dem Dorfe entfernt, schofs ich auch zwischen den Gebüschen
bis kurz vor Sonnenuntergang sechs Stück, welche mir später
zur Abendmahlzeit dienten. Als es dunkelte, wurden die
Dornenäste an den Umzäunungen fest gelegt, weil zahlreiche
Raubthiere hier die Nacht ihr Unwesen treiben und selbst
Löwen dieses Dorf öfters besuchen sollten. Bei dem Scheine
des Lagerfeuers packte ich einige Gegenstände in zwei meiner
Kisten um, nagelte dieselben zu und stellte sie zu den
Sachen des Elephantenjägers,, indem ich dem Diener auftrug,
seinem Herrn zu melden, dafs ich in etwa vierzehn Tagen
hierher zurückkehren würde.
Nachdem das Feuer ganz nieder gebrannt war, kamen
mehrere Hyänen an das Dorf, aber die beiden tapferen Hunde
machten erfolgreiche Ausfälle auf jene zudringlichen, besonders
den Ziegen und Eseln nachstellenden Bestien. Eine kurze
Zeit darauf erhoben auch die anderen Dorfhunde ein anhaltendes,
wüthendes Bellen, Brummen und Knurren, aber alle
hielten sich innerhalb der dornigen Umzäunung. Ein Araber
huschte zugleich an mir vorbei, um nachzusehen, was für ein
Thier den allgemeinen Allarm unter den Hunden verursachte
und rief mir plötzlich zu: „Azed hinnäk!“ („Ein Löwe ist
dort!“ ) Kaum dreifsig Schritte von mir entfernt, sah ich ein
Paar leuchtende Punkte zu mir herüber schauen und feuerte
schnell, so gut ich konnte, mein Pistol nach jener Richtung
hin ab. Darauf hörte ich einige Aeste brechen, dann trat wieder
Ruhe unter unseren vierbeinigen Wächtern ein, so dafs
ich bis Sonnenaufgang eines guten Schlafes genofs.
Donnerstag, den 29. December 1864. Als ich mich von
meinem Lager um Sonnenaufgang erhob, fand ich das Feuer
schon entzündet und unternahm, während mein Diener das
Frühstück für mich bereitete, einen Gang in die Umgebung, um
zu sehen, welchem Raubthiere wir den Höllenlärm während
der Nacht zu verdanken hatten. Ich war nur fünfzehn Schritte
aufserhalb der Umzäunung und gerade meinem, dicht an der
Hecke gelagerten Kameele gegenüber, als sich mir tiefe Spuren,
offenbar die Abdrücke von Löwentatzen, in dem Boden
zeigten. Die Witterung meiner Kameele hatte jenes Raubthier
wohl herangelockt, aber mein Pistolenschufs schien es
von weiterem Angriffe abgeschreckt zu haben.
Nach meinem Frühstück ühergab ich dem Diener des
Elephantenjägers und einem Araber, der den abwesenden
Hausherrn vertrat, im Beisein einiger Zeugen, meine Kisten
und andere Gegenstände. Mein Reisegefährte miethete dagegen
hier, einen Führer und ein Kameel für die Reise nach
Kassala und wieder hierher. Einigen der Dorfbewohner
wurde auch der Auftrag gegeben, binnen 10—12 Tagen bis zu
unserer Rückkehr eine Rakube von einiger Gröfse für uns zu
erbauen. Nachdem alle diese Angelegenheiten geordnet, unsere
Kameele etwas mit Durra gefüttert waren und ich einen kurzen
Brief an F. Muche geschrieben hatte,-den ich dem Diener
desselben übergab, wurden die Thiere bepackt und Alles
zum Auf bruch gerüstet. Die Sonne stand schon ziemlich hoch,
bevor wir das Dorf Therat in der Gesellschaft einiger Eingeborenen
verliefsen, die uns bis in die Mitte der Durräfelder
das Geleit gaben. Hier fanden wir viele Eingeborene, welche
zudringliche Vögel von den überhalbreifen Durrastangfen: und
ihren Fruchtkolben zu verscheuchen suchten. Mit meinem
Diener gerieth ich auf einen anderen Weg, holte aber meinen
Reisegefährten bei dem Dorfe, wo wir gestern gelagert hatten,
noch rechtzeitig ein. Als wir zu der Stelle gelangten, wo
wir gestern die Elephantenspuren bemerkt hatten, fanden wir
eine Menge ganz frischer Fährten, die Thiere mufsten in letzter
Nacht oder um Sonnenaufgang in bedeutender Anzahl hier
an den Flufs herab gezogen sein. Ueber eine halbe Stunde
konnten wir die Verwüstungen gewahren, welche die Kolosse
rings in dem hohen, dürren Grase oder den fast undurchdringlichen,
dornigen Mimosengesträuchen angerichtet hatten. Als
wir das Ende des. geraden Weges in dem Walde erreicht hatten,
mufsten wir uns mühsam durch die hier sehr dichten
Dorngebüsche winden, wobei ich einen Theil meiner Bekleidung
total zerrifs und manche blutige Hautschramme davon
trug. Endlich lag das Dickicht hinter uns, und wir zogen
über einige sehr steile, steinige Hügel dem Flufsufer des
Setit zu.