zu vertreten. Später legte ich bei meinem Konsulate in Kairo
in dieser traurigen Angelegenheit Rechenschaft ab und übergab
dort alle Rechnungen und. Papiere. Ein gewisser Hansal,
ehemaliger Oesterreichischer Konsularagent, hat mir in Ausübung
meiner Pflicht viele Schwierigkeiten in den Weg gelegt
und meine Abreise von Kassala sogar verzögert und
aufgehalten, so dafs ich mich genöthigt sah, den egyptischen
Beamten gegenüber sehr ernstlich aufzutreten. Die letzteren,
von jenem Hansal aufgestachelt, wünschten kleine Beutean-
theile zu erlangen, doch verhinderte ich dies so viel als möglich.
Ueber diese Angelegenheit werde ich später näher berichten.
Dienstag, den 14. März 1865. Einer der Diener ging
heute mit zwei Kameelen nach Ombrequa, um die ändern,
noch zurückgebliebenen Sachen des Verstorbenen hierher zu
bringen. Das vor einiger Zeit nach Kassala gesendete Ka-
meel brachte neue Diener für meinen Reisegefährten mit, für
mich getrocknetes Brot und zwei Briefe mit guten Nachrichten
aus der Heimath. Im Verlauf des Tages liefs ich für drei
Maria-Theresien-Thaler eine halbe Kameelladung Durra einkaufen
und ordnete einige meiner Sachen zur baldigen
Abreise, -7- Gegen Abend', kurz vor dem Aufgang des Mondes,
zuckte an zwei Stellen im Osten ein leichtes Wetterleuchten
auf, die Luft wurde während dessen von einem erfrischenden
Windzug abgekühlt.
In Ermangelung eines Ändern, da der Tag des Neuen
nicht viel brachte, stelle ich hier dem Leser meinen Diener
Hassan vor. Er war von mittlerer Figur, von glänzend
schwarzer Farbe und ein ehrlicher, wenn auch sehr langsamer
Mensch, aus Karthum gebürtig; während meiner späteren
Reisen war er mir sehr nützlich. Alle Arbeiten, die ich
hier in Sahani bisher selbst hatte besorgen müssen, wurden
nun von Hassan gethan, und er zeigte sich willig und umsichtig
zu allen Verrichtungen, die in dem Bereiche seiner
Fähigkeiten lagen. Im Allgemeinen bin ich mit ihm sehr zufrieden
gewesen und habe ihm aus Erkenntlichkeit zur Rückkehr
in seine Heimath und zu seiner Familie verholfen.
Mittwoch, den 15. März 1865. Nach dem Frühstück kamen
die Diener von Om brequa mit den Sachen und Waffen
des verstorbenen Muche zurück. Eine grofse Anzahl Araber
kamen mit ihnen in das Dorf und veranstalteten nun einen
allgemeinen Trauerumzug. Unter Ö O dem fürchterlich schrillen
Geheul der Weiber, welche eine Klage um den todten weifsen
Mann anstimmten, bewegte er sich durch die Dörfer in der
Umgegend. Ich sah manche Thräne in .den Augen der Eingeborenen
und hörte oft die Aeufserung: ^rafiai betä‘i (mein
Freund) ragel täi'b-mät (der gute Mann ist todt)“, was mich
nicht zweifeln liefs, dafs die Leute mit dieser landesüblichen
Ceremonie doch den wahren Ausdruck ihrer Gefühle für den
Verstorbenen an den Tag legten. Dem Todten wurden die
Ehren eines Schechs erwiesen; noch an den nächsten Tagen
hörte ich das Klagewimmern der Weiber aus dem Dorfe in
mein Lager herüb erschallen. Nach dem Mittagessen wurden
zwei Diener nach Dorf Sufi gesendet, um die von Muche von
Th erat aus im vorigen Monat dahin abgesendeten Kisten
ebenfalls herbei zu holen.
Gegen Abend erhob sich abermals etwa anderthalb Stunden
vor Aufgang des Mondes in Osten starkes Wetterleuchten,
sonst war der Himmel ganz klar und hell. Die Hyänen
beunruhigten während der Nacht das Dorf, die beiden Hunde,
welche Muche gehörten und die bei mir geblieben waren,
lagen mit jenen Raubthieren lange in Kampf und verscheuchten
mir mit ihrem lauten Gebell den Schlaf. Die Nacht war
angenehm. Gegen Mitternacht erschallte auch in dem benachbarten
Dorfe heftiges Hundegebell, während nach und nach
die Stimmen meiner vierbeinigen Wächter verstummten und
ich zuletzt auf meinem Lager einnickte.
Donnerstag, den 16. März 1865. Als das glänzende Gestirn
des Tages aufstieg, erhob sich zugleich ein leichter
Nordwind und fegte über die Ebene daher. Bald nach dem
Frühstück hörte ich die Kunde, dafs die Hyänen in letzter
Nacht eine Kuh inmitten des Nachbardorfes angefallen und
ganz aufgefressen hätten. Dieser dreiste Angriff war von den
Raubthieren in gröfserer Anzahl ausgeführt worden. Doch