gleich meine Portion für den Bedarf des nächsten Tages. In
den Nachmittagstanden bestieg' ich die nahen Felsen, doch
war von dem rothen Meere nach 0. zu noch nichts zu sehen.
Die Kameeltreiber mufsten theilweise in die nahen Berge,
um dort Wasser zu holen und kehrten erst um acht Uhr nach
dem Untergang des Mondes zürüek. Eine kräftige Gazellensuppe
bildete meine Nachtmahlzeit, mit frischen Kräften erwachte
ich vor Tagesanbruch.
Dienstag, den 80, Mai 1865. Die Kameele wurden um
Sonnenaufgang belastet und bald nachher ging die Reise in
NNO.-Richtung über öden, zum Theil mit Gesträuch bewachsenen
Boden weiter. Ich ging der Karavane voraus und bemerkte
unter anderen einen Schakal und mehrere Gazellen
in der Nähe des Weges. Dieser führte bald auf, bald ab, ich
suchte darum, wieder den Platz auf meinem Kameelsattel, wo
ich etwa fünf Stunden sitzen blieb, bis wir anhielten. Von
meinem Lager aus bemerkte ich hier rechter Hand, nach S.
und SO., das Shaba- oder Saba-Gebirge, dessen Aufsenseite
schwarz und abgerundet erscheint. Das Dariba-Gebirge biegt
sich nach SO. in das Land hinein. Eine Menge von Weibern,
Kindern und Greisen, auf Eseln reitend, begegneten uns hier,
grofse Schaf- und Zicgenheerden, desgleichen ein Zug Kameele,
von Lanzen tragenden Männern begleitet, kamen hinter
ihnen her. Dies Rencontre hatten wir kurz ehe x wir lagerten.
Jene Leute, äufserlich meinen Begleitern ähnlich,
waren Bishary-Araber, die aus Futtermangel an die Ufer
des Chor el Langheb zogen. Die Hirten konnten sich, mit
unseren Leuten ziemlich -verständigen und unser Führer
zog von ihnen Erkundigungen über den nächsten Weg nach
Sauakin ein. Ein heftiger NO.-Wind tummelte sich in der
Ebene, Staub und Sand vor sich her wirbelnd. Eine Stunde
vor Sonnenuntergang ging es eine Stunde in NW., dann noch
eine und eine halbe Stunde in NNW.-Richtung fort. Wir kamen
jetzt in die engen, steinigen Thäler des Uriba-Gebirges
selbst. In einer hoch gelegenen, mit einigen Gebüschen bewachsenen
Gegend blieben wir die Nacht. Ekelhafte Kameelzecken
peinigten mich die ganze Nacht, erst eine grofse Jagd
und Suche befreite mich von jenèn Blutsaugern.
Mittwoch, den 31. Mai 1865. Zur Auffindung des richtigen
Weges gingen einigè Leute mit dem Führer um Sonnenaufgang
ohne ihre Kameele aus dem Lager fort. Ich veränderte
meine Lagerstelle und benutzte eine ziemliche Zeit dazu,
um die an meinen Sachen hängenden Kameelzecken ahzu-
suchen. Ein längerer Streifzug mit meiner Flinte führte zu
keinem Ergebnifs, durstig kehrte ich gegen elf Uhr in das
Lager zurück. Der heftige Ostwind trieb viel Sand vor sich
herg diè Mittagshitze war sehr empfindlich. In NNO.-Richtung
erfolgte die Abreise vor Sonnenuntergang auf ziemlich
gutem Wege, und- nach drei und einer halben Stunde lagerten
wir in dem Bett des Chor Dehtok. Die umliegenden Gebirge
wurden mir von meinen Leuten als die Kadabajur-Berge
bezeichnet, doch möchte ich für diesen Namen nicht einstehen.
Der heftige NO.-Wind schlief bei Einbruch der Nacht ein, und
ich, an meinem Lagerfeuer ruhend, auf meine Decken gebettet,
that dasselbe.
■ Donnerstag', den 1. Juni 1865. Eine halbe Stunde nach
Sonnenaufgang ging es in dem Chorbette in NNO.-Richtung,
an den steilen, felsigen Ufern hin, weiter. Der Weg war beschwerlich
und durch Quarzblöcke oft verengt, endlich nach
einer reichlichen Stunde verliefsen wir diese Fährte und bogen
nach Norden ein, über hügeligen Boden bergan steigend.
Schirmakazien wuchsen hier, mit vielen reifen, schmalen Schoten,
aber nur dürftigem Laube bedeckt, das, nebenbei gesagt,
ein vortreffliches Ziegen- und Kameelfutter ist. In kahlen
Bergschluchten, weiter oben, passirten wir dann zwei kleine
Chorbetten, deren Ufer auch .Oshar- und einige Tamariskengesträuche
aufzuweisen hatten. Viele einzelne Felsenblöcke
bedeckten die Höhen, von .einem derselben sah ich endlich,
weit im 0., das rothe Meer wie einen Streifen am Horizonte
hingestreckt. An der Aufsenseite eines starken Granitblockes
bemerkte ich blauen Schiefer, unter dem dunkelen Gesteine
der nahen Berge Quarz und Glimmer. Nach einer fünfstün