bis zur Eisenbahn und war mit dieser eine halbe Stunde später
wieder in Alexandria.
Ich kam grade zur rechten Zeit in mein Hôtel an, um mich
nochmals an einem frugalen Mahle zu stärken, ich that den'
Speisen, aufser den mir nicht behagenden arabischen Gerichten,
alle Ehre an, und kostete vorzüglich das delikate Obst:
Granatäpfel, Melonen und Trauben. Einige Stunden später
nahm mich Müden das von Mücken umsummte Nachtlager auf.
Donnerstag, den 29. September. Die aufgehende Sonne
warf ihre ersten Strahlen an die Fenster und weckte mich aus
meinem, ohnehin während der Nacht vielfach durch kleine
Bettgenossen gestörten Schlummer. Nach einem schnellen
Frühstück wurden die Sachen an die Hausthür geschafft und
dort auf bereitstehende, schwerfällige Ochsenkarren verladen,
während wir zu Esel nebenher zum* Eisenbahnhofe trabten.
Die nicht sehr .grofsen Räume des Eisenbahngebäudes waren
mit allerlei Gesindel, schreienden Ausrufern, schmutzigen Bettlern,
halbnackten Soldaten und Eingeborenen aller Art gefüllt.
Mit grofser Mühe waren alle unsere Reise-Effekten endlich
aufgegeben, und wir fanden Platz in einem der nicht sehr
comfortabeln, aller Reinlichkeit und Ordnung ermangelnden
Wagen. Um 8 Uhr Morgens setzte sich der Zug in Bewegung
und eilte im Fluge an mehreren, auf geringen Erhöhungen
in dem weiten Nilthale liegenden Dörfern vorüber. Nur
Gras, kurzes Gestrüpp, Kanäle oder weite überschwemmte
Ländereien, aus deren Mitte selten eine dunkle Tamariske hervorragte,
bildete die umliegende Landschaft. Nach etwa zwei
Stunden sah ich auf der Ebene ein grofses militärisches Zeltlager
nicht fern von der Bahn liegen, in dem sich viele Ka-
meele, besonders aber eine Menge Reiter befanden.
Der Nil, der uns immer zur Seite blieb, ist in diesem Jahre
um 6 Zoll niedriger, als es dasNormalmaafs seines Steigens erfordert,
und die Ueberschwemmung erstreckt sich defshalb
nicht weit genug über die nach befruchtender Feuchtigkeit
schmachtenden Ländereien. Einige Male kamen wir dicht an
die Nilufer heran und bemerkten eine Menge Fahrzeuge von
verschiedener Gröfse, auch hin und wieder ein Dampfschiff,
das von dem Rücken des breiten Stromes getragen wurde.
Die meist langen Wimpel und Flaggen aller europäischen
Nationen flatterten von den Spitzen der Masten herab, der
Wind schwellte die langen, dreieckigen Segel und trieb die
Fahrzeuge, gegen die starke Strömung ankämpfend, flufsauf-
wärts. Besonders war die englische Flagge zahlreich vertreten,
denn bekanntlich treiben hier ganze Familien sich Monate
lang auf dem Nilstrom herum, bezahlen enorme Preise, wollen
alles nach englischer Art eingerichtet wissen, und haben so die
habsüchtigen Eingeborenen, als Schiflfseigenthümer oder Arbeiter,
zu unverhältnifsmäfsig hohen Forderungen für ihre
Dienste heraufgetrieben. Um ¿11 Uhr fuhr unser Zug mit mä-
fsiger Schnelligkeit über die, den breiten gelben Nilstrom überspannende,
eiserne Brücke bei Café Sahriaht, um auf dem ändern
Ufer in dem Bahnhofe etwa 20 Minuten lang Mittagstation
zu halten. Eine Menge von Volk, sowie Brot-, Früchteoder
Wasser-Verkäufer belagerten die Ausgänge der Wagen,
und da ich nicht aussteigen wollte und doch eine gewisse Leere
in meinem Magen verspürte, ergriff ich die Gelegenheit, eine
gebratene Taube, Brot und einige schöne Früchte von den zudringlichen
Händlern zu nehmen. Eine Menge Fabriken und
andere Gebäude, nach europäischem Muster erbaut, hegen hier
in ziemlicher Anzahl bei einander. Sie sind durch diese Hauptstation
hervorgerufen worden und scheinen sich immer mehr
und mehr zu heben und zu vergröfsern.
Nachdem die bestimmte Haltezeit abgelaufen, ertönten die
Signale zur Abfahrt, und fort ging es in beflügeltem Laufe in
dem auf eisernen Glocken ruhenden Schienengeleise der nächsten
Station, Stadt Tanda, zu. Diese an einem Hügel gelegene
gröfsere Stadt erreichten wir um 112 Uhr, Baumwollenpflanzungen
reihten sich vor dem Orte her, und daran schlofs sich
der weite Marktplatz an, der besonders meine Aufmerksamkeit
rege machte. In dichtem Ge wühle ebbte und fluthete die bunte
Schaar der Marktbesucher, theils zuFufse, theils zu Esel, theils
hoch zu Kameel, auf dem Platze hin und her und gewährte
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