aufser dem Lohne für das Kameel noch einen weiteren Betrag
für seine Bemühung. Der alte Mann blieb in dem Dorfe und
gab sein Kameel dem angenommenen Führer, der ein Dabaina-
Araber war. Nachdem wir einige Stunden geruht hatten, wurden
die Thiere bepackt und unter anderen auch eine gekaufte
junge Ziege als Speise für den Löwen mitgenommen. Unter
zahlreicher Begleitung der Bewohnerschaft setzte sich die
kleine Karavane in Bewegung, und vorzugsweise in nordöstlicher
Richtung, über schwarzen, oft mit dürrem Grase bewachsenen
Boden wandelten wir von dannen. Der Himmel
war den ganzen Tag in verschiedenen Himmelsgegenden bewölkt,
die Reise darum nicht allzu beschwerlich, erst zwei
Stunden nach Sonnenuntergang bereiteten wir in der Nähe
grofser Viehheerden unser Nachtlager. Wir rasteten unter
einem einzelnen, hohen Heglikbaume. Der Führer nebst
einem Diener ging indefs zu den Hirten und brachte frische
Milch, welche uns und der jungen Giraffe sehr willkommen
war. In nördlicher Richtung zuckte starkes Wetterleuchten,
erst mit Aufgang des Mondes zertheilten sich die am Horizonte
lagernden Wolken. Mehrere Hyänen machten sich allzu
bemerklich, ich feuerte darum von meinem Lager aus einem
der zudringlichen Thiere einen Schufs Schrot auf den Pelz
und vertrieb es dadurch.
Freitag, den 14. April 1865. Vor Sonnenaufgang war der
Himmel wieder sehr bewölkt, eilig wurden die Lastthiere beladen,
mit den ersten Sonnenstrahlen verliefsen wir in NO.-
Richtung unser Nachtlager. Nach einer Stunde durchschritten
wir ein zwanzig bis dreifsig Schritte breites, trockenes
Chorbett, welches in der Regenzeit einen Abzug des Atbara
ausmacht und dann mit jenem die Insel Mugatta bildet. Es
war von geringer Tiefe, der Grund Sand oder zerwaschenes
FeL-geröll, und nur an den tiefsten Stellen standen einige niedrige,
schlammige Tümpel.voll Wasser, das von dem letzten
Regen zurückgeblieben war. Der Boden von Mugatta ist sandig
und unfruchtbar, hügelig, hier und da von niedrigen Mimosen
und anderen kleinen Gesträuchen, im Ganzen aber
nur von dünnen, mageren Gräsern bewachsen. Triebsand und
Gerölle, welche der durch Regengüsse angeschwollene Strom
mit sich fortreist, setzen sich hier ab, die feineren, erdigen
Theile aber treiben weiter bis in den mächtigen Nil, der dann
in zweiter Station diesen Schlamm zur Befruchtung seiner
Ufer ablagert. Die gröfsten Lieferanten aber dieses für Egypten
so kostbaren Materials sind, der blaue Flufs (Bahr el azrak),
der Gazellenflufs (Bahr el gaszäl) und besonders der weifse
Flufs (Bahr el abiad). Doch von jenen Flufsgebieten zu sprechen,
ist nicht meine Aufgabe, auch fehlt es, wenn schon das
Haupträthsel,. die Entdeckung der Nilquellen, von dem Forschergeiste
einiger kühnen Engländer gelöst worden, dennoch
viel zu sehr an sicheren Beobachtungen; erst neue Reisen
und Forschungen werden ein helleres Licht auf manches bis
jetzt noch geheimnifsvoll Erscheinende werfen können.
Nach einer mehrstündigen Röise lagerten wir bei Eintritt
der gröfsten Hitze in tiefem Sande unter einigen niedrigen
Heglik-Gesträuchen, dann suchte mein Führer vergeblich
nach Ziegen- oder Viehheerden, um etwas Milch für die Giraffe
zu erhalten. Sie mufste sich, wie sie schon manchmal
früher gethan, mit trockenem Grase und einigen grünen Blättern
zufrieden geben. Eine Menge kleiner Chors durchfurchen
Mugatta, sind aber von so geringer Bedeutung, dafs sie
keine Namen führen, nur während der Regenzeit sind sie gefüllt
und dienen zur Ableitung des Wassers nach dem Atbara.
Die junge Ziege wurde hier Von den Arabern geschlachtet,
von dem Löwenantheil fielen für mich Leber und Nieren ab,
welche, in Fett gebraten, mein heutiges Mittagessen bildeten.
Der leichte NNO.-Wind blies von ein Uhr Mittags an stärker
aus Norden, der Himmel war ziemlich bewölkt. In der Regenzeit
soll Mugatta gröfstentheils mit Wasser bedeckt sein, wenn
dies sich verlaufen, kommen die Schukrie-Araber, um ihre
Heerden das frisch aufsprossende Gras und di^belaubten Gesträuche
abweiden zu lassen.
Gegen vier Uhr Nachmittags Aufbruch in NNO.-Rich-
tung. Der Boden war wieder meist sandig und hügelig. Nach
einem Marsche von einer halben Stunde durchkreuzten wir
Grf. jK ro c k ow , Reisen u. Jagden. II. 7