ich plötzlich auf der gegenüberliegenden Sandbank, auf der
die Strahlen der untergehenden Sonne ruhten, ein röthlich-
braun aussehendes, ziemlich langes Krokodill. Ich richtete
sofort mein Gewehr auf jenes Ungethüm, und die einschla-
gende Kugel, sowie der eilige Rückzug des Thieres in das nahe
Wasser sagten mir deutlich, dafs ich mein Ziel nicht verfehlt
hatte. Aber trotz längeren Wartens sah ich das verwundete
Thier nicht wieder an die Oberfläche des Wassers kommen,
es mag wohl auf dem Grunde des Flufsbettes verendet sein.
In dem sandigen Chorbett des Ombrequa traf ich alsdann
mehrere Löwenspuren, kehrte aber ohne Verzug mit meinem
Begleiter zu unserem Lagerplatz zurück, den wir gleichzeitig
mit den nachkommenden Hirten erreichten. Die Käme'ele,
Pferde und Ziegen wurden dicht zusammengetrieben und drei
Feuer davor, zur Abwehr der Raubthiere, angezüridet. Sie
wurden bis tief in die Nacht hinein in vollem Brand erhalten.
Ein fernes, dumpfes Löwengebrüll erscholl längere Zeit von
der Flufsseite her, auch die Kälte erweckte mich früh und
trieb mich von meinem Ruhelager an das Feuer, wo ich meine
erstarrten Glieder wieder erwärmte. Gegen vier Uhr Morgens
erwachten auch die Anderen nach einander aus ihrem
Schlafe, verrichteten ihre Gebete und sahen dann, ob bei den
Thieren alles in Ordnung.
Mittwoch, den 15. Februar 1865. Ungefähr eine halbe
Stunde vor Sonnenaufgang setzte sich unser Zug in Bewegung.
Eine Viertelstunde folgten wir dem Chorbette in nördlicher
Richtung und bogen darauf nordöstlich in dichte Gebüsche
‘ein. In Folge schlechten Packens fielen die Kisten,
womit zwei Kameele beladen waren, zur Erde herab, was die
Weiterreise sehr verzögerte. Indessen kamen wir wieder auf
frische Elephantenspuren, wir durchschritten dornige Gebüsche
und stiegen an den Flufs in der Gegend der Insel Om-
hager herab.
Der Name Omhager, d. h. Mutter der Steine, ist sehr
bezeichnend; denn eine Masse von Felsstücken und grofsen
und kleinen Steinen bedeckten die Ufer und engten den Flufs
ein. Ueber eine sandige Ablagerung ging ich dann durch die
Strömung, deren Wasser mir bis über die Kniee reichte. Ehe
wir an das Ziel unserer Reise gelangten, mufste ich noch
vier Mal den Flufs durchschreiten und sehnte mich deshalb
nach einem etwa neunstündigen, rastlosen, beschwerlichen
Marsche, nach einem schattigen Ruheplätzchen. Während
mein Oberkörper unter der starken Hitze übermäfsig litt,
fühlte mein nasser Unterkörper nichts von der erschlaffenden
Gluth. Als wir auf einer Art Halbinsel, von den Arabern
Debebi, von mir Jungferninsel genannt, angekommen waren,
bemerkte ich — nachdem meine Füfse getrocknet — dafs
meine Stiefel unbrauchbar geworden und meine Kleidung an
manchen Stellen zerrissen war. Auch im Gesicht, an Händen
und Armen hatten die Dornen manche blutige Spuren zurückgelassen.
Mehrere Affen, Antilopen, Gazellen und vielerlei
Wasservögel wurden "während des ganzen Marsches nahe den
Flufs ufern von mir bemerkt, auch tauchten die Köpfe einiger
Flufspferde aus ihrem nassen Elemente hervor. Mehrere schattige
Naback- und Heglik-Bäume, die wir endlich erreichten,
gaben uns hinlänglichen Schutz vor der Sonnengluth. Mein
Reisegefährte und ich lagerten unter vier oder fünf solcher
Stämme, die sich laubenartig oben zusammenneigten. Dort
stellte ich auf einer Seite mein eisernes-Reisebettstell, sowie
meine Koffer auf unterliegende grofse Steine, um so der Zudringlichkeit
der Termiten einigen Einhalt zu thun, hing Waffen,
Geschirre und Taschen an Baumäste auf, und mein neues
Lager war zu meinem Gebrauche fertig. Wie genügsam man
in der Wildnifs von Ostafrika wird, wie sich die Zahl der Bedürfnisse
nach und nach immer mehr verringert, lernte ich
an mir kennen. Ich bin jetzt selbst erstaunt, dafs ich damals
diese Einschränkungen und Entbehrungen so gleichmüthig
ertrug. Mein Reisegefährte nahm den anderen, östlich, mir
gegenüber, gelegenen Th eil der etwa dreifsig Schritte langen
Laube ein, neben unserem Lager standen die geladenen Waffen,
stets zum Gebrauche bereit. Unsere Diener, sowie die
Ziegen und Kameele hatten sieh ganz nahe unserer Ruhestätte
niedergelassen, die Araber befanden sich aufserhalb derselben.
Eine Menge Dornenäste wurden abgehauen und als Zaun um