die Wasserfläche des Atbara in Sicht. Durch eine ausgetrocknete
Vertiefung über Felsen und steinigen Boden ging es weiter,
an einer Stelle sprang vor uns eine Menge fliehender Paviane
auf und eilte in die Gebüsche nach dem Flusse zu, dann
dehnte sich wieder um uns die öde trockene Grassteppe aus.
Der Führer hatte aber in der Dunkelheit den Weg verloren,
und wir mufsten uns durch dichte Gestrüppe und scharfe
Dornen eine halbe Stunde lang in verschiedenen Windungen
durchschlagen, ehe wir auf die grofse, breit ausgetretene Ka-
ravanenstrafse nach Quedaref kamen. Auf -dem zersprungenen,
schwarzen, hier mit Gras bedeckten Boden zögen wir
bis gegen 9 Uhr Abends" weiter und schlugen an einer kahlen
Stelle unser Nachlager auf. Ich liefs bei dem Lagerfeuer meinen
Thee von meinem Diener bereiten, während ich selbst
meinem Tagebuche noch die letzten Erlebnisse anvertraute.
Mittwoch, den 14. December 1864. Als die Sonne mit
ihren ersten Strahlen im Osten die fernen Kuppen desDjebel
Kassala und Abu Gaml beleuchtete, waren die Thiere wieder
beladen, und wir befanden uns schon auf dem Wege. Wir
begegneten mehreren hundert Kameelen (Schukrie - Thiere)
und hörten, dafs dieselben nach Gnteregypten transportirt
werden sollten. Der Charakter der Landschaft hatte übrigens
wenig Erfreuliches aufzuweisen, höchstens niedrige Büsche
und vereinzelte Grashalme, die auf dem festen, aufgesprungenen,
schwarzen, hin und wieder hügeligen Boden sich abwechselten.
Um 12 Uhr Mittags machten wir unter einem einzelnen
Heglik-Baume Rast und lagerten im Schatten seiner dichten,
dornigen Zweige, während unsere Reit- und Pack-Thiere auf
der dürftigen Steppe mit vieler Mühe sich einiges Futter suchten.
Nach mehreren Stunden wurden die Thiere zusammengetrieben,
gesattelt, aufgepackt und die Reise fortgesetzt.
Unser Weg führte über harten schwarzen Boden, an vereinzelten
Gebüschen vorüber, dann trafen wir einige, mit Gummi
und Durra beladene Kameele nebst ihren braunen Herren;
auch waren einige Negersklaven, noch Kinder, bei dem Zuge.
Auf der unabsehbaren, ermüdenden Ebene liefs sich sonst kein
Thier blicken, Himmel und Steppe' boten keinen Haltepunkt
dem ruhelos umherirrenden Blicke. Wir kamen etwa eine
Stunde vor Sonnenuntergang in die Nähe des Flusses Atbara
und lagerten an einigen Gebüschen, jedoch nur so lange, bis
die ausgesendeten Diener für die Weiterreise frisches Wasser
in unsere Lederschläuche gefüllt hatten. Während dieser
Zeit erlegte ich ein Paar Tauben und fand erst bei der
plötzlich eingetretenen grofsen Dunkelheit, nachdem mein
Reisegefährte meinen Signalschufs beantwortet hatte, die
schon reisefertige Karavane wieder ; doch zogen wir nur etwa
eine Stunde weiter in die immer nackter werdende Steppe und
bereiteten dort unser Nachtlager. Bald liefsen mich auch die
letzten Strapazen am prasselnden Feuer in festen Schlaf verfallen
.D
onnerstag* den 15. December 1864. Sehr früh weckte
mein Reisegefährte unsere Diener, und bei Mondschein um
2 Uhr Morgens setzte sich unsere Karavane wieder in Bewegung.
An dem Wege lagerten mehrere Karavanen, wir kamen
an ihnen vorbei und zogen bergauf, bergab, dann auf wellenförmigem
Boden weiter. In den ersten Stunden durchwanderten
wir vereinzelte Gebüsche und gelangten dann in einige
mit hohem, hinsenartigen, dürren Grase überkleidete Steppen.
Von einer Erhöhung aus bemerkte ich mehrere, schnell über
die Ebene laufende Perlhühner (Numidia ptylonorhyncha) und
schofs, nachdem ich dieselben in dem hohen Grase eine Strecke
verfolgt hatte, zwei Stück derselben bei ihrem Aufsteigen herunter.
Ein drittes erlegte ich später in der Nähe unserer weiterziehenden
Karavane. Ich bestieg dann meinen Esel, vertheilte
das Wildpret an die Diener zum Abrupfen des Geflügels
und suchte meinen zu Kameel voranreitenden Reisegefährten
bald einzuholen. Ueber hügeligen, steinigen, mit wenigem
Oshar-Gesträuch bewachsenen Boden wälzte sich dann
der Zug wieder zwischen dem 6— 7 Fufs hohen Binsengras
weiter, erst um 10^ Uhr Vormittags wurde bei einigen Mimosengesträuchen
Halt gemacht, wo wir Holz für ein Feuer und
dürftigen Schatten für unsere ermüdeten Körper fanden. In