bälge und kleinere Thierfelle. In den Nachmittagstunden kamen
die Herren Werner Munzinger und Pater Stella aus Ma-
saua hier an, um gegen räuberische Bar&a Klage bei dem hiesigen
Gouvernement zu führen. Der Gouverneur machte mir
in den Abendstunden in Begleitung von acht Mann einen
Besuch und sah sich mehrere meiner Waffen und Instrumente
an.
Sonntag, den 20. November 1864. Nachdem das Frühstück
vorüber war, suchte ich die Herren Munzinger und
Pater Stella auf. Der Erstere, als Forscher auch in Europa
bekannt, vertrat den französischen Konsul in der Klage des
katholischen Missionärs Pater Stella gegen die räuberischen
Araber, und beide Herren waren deshalb gekommen,, um
Hülfe bei dem ohnmächtigen Gouverneur gegen seine diebischen,
tributpflichtigen Unterthanen zu suchen. Jene berüchtigten
Barea (oder Bary) hatten aus den Bogosländern
aufser vielem Vieh auch 104 Weiber und Kinder entführt.
Der Gouverneur versprach echt muselmännisch viel, gewährte
aber keine Hülfe zur Rückerstattung der geraubten Menschen,
da er aus Furcht oder Eigennutz keinen Soldaten gegen das
räuberische Nomadenvolk aussendete.
In Gesellschaft jener genannten Herren verlebte ich
einige angenehme Stunden und hörte mancherlei Nachrichten
aus den östlich von hier gelegenen Ländern. Herrn Munzinger
lernte ich als einen recht besonnenen Mann kennen,
der freilich etwas afrikanisch in Bewegung, Anzug und Gesinnung
gern als französischer Konsul in Masaua angestellt
zu werden wünschte, um (wie viele jener Herren) seinen
eigenen Handelsspekulationen besser nachgehen zu können.
In den ersten Morgenstunden wurde auf dem Marktplatze
ein junger Mann gehängt. Dieser hatte seinen Bruder,
den damaligen Schech des Dorfes Sabderat ermordet, und man
sagte allgemein, dafs die Bestätigung des Todesurtheils schon
seit längerer Zeit von dem Vice-König aus Kairo angekommen
sei. Der Gouverneur und ändere Beamten aber hielten
den Yerurtheilten mit Vorspiegelungen hin und machten ihm
während dieser Zeit Hoffnung, dafs er durch Bestechung seine
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Freiheit wieder erlangen könne. Als jedoch die Mittel des Gefangenen
erschöpft und die verkauften Viehheerden, Sklaven
oder sonstigen Hab Seligkeiten den genannten Regierungsbeamten
in die Hände gefallen waren, wurde mit dem ausgeprefs-
ten Verbrecher kurzer Prozefs gemacht. Ich sah mir die Hinrichtung
nicht mit an, hörte aber, dafs der Verurtheilte erwürgt
worden sei und zwischen den verkaufenden Marktleuten,
von Soldaten bewacht, noch lange gezappelt habe. Der
aus drei rohen Palmenstämmen bestehende Galgen war etwa
sieben Fufs hoch und blieb dort stehen, damit die Justiz noch
andere Verbrecher daran erwürgen könne.
Mancherlei Vorbereitungen zu meinen weiteren Reisen,
besonders die Instandsetzung meiner Waffen beschäftigten
mich bis zum Abend. ,
Montag, den 21. November 1864. Bald nach Sonnenaufgang
begab ich mich auf den vor dem Thore gelegenen Markt,
um Last- oder Reitthiere zu kaufen, mufste jedoch abermals
unverrichteter Sache zurückkehren. Ein Streifzug durch die
Stadt gewährte mir eine bessere Einsicht in dieselbe, ich versuche
es hier, eine Bäschreibung derselben unter Beifügung
eines Planes folgen zu lassen.
Die innere Stadt wird von einer 14 —16 Fufs hohen
Lehmmauer eingeschlossen, die durch viele Schiefsscharten
und Bastionen befestigt ist. Ein Thor nach Osten und eines
nach Westen bilden die Eingänge zu der Festung und der
Hauptstadt des Landes Takka.
Die Ufer des Chor el Gash liegen an der westlichen Seite
der Stadt, etwa 150 Schritte von den Mauern entfernt; der
zwischen Flufsbett und Stadtmauern befindliche Raum ist
von vielen Nomadönwohnungen, Strohhütten und Gärten bedeckt.
Desgleichen schliefsen sich in Norden die Zelte mehrerer
Nomadenstämme an die Stadt an, und auf der Ostseite
befindet sich eine befestigte Kaserne, rechter Hand von dem
Stadtthore ein Hospital, aufserdem Ruinen ehemaliger Wohnungen.
Auf der Südseite dehnen sich wiederum einige Hütten,
Zelte, mehrere Gärten und bebaute Ländereien aus. Der
majestätische über 3000 Fufs von der Ebene in gewaltigen