar dunkelbraun
gefiederte Berghühner erlegte ich mit meiner Flinte
gleich in den ersten Stunden und verschaffte mir so eine an- ©g
enehme Abwechselung in meinen sonst einförmigen Mahlzeiten.
Mittags lagerte ich unter einigen Mimosen und sah
dort viele schwebende, von Webervögeln gebaute Nester,
deren Eingang sich unten befand und keinem Raubthiere Zutritt
gewährte. Nachdem unsere Wasserschläuche gefüllt waren,
ging die Reise abermals weiter, endlich wurde die trostlose,
steinige Wüste durch einige belaubte Gebüsche unterbrochen,
bei denen wir zur Nacht ziemlich weiche, sandige Ruheplätze
uns bereiteten.
Mittwoch, den 9. November 1864. Ein kühler NNW.-
Wind wehte erfrischend vor Sonnenaufgang, und die nahen
steilen Felsenspitzen glänzten prächtig in dem Glanze des aufgehenden
Tagesgestirnes. Die vorher dunkelen Gebirgsmas-
sen im fernen Osten erglühten jetzt von der höher rückenden
Sonne in rosigem Lichte, und die hellen, goldigen Strahlen
stiegen nach und nach in die tieferen Landschaftstheile hinab,
auch einige Singvögel liefsen sich in den Gebüschen hören,
zwischen denen wir hinzogen.
Kaum eine halbe Stunde befanden wir uns auf dem Wege
als einer unserer jüngeren Araber von einer giftigen Schlange
gebissen wurde. Ich rieb die, Stelle kaum 4 Minuten nachher
mit aufgelöstem Ammoniaksalz ein, aber trotzdem bekam
der junge Mann sehr heftigen Speichelflufs und lag bewegungslos
am Boden. Dieser Zwischenfall verursachte "einen
längeren Aufenthalt, und wir mufsten endlich den Kranken
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auf ein Kameel festbinden, um nur weiter zu kommen.
Viel Steingerölle bedeckte unseren weiteren Weg, der uns
an entfernter liegenden Felsen vorüber, bis zu einem Chorbette
führte, wo wir uns lagerten. In der Nähe befanden sich
einige Brunnen, wohin viel Vieh während unserer mehrstündigen
Rastzeit zur Tränke getrieben wurde. Auch eine Menge
Tauben und Wild gröfserer Art war hin und wieder zu sehen.
Als unsere Karavane sich wieder in Marsch setzte, nahm ich
mein Doppelgewehr nebst etwas Munition mit und ging voraus,
um vielleicht ein Stück Wild zu erlegen. Mehrere Fährten
fand ich in dem sandigen Boden leicht auf, spürte fort und
sah einen Antilopenbock auf einer ganz kahlen Sandfläche liegen.
Durch einzelne Gebüsche verdeckt, hatte ich mich ihm
auf Schufsweite genähert, legte.mein Gewehr an, und dröhnend
wurde der Schall meines Schusses von dem nahe gelegenen
Felsen zurückgeworfen, während das getroffene Wild
eilig davon lief.
Nachdem ich mein Gewehr wieder geladen,, folgte ich
der durch Schweifs bezeichneten, nur drei Fährten markiren-
den Spur wenige hundert Schritte. Dort sah ich das verwundete
Wild, welches mich äugte, etwa hundert Schritte vön mir
stehen, ich zielte, doch während des Abdrückens machte die
Antilope einen Sprung und so verfehlte die Kugel das Ziel,
da ich darauf nicht vorbereitet war. Indem ich mein Gewehr
wieder laden wollte, bemerkte ich, dafs ich keine Kugeln bei
mir hatte und lud nun den rechten Lauf mit starken Posten
und schwerem,Schrot. Ich hatte noch bis an den Rand des
vor mir liegenden Thaies zu gehen, doch hinderten dort mich
hohe Grasbüschel und dornige Gebüsche der Fährte zu folgen.
Unwillkürlich musterte, ich die Umgegend und sah zwei
braune, nackte Knaben, die mich eifrig beobachteten. Ich
stellte mich, als sähe ich dieselben nicht, gewahrte jedoch, wie
der Eine sich tief gebückt davon schlich. Es blieb mir kein
Zweifel übrig, dafs etwas dahinter stecken müfste. Meiner
Jagd scheinbar unbekümmert nachgehend, begab ich mich indessen
in die Gebüsche, und ein letzter Schufs streckte die
aufspringende Antilope nieder. In gröfster Eile und mit vie