verwendet werden. Die breiten Blätter gewähren aufserdem
dem müden Wanderer reichlichen Schatten und die abgetrockneten
Blattstiele leicht brennbares, gutes Feuermaterial.
Die von mehreren Reisenden so viel gelobten Palmen
halten, meiner Ansicht nach, keinen Vergleich mit unseren
Eichen oder Buchen aus. Mag auch die Palme in ewiger Jugend
prangen und ihre immergrüne Krone hoch gen Himmel
erheben, so bleibt sie doch monoton in ihrer Form. Nur wenn
der Wind ihr Haupt umkost und mitdenlangen, weichen Haaren
sein verliebtes Spiel treibt, oder wenn das Mondlicht ihre Stirn
küfst, dann ertönt ein geheimnilsvolles Wehen zu dem Fremdling
nieder, der ihrer Sprache lauscht, und ein seltsames Gefühl
umschleicht das Herz des stillen Hörers. Aber nur zu
oft läfst sich der phantasiereiche Reisende von der Macht des
augenblicklichen Eindruckes umstricken und zu schwärmerischen
Schilderungen hinreifsen, die der Wirklichkeit nicht entsprechen
und leicht falsche Begriffe erzeugen und verbreiten.
Die Schönheiten unserer Heimath dürfen sich oft getrost mit
denen der Tropen messen-
Um 4 Uhr Nachmittags hätten wir 29 Grad im Schatten
und setzten unsere Reise bei heftigem NW.-Wind in dichtem
Sandtreiben fort. Ich nahm zum allgemeinen Erstaunen der
Araber eine mich schützende Brille vor meine Augen, aber
der Sandsturm wurde zuletzt so dicht, dafs die Sonne nicht
zu sehen war und mehrere unserer Araber vorsichtig vorausgehen
mufsten, den kaum sichtbaren Karavanenweg zu suchen.
Von der Umgebung war nichts zu gewahren, und mühsam
legte ich den holperigen, steinigen Weg auf dem Rücken
meines Reitkameels zurück. Nach mehreren Stunden schwieg
der Wind, und nun wurden, die vor mir gehenden, dicht mit
Sand bedeckten Kameele wieder sichtbar. Als die Sonne unterging
verrichteten unsere Araber ihre Andacht, indem sie
ziemlich mechanisch ihre Gebetförmeln recitirten, wohl in
Betracht der üb erstandenen, gefährlichen Beschwerden, die
uns die Witterung in den Weg gelegt hatte.
Montag, den 7. November 1864/ O“ Von dem harten unbequemen
Nachtlagerplatze brachen wir kurz nach Sonnenaufgang
auf, die Richtung nach Süden einschlagend, während östlich
ein 4—500 Fufs hoher, rauher Gebirgsrücken sich hinzog.-
Der Himmel war klar, und wir passirten eine Sandwüste, in
der nur wenige Tamarisken, Gras,büschel und einzelne Fächer-
.palmen sich zeigten. Gegen 9 Uhr Morgens erhob sich ein
kühler NNO.-Wind; wir stiegen zu. einer sehr steinigen Hochebene
empor und durchzogen mehrere sehr enge Felsenspalten.
Das eine der beladenen Kameele mufste abgepackt und
die beiden Kisten von den Arabern hindurchgetragen werden,
auch wurde der Weg. sehi* felsig und unsicher. Ich ging zu
Fufs um nicht möglicherweise “mit dem Kameele zu stürzen.
Wir liefsen einige kleine Thäler zur Seite liegen und betraten
endlich die von schwarzen Steinchen bedeckte Hochebene,
wo wir in einer leichten. Senkung, unter einigen belaubten
Bäumen, Halt machten, bis die gröfste Hitze vorüber gegangen
war, Die Luft war sehr warm, erst gegen 5 Uhr konnten
wir die Weiterreise fortsetzen und kamen bei hellstem Mondscheine
über mehiere trockene Chors, viel Gerölle und weite,
nackte Felsenablagerungen dem höher gelegenen Gebirgs-'
passe immer näher. Nach einem anstrengenden, mühevollen
Marsche bergauf undbergab langten wir gegen 11 Uhr Nachts an
einer Stelle an, wo unsere Araber blieben, weil einige belaubte
Bäume den hungrigen Kameelen kärgliches Futter gewährten.
Die Umgebung bot weit und breit nur Steine und zerklüftete
Felsstücke dar, die den Boden bedeckten, und die ganze Landschaft
sah rauh und unwohnlich aus ; kaum waren einige Holzstücke
zu einem Lagerfeuer zu finden.
Dienstag, den 8. November 1864. Die letzte Nacht war
sehr kalt gewesen, und am Morgen bedeckte ein starker Thau
die ganze Gegend. Die klar aufgehende Sonne nahm jedoch
den feuchten Niederschlag bald fort, da aber unsere Araber
in der Nacht sehr gefroren hatten, so ging es langsam mit dem
Aufladen der ermatteten Kameele. Ich konnte nun die Reihen
zackiger Felskegel deutlich gewahren, die sich dicht an unserem
Lagerplatze befanden, während in gleicher Weise wild
durch einander geworfene Felsenblöcke den sichtbaren Theil
der Hochebene bedeckten. Bei ganz wolkenlosem Himmel