medergerissen,' und ihre Excesse vertrieben alle aufserhalb
der Mauern lebenden Bewohner | soweit sie dieselben nicht
schon ermordet hatten.
Die Hälfte der Stadt war in drei verschiedene Lager ge-
theilt, die Rebellen nahmen den geringsten und die Regierung
nebst den Franzosen den größten Theil ein, doch hätten die
Letzteren aus Mangel aller Zufuhr, doch am Ende erliegen
müssen, wenn niciit die herbeigerufenen egyptischen Soldaten
ihre schwarzen Kameraden in Furcht gesetzt hätten. Es vergingen,
noch mehrere Wochen, während welcher nur aufserhalb
der Thore einzelne Kämpfe oder TJeberfälle stattfanden,
bis einer der höheren Offiziere scheinbar mildere Seiten aufzog,
und da kein Mittel helfen wollte, durch Versprechungen
der vollständigen Verzeihung einige rebellische Offiziere und
dann mehrere von ihren Leuten zum Niederlegen ihrer Waffen
beredete. Er begab sich in ihre Mitte vor das Stadtthor,
die gegenseitigen Bedingungen wurden hier verhandelt und
volle Amnestie von dem General unter der Bedingung den
Rebellen- bewilligt, dafs diese ihre Waffen abgeben würden.
Die gleiche Anzahl egyptischer Truppen würde darauf zur
Abnahme jener Gewehre kommandirt. Als aber die schwarzen
Empörer unbewaffnet waren, liefs der wortbrüchige, treulose
General die wehrlosen Leute niedermetzeln. Die Rädelsführer
nebst vier Offizieren wurden vor dem Gouvemements-
gebäude aufgeknüpft. Die Rebellion war mit einem Schlage
durch diesen grausamen Gewaltakt niedergeworfen, aber nur
langsam kamen die verscheuchten Bewohner und Handelsleute
an den Schreckensplatz zurück. Der Gouverneur, welcher
wegen des Aufstandes zur Verantwortung gezogen werden
sollte, nahm Gift und wurde todt auf seinem Lager gefunden.
Allgemeine Theuerung trat ein, Krankheiten entstanden,
die noch durch die pestartigen Ausdünstungen der vor den
Stadtthoren liegenden Leiber der schwärzen Soldaten vermehrt
wurden.
Die Noth lastete schwer auf den Leuten der Graf du Bis-
son’schen Expedition, die nun endlich einsahen, dafs der Graf
seinen Versprechungen nicht nachkommen konnte oder wollte,
denn sein eingeleiteter Prozefs war vollkommen in Nichts zu-
sammengcfallen. In Folge der Entbehrungen starben zwei
Leute in dem nahen Dorfe Chatomia. Mit dem Herrn Mun-
zinger, der um jene Zeit wegen Handelsgeschäften sich in Kas-
sala befand, reisten die beiden, sogenannten Offiziere Maurice
und Christin nachMasaua ab. Dort starb der Erstere am Fieber,
und sein geringer Nachlafs aus dreizehn oder vierzehn
- r n /r Maria - Theresien - Thalern bestehend, wurde von Herrn Mun-
ziüger an den ehemaligen Offizier Christin übergeben, damit
dieser den Betrag dem französischen Konsulate in Kairo ausliefern
sollte, doch Monsieur scheint dies vergessen zu haben
und ist wieder Fechtmeister in einer französischen Gesellschaft
zu Alexandria.
Das schlechteste Subjekt jener aufgelösten Ackerbau-
Kompagnie, jener Demoro, der ein Cousin der Gräfin du
Bisson war und sich in Kassala gerne Kommandant nennen
hörte, erlag nach sehr anstrengender Reise der Dysen.
terie in Djidda. Die übrigen Leute kehrten nach Unteregypten
oder Europa zurück und damit endete das vor etwa drei
Jahren begonnene und so gewaltig ausposaunte Unternehmen
der gröfsen französischen Ackerbau-Kompagnie.
Durch bessere und besonders regelmäfsige Bezahlung
wird die nun in Kassala stationirte, aus egyptischen Truppen
bestehende Besatzung, von Raub und Empörung abgehalten.
Dem viel heifseren Klima jedoch sollen viele hundert derselben
schon in den ersten'Monaten erlegen sein und die Regierung
wird am Ende wieder schwarze Soldaten hierher bringen
müssen, wenn sie Kassala als festen Platz halten will. Die
Preise von Transportkameelen und alle Lebensmittel waren
nach der Erneute bedeutend gestiegen, und mein Gewährsmann
hatte es damals nur einer Bekanntschaft mit einem hohen
Beamten und seinen Geschenken, die er Letzterem.gab,
zu verdanken, dafs er nach vierzehn tägigem Warten die nöthi-
gen Kameele zur Rückreise nach Sauakin erhielt.
Ein Theil des gröfseren Handelsortes El Quedaref ist in
letzter Zeit durch eine Feuersbrunst zerstört worden.
Grf. K r o c k o w , Reisen u. J ag d en . II« 17