über den unebenen Boden fort, bis wir in einem Thale entlang©
an den breiten Chor el Aradi gelangten. Ein auf schönem
Dromedar sitzender Schech, der ältere Bruder des von uns in
Algeden gesehenen Vertreters und ebenfalls ein Vertreter des
obersten Schechs, holte uns hier ein und ersuchte uns, bei den
Brunnen unsere Mittagsrast zu halten.
Wir blieben dann auch an einem dicken Baobab dicht an
dem kaum zwei Ellen tiefen, sandigen Uferrande des Chor el
Aradi und erhielten grofse Lieferungen von Milch von den
Hirten der seiner Familie .gehörenden Viehheerden. Später
wurde uns für unsere Leute eine Ziege geliefert, die, auf einen
Holzstofs gelegt, halb in dem lodernden Feuer gebraten und
so von unseren Leuten verzehrt wurde. Der artige Sohn des
obersten Schechs von Algeden, eine schöne hohe Gestalt, liefs
darauf sein, Dromedar (Hedczin) satteln und kehrte, während
wir unseren Weg nach Westen fortsetzten, in seine Heimath
zurück. Wir kamen über rauhen Boden, durch schmale Thä-
ler am Fufse dunkeier Gebirge, in dichte Mimosen-Gebüsche.
Den gröfsten Theil des Weges ging ich zu Fufs, verwickelte
mich aber in der Dunkelheit oft in den scharfen, dornigen
Gesträuchen, bis unsere Führer, etwas von dem Gebirge abbiegend,
einen geeigneten Lagerplatz suchten. Sehr ermüdet
erreichten wir eine kleine, sandige, von hohem Gras theilweise
bewachsene Stelle, wo die Thiere abgeladen, gefüttert und
zwei Lagerfeuer angezündet wurden. Unsere Begleiter sagten,
dafs es hier viele grofse Raubthiere gebe und dafs sie
abwechselnd Wache halten wollten. Ich lag nahe meinem
Reisegefährten an der äufsersten Seite und schlummerte ein
wenig, als ich erwachte und eine grofse Hyäne wenige Schritte
von mir sah. Durch einen Pistolenschufs, den ich auf jenes
Thier abfeuerte, erwachte der Wächter am Feuer, so wie einige
unserer verschlafenen Leute. Ich war sehr müde, aber die
eigene Sicherheit, so wie die für unsere Thiere, gebot gröfsere
Vorsicht, ich schürte das Feuer frisch an, weckte die Leute
abwechselnd zur Wache und schlofs die ganze Nacht kein
Auge. Ein Raubthier schlich später um unser Lager, und ein
Paar funkelnde Augen stierten aus den Gebüschen hervor.
Ein Feuerbrand, den ich nach jener Gegend warf, verscheuchte
die Bestie. Wahrscheinlich war es ein Löwe oder eine Hyäne,
die von dort einen Angriff beabsichtigte, denn für einen Leopard
oder Geopard standen die Lichter (Augen) zu hoch über
dem Erdboden,
Die Nacht, namentlich gegen Morgen, war kalt, um mich
warm und wach zu erhalten, trank ich mehrere Male schwarzen
Kaffee und liefs meine Tabakspfeife fast die ganze Nacht
brennen. Durch diese Mittel blieb ich auch wach und weckte
lange vor der Morgendämmerung meinen Gefährten und die
anderen müden Schläfer auf. DieKameele und anderen Thiere
wurden gesattelt und beladen. Schon lange waren wir auf dem
kaum sichtbaren, schmalen Karavanenwege fortgezogen, als
uns die aufgehende Sonne begrüfste und ringsum die zackigen
Gebirge, die aus den Gebüschen auftauchten, mit ihren Strahlen
umgofs. Eine Jagd auf Perlhühner an einigen Feldern
brachte uns zwei jener Vögel als Beute ein, Oshar-Gebüsche
nahmen uns auf, dann näherten wir uns über sandigen Boden
wieder dem Chor, welcher das Dorf Sabderat in zweiTheile
theilt. Mein Reisegefährte war vorausgeritten, deshalb bezahlte
ich den Führern ihren Lohn und eilte an dem Dorfe vorüber
in dem sandigen Flufsbette der Spur meines Gefährten
nach, den ich endlich einholte.
Unterwegs hatte Letzterer wieder von einem Raubanfall
und der Wegnahme einer Karaväne auf dem Wege von Kas-
sala nach Säuakin gehört, und die Furcht vor ähnlichem
Schicksal bemächtigte sich unserer Diener. Das Mittagessen
wurde heute von meinem Gefährten bereitet, während ich
mich unter dichtem Gesträuch niederlegte und die verlorene
Nachtruhe nachholte. Dann setzte sich unsere kleine Kara-
vane wieder in Bewegung und wir steuerten in westlicher
Richtung auf den engen Thaleinschnitt zwischen den Bergeh
KasSala und Mokran zu.
Einige allgemeine Notizen über die Eingeborenen des
Sudan werden wohl nicht an Unrechtem Platze sein, und ich
lasse sie daher hier folgen.
In ethnographischer Beziehurig ’ ist es sehr schwierig,