gen und auch einmal einen Fisch aus dem Rothen Meere zu
kosten, ging ich Nachmittags an den Theil des Meereskanales,
wo ich in früheren Tagen Fischerboote aus der hohen See
hatte hereinkommen sehen. In der Nähe eines grofsen Haukes
wartete ich dort kurze Zeit auf das Erscheinen eines solchen
Fahrzeuges. Plötzlich kam aus dem Gebäude ein Diener
heraus und forderte mich auf, ihm zu folgen. Er führte
mich längs des erhöhten Meeresufers hin, und als ich um die
Ecke des Hauses bog, stand ich mit einem Male vor einem
gut gekleideten Türken, den ich sogleich wieder erkannte. Er
hatte sich auch vor einigen Tagen die Thiere meines Reisegefährten
angesehen und bei dieser Gelegenheit hatte ich
ihn zum ersten Male kennen gelernt. Als Mumtas Efendi, so
war sein Name, mich erblickte, erhob er sich von seinem
Sitze, kam mir freundlich entgegen und benahm sich mir
gegenüber in so herzgewinnender Weise, dafs ich darüber
in Erstaunen gerieth. Nachdem er mir .einen Sitz auf der
von dicken Teppichen überdeckten Mauerbank angewiesen,
wechselten wir gegenseitig die herkömmlichen Begrüfsun-
gen, und ich erklärte, dafs ich mich ihm gern Schon früher-
vorgestellt hätte, mich aber erst von meiner letzten Reise habe
erholen wollen. Die Sklaven von Mumtas,Efendi brachten
Kaffee und Cigaretten und nun wurde mit dem wenigen
Arabisch, das ich verstand, eine holperige Unterhaltung in
Gang gesetzt, wobei der beiderseitige güte Wille das Beste
zum Verständnisse that. Als nach einiger Zeit ein Fischerboot
auf dem Meeresarme herankam, rief mein Wirtb die Fischer an
und befahl ihnen, die gefangenen Seebewohner herbei zu bringen.
Ich kaufte mehrere schöne Fische, und einer der Sklaven
wurde mit ihnen in meine Wohnung geschickt, während
ich, den freundlichen Aufforderungen von Mumtas Efendi
folgend, noch bis gegen Sonnenuntergang bei ihm die Zeit
mit Erzählung meiner Reisen und mit Mittheilungen über
meine Heimath und politische Begebenheiten verplauderte.
Als ich mich verabschiedete, ersuchte mich Mumtas Efendi,
ihn jeden Nachmittag zu besuchen, wo wir in dem Schatten
des Hauses sitzend, das Meer vor unseren Augen, angenehm
die Zeit zubringen könnten. In meine Wohnung zurückgekehrt,
bereitete ich mir ein Gericht gebratener Fische,
das indefs nicht von besonderem Geschmack war. Die von
mir gekauften Thiere waren wohl zwei bis drei Pfund schwer,
doch wie ich später erfuhr, nicht von der besten Art, nachmals
habe ich oft ausgezeichnete Seefische gegessen.
Die untergehende. Sonne vergoldete noch einen Theil
der Gipfel und Zacken des nahen Gebirges, als ich an dem
Kaffeehause vorüberging und dort meinen Reisegefährten und
die beiden anderen Europäer traf. Nachdem ich denselben
von meiner neuen Bekanntschaft erzählt hatte, äufserte Herr
K. seine Unzufriedenheit mit Mumtas Efendi, doch schienen
seine Vorwürfe auf persönliche Differenzen hinauszulaufen
und auf falschen Ansichten zu beruhen.
Der Nachtwind erhob sich und machte sich durch seine
Kühle empfindlich, wir gingen in unsere Wohnung zurück,
bald schlief ich auf meinem Lager, trotz des Hyänen- und
Affengeschreies in meiner Nähe, ein.
Donnerstag, den 8. Juni 1865. Vor Sonnenaufgang war
ich mit meinem Frühstück fertig. Darauf machte ich einen
kleinen Spaziergang an dem Meeresufer, die kleinen, buntfarbigen,
eigentümlich gezeichneten Fische lange beobachtend,
die Sonne mit ihren Gluthstrahlen erinnerte mich endlich an
den Rückweg. Zu Hause las ich in einem Buche, bis auch
dies mir zu schwer und langweilig wurde und ich die heifse-
sten Stunden auf meinem Lager verschlief.
Der heifse Wind und massenhafte Staub, den jener mit
sich führte, waren mir sehr unangenehm, vor ihnen flüchtete
ich daher gern nach dem Kaffeehause, dessen Boden derWirth
mit Seewasser begiefsen liefs, und wo ich weder vom Winde,
noch vom Staube belästigt wurde.
Freitag, den 9. Juni 1865. Nachdem ich mich, in den
Morgenstunden zuerst mit häuslichen Dingen beschäftigt
hatte, widmete ich meine Zeit schriftlichen Arbeiten, um nicht
die mir bisher unbekannte Langeweile kennen zu lernen.
Mein Reisegefährte, durch die Anstrengungen der letzten
Reise sehr schwach geworden, mufste sein Lager hüten. Der
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