den Morgenstunden wehte indefs ein erfrischender NNW.-
Wind, der auch später noch die heifse Luft etwas ab kühlte.
Während unsere Thiere sich ihr Futter suchen mufsten,
bereiteten wir an dem Feuer unser Wildpret. Nach kurzem
Mittagschlummer weckte ich dann die Diener und Führer,
die Thiere wurden herbeigeholt, bepackt und die Reise um
3 Uhr Nachmittags fortgesetzt.
Bei erfrischendem Nordostwind ging es wieder abwechselnd
bald durch- Mimosengesträuch, bald durch die hohen,
dürren, im Winde wogenden Grasebenen weiter. Als es schon
ziemlich dunkelte, kamen wir zwischen Durrafeldern hindurch;
unsere Kameele bissen öfter in die nahen, verlockenden Durrastengel
hinein und wufsten die Fruchtkolben sehr gut abzubrechen,
um sie sich während des Gehens wohlschmecken zu
lassen. In der Ferne hörten wir HundegebelT und wufsten
nun, dafs wir uns nahe bei einem Dorfe oder Lager von Eingeborenen
befanden. Den eigentlichen Karavanenweg verlassend,
bogen wir in Gebüsch ein nach der vermuthlichen
Gegend des Dorfes zu, aber der ungebahnte Pfad setzte uns
bei der Dunkelheit manche Schwierigkeiten entgegen. Nach
einiger Zeit bemerkten wir Licht aus ;der Ferne herüberschim-
mern und. erreichten dann auch ein aus etwa einigen dreifsig
Tuckeln bestehendes, von einem grofsen Dornenzaune umgebenes
Dorf. Mein Reisegefährte lagerte dicht an dem Letzteren
und gestattete seinen Dienern nicht, sich nach den nahe
gelegenen Hütten zu begeben, um nicht wieder in ähnliche
Verlegenheit, wie an jenem Abend, auf der Reise nach Alge-
den, zu kommen. Die uns anbellenden Hunde wurden von
den gastfreundlichen Eingeborenen bald vertrieben und unseren
Leuten ein reichliches Gericht Lugma gebracht. Die
Nacht verlief aufserdem ruhig.
Freitag, den 16. December 1864. Mit Sonnenaufgang war
unsere Karavane wieder in Bewegung, ich selbst hielt mich
noch längere Zeit mit dem Einsammeln einzelner Naturalien
auf. Unser Weg ging viel bergauf und bergab, so dafs ich öfter
zu Fufs gehen mufste, um meinem armen Esel nicht zu sehr
zur Last zu sein. Ich hatte deshalb manche Mühen zu bestehen,
und es war mir eine sehr willkommene Gelegenheit, dafs
ein hinter mir und meinem Diener herkommender Einffebo-
rener mir gegen Tausch, und Zugabe einiger Maria-Theresien-
Thaler. eine' starke Schukrie-Kameelstute anbot. Durch meinen
Diener ordnete ich die Angelegenheit und liefs eine Stunde
später, in einem weiten, öden Thale angelangt, meinen Esel
an den dort befindlichen Brunnen zurück. Viele Eingeborene
umringten uns hier, dann begleitete mich der bisherige Besitzer
meines erkauften Käme eis bis zu dem noch etwa eine
kleine halbe Stunde entfernten Handelsdorfe El Quedaref.
Ein frischer Nordnordostwind wehte seit Sonnenaufgang und
erleichterte das Weiterkommen, so dafs ich etwa eine Stunde
nach meinem Reisegefährten in dem weiten, von einem Dornenzaune
umschlossenen Hofe des koptischen. Händlers Malern
Chayl, dem Stiefbruder des verstorbenen Malern Goergis,
anlaügte. Mein Handel war bald vollends in Ordnung gebracht
und ich wurde über das gute Geschäft, das ich.gemacht hatte,
fast etwas beneidet. Ich war sehr zufrieden, nun ein zweites
Kameel zu haben; auch hat das Thier bis zu Ende meiner Reisen
wohl ausgehalten,rieh liefs es aber dann, da es sehr heruntergekommen
war, verkaufen..
Von dem Besitzer des Handlungshauses und dessen Bruder
wurde ich freundlich empfangen und man wies mir und
meinem Reisegefährten eine für Fremde bestimmte Tuckel
zur Wohnung an. Die beiden Brüder sprachen nur arabisch,
so dafs ich nur hin und wieder einzelne Worte in die Unterhaltung
einschalten konnte.' Sehr, erfreut war ich dagegen^
einen Landsmann, Herrn Bühler aus Baden, Mitglied der Missionsstation
in Matama, hier anzutreffen, welchem ich manche
Nachrichten und interessante Mittheilungen, besonders über
die Verhältnisse im Lande Galabat und den Weg dorthin zu
verdanken habe.
Die Lage El Quedarefs ist wenig anziehend, denn kein
gröfserer Baum, kein Garten, selbst nicht einmal Gebüsche
sind in dem weiten, nur mit dürrem Grase bewachsenen Hügellande
zu sehen. Der Ort selbst besteht aus mehreren hundert
Stroh-Hütten, Rakuben und wenigen Palmenmatten