den wir für heute wieder mit Hoffnungen abgespeist und mufs-
ten, an die türkisch-arabische Weise schon gewöhnt, gute
Miene zum bösen Spiele machen, und eine bessere Zeit ab-
warten, wo unsere Wünsche vielleicht erfüllt würden. Voll
Grimm über die stete Verzögerung, wuchs die Sehnsucht nach
der Heimath und nach geordneten, europäischen Verhältnissen
immer mehr in mir. Bald kundschafteten wir einige vier-,
zig Kameele aus, die die Soldaten vor wenigen Stunden in die
Stadt gebracht hätten. Nachmittags begaben wir uns wieder
in das Gouvernementsgebäude und fragten, ob der Stellvertreter
des Gouverneurs, da er unswersprochen habe, uns bald
die nothwendigen Kameele zu überweisen, auch wirklich gesonnen
sei, sein Wort zu halten? Hierauf erhielten wir von
ihm eine zweideutige Antwort. Und als wir darauf sagten,
dafs die Soldaten ja einige vierzig Kameele hätten, entgegnete
man uns, dafs jene Thiere zum Transporte für die Regierung
nothwendig gebraucht würden. Ueberdies wurden wir benachrichtigt,
dafs mehrere hiesige Kaufleute ebenfalls auf Kameele
warteten, wir müfsten uns gedulden, bis für uns,die
nöthigen Thiere bereit wären.-
Wieder enttäuscht, verliefsen wir das Gouvernement und
hörten von den Griechen, dafs viele hundert Ladungen von
Waaren bereits hier auf Kameele warteten, auch Graf du Bis-
son suche sieben Kameele und könne sie nicht erhalten. Die
Preise für Transportthiere waren sehr gestiegen, aber da mein
Reisegefährte' sobald als möglich von hier fort wollte, machte
er das hohe Gebot von neun Maria - Theresien - Thaler für ein
Kameel zur Reise nach Sauakin. Die sonst gewöhnlichen
Preise für jenen Weg schwanken zwischen fünf bis sieben
Thalern für jede Waarenladung ohne Unterschied, in früheren
Jahren betrugen sie nur drei bis vier Maria-Theresien-Thaler.
Mittwoch, den 19. April 1865. Als ich mein Frühstück
kurz nach Sonnenaufgang eingenommen, kamen verschiedene
Händler, Diener, Eingeborene und mein Hauswirth zu mir,
um die Gegenstände des Muche’schen Nachlasses anzusehen;
auf dem Wege der Auction verkaufte ich in einigen Stunden
einen Theil davon. Den ganzen Vorrath an Pulver, Blei und
Zündhütchen nahm mein Hauswirth, da er mir den höchsten
Preis geboten hatte. Ich hatte so eine Einnahme von neun
Pfund Sterling und vierzehn Napoleonsd or erzielt, darauf trieb
ich die müfsigen Zuschauer und Diener von meinem Bodenraum,
verschlofs meine Wohnung und begab mich in die Stadt,
um die Fortsetzung der Auktion für morgen bekannt zu machen.
Während ich mich eine kurze Zeit in dem Kaffeehause
am grofsen Platze befand, bot mir einer der Leute des Grafen
du Bisson eine niedliche Revolverbüchse, das Gewehr der
Frau Gräfin, zum Kaufe an. Aufserdem hatte der Mann noch
verschiedene Scheeren, kleine Spiegel und Messer bei sich,
die, verkauft werden mufsten, um weitere Gelder für die Unterhaltung
der französischen Mannschaft zu erzielen.
Durch diese Art von Trödelhandel, und dabei durch das
oft hochtrabende Benehmen ihres Chefs waren die Franzosen
bei den Kleinhandel treibenden Eingeborenen gewaltig in Mifs-
kredit gekommen, und diese Abneigung wurde nun in gleicher
Weise auch auf alle anderen Europäer übertragen. Um
mich jener verkommenen Gesellschaft nicht gleichzustellen,
hob ich bei jeder Gelegenheit hervor, dafs ich kein Fran-
^äwi (Franzose), sondern Nimrzik (Deutscher) sei und äufserte
mich stets tadelnd über das Betragen jener Leute, um nicht
mit ihnen auf gleiche Stufe gestellt und ebenso verächtlich
behandelt zu werden. Mein Reisegefährte brachte mir später
sehr beunruhigende Nachrichten über das schwarze Militär
der hiesigen Stadt, er fürchtete einen gewaltsamen Akt von
ihrer Seite, wobei wir leicht, wenn in den Auftritt verwickelt,
zu Schaden kommen konnten.
Unsere Lage unter der fanatischen Bevölkerung war. wohl
nicht beneidenswerth, und, wie schon gesagt, trugen die Franzosen
noch mehr dazu bei, uns unsere Weiterreise zu erschweren
und legten uns durch ihr Benehmen Hindernisse in den
Weg.
Allerlei Neuigkeiten liefen ein, denn die neue Post aus
Karthum brachte die Nachricht von mehrfachen Veränderungen
unter den Regierungsbeamten, aber das Geld für die seit
über acht Monaten nicht besoldeten Soldaten blieb aus. Dazu