hundert Schritte davon nur noch elende Gesträuche und verkümmerte
Gräser fort kamen und dahinter die sterile Steinoder
Sandwüste sich ausdehnte.
Um zwölf Uhr sprang ein heftiger SO.-Wind auf und in
W. bewölkte sich der Himmel. Die Kameeltreiber und der
lange Führer (abier) wollten hier, weil Wasser und viel Laub
für ihre Kameele vorhanden war, bis zur Nacht bleiben, wir
mufsten daher liegen bleiben. Der Führer hätte jedoch durch
sein widerspenstiges Benehmen und durch die Verzögerung
der Weiterreise, deren Veranlassung er heute gewesen war,
das Maäfs meiner Geduld erschöpft, ich gedachte deshalb dem
trotzköpfigen Burschen das ferner nicht So ungestraft hingehen
zu lassen, weil die schon an sich sehr unfügsamen Leute
durch diesen Mann noch zu gröfserem Ungehorsam änge-
spornt wurden, sondern ihm bei erster Gelegenheit einen
gehörigen Denkzettel zu geben.
Sonntag, den 14. Mai 1865. Um drei Uhr Morgens wurde
ich geweckt, die Karavane war schnell reisefertig und setzte
über das tief liegende, sandige Bett des achtzig bis hundert
Schritte breiten Chor Gad-am-chair. In NNW. bei N. zogen
wir von dem Ufer des Chor weiter, wieder auf zertrümmerten
Gebirgsboden, auf Gerölle und Felsblöcke, deren Bestand-
theile Kalkspath, Marmor und Porphyr bilden, stofsend. Die
mächtigen Berge von Maman lagen weit ab in OSO., geringere
Bergzüge schlossen in der Nähe, nach Osten hin, den
Horizont ab. Im Ganzen war der-Wüstenboden steinig und
gestattete nur an einzelnen Stellen dem kurzen dünnen Stichelgrase
Wurzel zu fassen. Dies, kaum drei bis vier Zoll hoch,
war ganz dürr und insofern unangenehm für uns, als seine
reifen, unter pfeilartigen, nadelscharfen Spitzen, verborgenen
Samenkörnchen sieh mit Leichtigkeit durch die Kleider in
die Haut einbohren, und wenn sie nicht bald entfernt werden,
ein prickelndes Gefühl hervorrufen.
Nach einem fünfstündigen Marsche wurde an einem unbedeutenden
Chor unter einigen Schirmakazien Mittagrast
gemacht. Die brennende Sonnenhitze wurde durch einen
sehr heifsen Wind noch empfindlich vermehrt, doch schlief
ich, mich in meine Situation ergebend, bald ein.
Eine Stunde vor Sonnenuntergang ging es in NNW. bei
N. über Steingerölle und welligen Boden weiter. Hier trafen
wir mitunter noch, wenn auch selten, einzelne Schirmakazien
oder Heglik, dann aber reihten sich wieder kurze Sand wüsten
an. Nachdem wir einige kleine, trockene Chors überschritten,
kamen wir nach Ablauf von vier Stunden an den Chor
Fagedel, öder Wadi Fagudedol, wie er auf Karten genannt
wird. Wir durchritten das hundertundfünfzig bis zweihundert
Schritte breite Flufsbett, dessen niedrige Ufer einzelne
Dompalmen, Heglik- und Nabackbäume emporgetrieben hatte.
Auf dem jenseitigen rechten Abhange machten wir unter Palmen
unser Nachtquartier.
Den ganzen Tag, selbst bis zum Aufgang des Mondes
war es sehr heifs. Eine Anzahl von Brunnen waren in der
Nähe unsers Lagers, so dafs wir ein leidliches Wasser in
Menge erhalten konnten.
Montag, den 15. Mai 1865. Von der.kühlen Nachtluft erweckt,
sah ich nur den Mond am klaren Himmel Wache haltend,
das ganze Lager war in tiefe Ruhe versenkt. Ich suchte
meinen Reisegefährten auf, weckte ihn und fragte, ob er zur
Weiterreise bereit sei. Aber er war durch die letzten Anstrengungen,
während des gestrigen, heifsen Tages, von einem
leichten Fieberschauer überfallen und zu abgespannt, als dafs
er die Reise hätte weiter fortsetzen können. So kehrte ich
denn auch zur Ruhe zurück und schlief bis Sonnenaufgang.
Da ich mein Lager auf einer .sandigen Stelle unter freiem
Himmel gewählt hatte, so. vertrieben mich schon die ersten
Sonnenstrahlen. Ich liefs nun meine Sachen unter einen niedrigen,
dichten Nabackbusch tragen, um hier die Zeit abzu-
warten, bis die Reise fortgesetzt werden könne.
In dem breiten Chorbette standen einige acht bis zwölf
Zoll dicke Palmbäume, einige Stämme lagen auch, von den in
der Regenzeit heftig anstürmenden Wässerfluthen entwurzelt,
auf dem sandigen Grunde hingestreckt. Wie eingeborene Hirten
und meine Leute mir sagten, flofs dieser Chor dem el Gash
Gff. Korockow, Reisen u. Jagden. II. ' ' ' 1 ’
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