los zu uns herüber blickten, ich stand jedoch davon ab, Jagd
auf sie zu machen.
Nachdem wir etwa drei Stunden auf dem gröfstentheils
schwarzen, sehr fruchtbar aussehenden, zersprungenen Boden
weiter gezogen waren, senkte sich das Land merklich immer
mehr abwärts, etwa fünfzehn Minuten weit fiel es bis an das
Flulsbett des Setit ab und gestattete von seiner obersten Terrasse
eine Aussicht in das tiefer liegende Land, Von dem
Bücken meines Kameeles schweifte mein Blick üher die niedrigen
Gebüsche hinweg, und die.Wildnifs mit der ganzen
Grofsartigkeit ihrer unberührten Natur entfaltete sich vor
meinen Augen. Das Sonnenlicht blitzte schimmernd über die
unendliche Einöde hin und ruhte auf den riesenhaften Tropengewächsen
der Wildnifs. Feierliche Stille war rings ausgebreitet
, die ganze Natur schien noch O " CD unent weiht von dem
Fufstritte eines Menschen, wie wenn sie eben erst aus der
schöpferischen Hand Gottes hervorgegangen wäre.
Nach Süden zu dehnte sich flaches Land bis an den Horizont
aus, wo es von zwei vereinzelten zackigen Felsenbergen
begrenzt wurde, während im Südosten ein Theil der abyssi-
nischen Gebirge von Wolkait hervortraten. 'Von dem tiefliegenden
Wasserspiegel des Setit war nur wenig zu sehen, aber
einzelne, dicke Baobab erhoben sich am jenseitigen Ufer
auf einigen niedrigen Hügeln. Mimosengebüsche bedeckten
gröfstentheils die Landschaft, sie waren aber damals, wie
auch die gewaltigen Baobab-Bäume in dem tieferen Theile
des vor mir liegenden Flufsthales blätterlos. Rin Zug von
Kranichen,, so wie ein Paar Adler -strichen hoch oben dahin,
und je näher ich dem Flufsufer entgegenrückte, desto, zahlreicher
zeigten sich Thiere aller Art.
Das ganze Leben, das in der Steppe herrscht, dreht sich
um die Ufer dieses Flusses, alle Thiere, von den gröfsten bis
zu den kleinsten, Raubthiere, Gazellen, Eichhörnchen und zahlloses
Geflügel kommen täglich wenigsten ein- oder zweimal
zu dem Wasserspiegel herab, um ihren Durst zu stillen. Als
wir selbst die letzte steile Uferbank hinunter gestiegen waren,
fanden wir in der Mitte des klaren Flusses grofse Viehheerden
und. an dem jenseitigen Ufer einige Wasservögel,
welche auf der Fluth umherschwammen- Dieser Landstrich
wird von den Homranern Abu Drehst genannt und ist als
Viehtränke allen hiesigen Hirten wohl bekannt. Wir suchten
ganz nahe dem fliefsenden Wasser, auf dem trockenen,
theils mit Sand, theils mit gröfseren Steinen bedeckten
Ufer, unter einigen Weidengesträuchen uns so gut wie
möglich zu lagern und vor den Sonnenstrahlen zu schützen.
Während unsere Thiere in langen Zügen das weiche, wohlschmeckende
Wasser schlürften, mufsten die Diener die Lederschläuche
mit Trinkwasser füllen. Nach einigen Ruhestunden
trieben unsere Führer zur Weiterreise; während die Kameele
bepackt wurden, hatte ich Gelegenheit, auf mehrere hundert
Schritt Entfernung die ersten in der Freiheit lebenden Flufspferde
(Hyppopotamus) zu sehen.
In dem zoologischen Garten zu London hatte ich diese
Thiere, wie auch Elephanten und Nashorn gesehen. In dem
von eisernen Gittern eingezwängten Raume bewegten sie sich
vor dem schaulustigen Publikum, aber ganz anders, viel grö-
fser und gewaltiger fand ich die in Freiheit lebenden Exemplare
derselben Species: Nur einige Male sah ich die breiten,
langen Köpfe über dem Wasserspiegel auftauchen, konnte
aber wegen,der nahen Abreise und weiten Entfernung mich
auf keine Jagd einlassen.
Der Flufs Setit, wie auch der gröfsere Atbara hat einen
sehr gewundenen, ungleichmäßigen Lauf, Felsenbänke oder
Sandablagerungen verengen ihn hier und da, bald erweitert
er sieh, an vielen Stellen ist er sehr seicht, in anderen Theilen
bildet er wieder tiefe, teichartige Becken. Diese sind die
Wohnplätze der Flufspferde, Krokodille und einer Menge
grofser, wohlschmeckender Fische. Die Flufspferde sind sehr
scheu, steigen am Tage selten an das sandige Ufer, gehen aber
während der Nacht ans Land, um an Gebüschen, Gras und
Wurzeln ihren Hunger zu stillen.
Bei dem Abmarsche bestieg ich mein Kameel und erklomm
mit den übrigen in einigen Wendungen, in östlicher
Richtung, die steilen, mit dichtem Strauchwerk bedeckten
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