Vei gangenlieit versenkt. Die Hyänen waren sehr zudringlich,
die beiden Feuer auf dem Hofe schürte ich daher nochmals
an, ehe wir uns gegen Mitternacht in
unser beiderseitiges
Schlafgemach zur Ruhe zurückzogen.
Mittwoch, den 18. Januar 1865. Nach dem Frühstück
begab ich mich in die nahen Durrafelder, während mein Diener
mit den Kameelen zumFlufs ging, um die Thiere zu tränken
und frisches rl rinkwasser in den Lederschläuchen zurückzubringen.
Ueber die Saat und Ernte des Getreides erhielt
ich von meinem neuen Jagdgenossen eingehende Kunde. Die
Regenzeit tritt nur einmal, aber in den verschiedenen Gegenden
Ostafrikas zu verschiedenen Zeiten ein. Hier sind es die
Monate August bis Anfang Oktober, in denen Gewitter, Regenschauer
und düstere Wolkenschichten den sonst so klaren
Himmel trüben, während die Regenzeit am Rothen Meere vom
November bis Ende Januar währt. Wollen die Bewohner ein
ausgewähltes Stück Land mit Getreide bebauen, so zünden sie
vor Anfang der Regenzeit das meist acht bis zwölf Fufs hohe,
dürre Gras bei günstigem Winde an. Auch viele Bäume werden
durch den Brand vernichtet, und der schwarze Boden bedeckt
sich dicht mit Asche. Die Letztere, durch- die ersten
Regen in den Boden gespült, :dient als gutes Düngemittel,
und sobald dergestalt der sonst steinharte Boden von dem
Regenwasser durchzogen und locker gemacht ist, beginnen
die Eingeborenen ihre Saatarbeiten. Weiber, Kinder und auch
die Männer, thun, wie bei uns die Arbeiter zum Legen von
Runkelrüben, den Durrasamen in.ein Tuch, machen mit einem
Holze ein Loch von zwei Zoll in den Boden, stecken zwei oder
drei Kerne hinein, schliefsen dasselbe und verrichten sechs
bis sieben Fufs weiter dieselbe Arbeit. Die Reihen befinden
sich sechs bis acht Fufs von einander, einzelne Stangen mit
Zeugstreifen oder hochliegende Wächterposten dienen zum
Vertreiben der sich in Massen bei der Reife des Getreides einfindenden
Thiere. Nach etwa vierzehn»Tagen sind die jungen
Saatpflanzen zwei bis drei Fufs hpch, sie werden dann durch
Jäten rings herum von Unkraut gereinigt. Nach acht öder
zehn Wochen sind die Durrastengel zu einer Höhe von zehn
bis zwölf Fufs emporgeschossen, ihre reifen Samenkolben
und die langen schilfartigen Blätter im Winde hin und herwiegend.
Mit Messern bewaffnet, schreiten die Besitzer nun
durch ihre Felder und schneiden die Kolben ab. Weiber und
Kinder tragen sie auf einen offenen Platz im Felde zusammen.
Neben diesem Haufen werden zwei bis drei Fufs tiefe, breite
Löcher zum Ausschlagen der Frucht gegraben. Diese ganze
übrige Arbeit ist nach zehn bis zwölf Tagen beendet. Leute,
die verschiedenfarbigen Samen gesäet haben (weifsen, gelben^
rothen oder dunkelen), sortiren denselben vor dem Ausklopfen,
die losen Körner werden in runden, drei bis vier Fufs
tiefen Gruben aufgespeichert, und durch Ueberschütten mit
Erde, in runden Haufen, gegen Wetter oder die Nachstellungen
von Thieren gesichert. Danach streifen Rindvieh- und
Ziegenheerden, Kameele und andere Hausthiere durch die
abgeernteten Felder, um an den Blättern oder verlorenen
Fruchtkolben noch ein saftiges, nahrhaftes Futter zu finden.
Die wilden Thiere, besonders Elephanten, Antilopen und Büffel
vernichten freilich oft in einer Nacht die Hoffnungen vieler
Familien, diese müssen sich dann auf die Gastfreundschaft
ihres Dorfes verlassen und von wilden Früchten und dergleichen
ihr Leben bis zur nächsten Saatzeit zu fristen suchen.
Durch grofse Feuer oder laute Tamtamschläge lassen sich die
wilden Thiere nicht vertreiben, wohl aber, wenn man über
Wind an sie heranzuschleichen sucht.
Gegen Abend erholte ich mich von den wieder nothwendig
gewordenen Schneiderkünsten durch eine Jagdexkursion.
Auf dem Platze an dem Wege nach dem Setit angekommen,
wo die dornigen Gebüsche beginnen, safs ich kaum eine
halbe Stunde, als mehrere Ketten Perlhühner, zu zehn bis
achtzehn Stück, vorsichtig aus den Gebüschen heraushuschten,
die Gegend äugten und dann hinter einander ganz sorglos
ihren Führern folgten. In meiner Nähe kam endlich e?n
gröfseres Volk Perlhühner aus dem Walde. Mit zwei Schüssen
erlangte ich drei Stücke Wild und verfolgte nutzlos noch
•zwei verwundete Perlhühner in dem hohem Grase, bis ich
Grf. Kr o c k ow, Reisen u. Jagden. I. 15