ger. „Da hier kein Sehech ist, so mache ich Dich zn meinem
Sphech, geh, gieb mir eine Wohnung, Milch und Holz.“ Auf
diese Ansprache trat der Heger hervor und sagte: -„„Komm,
ich gebe Dir eine Tuckel.““ Mehrere der männlichen Eingeborenen
wollten mit gehen, doch, da ich nicht wissen konnte,
ob man mir eine Falle legen wollte, so befahl ich den Leuten,
zurückzubleiben und deckte, mit meinem geladenen Gewehr
in Bereitschaft, den vorangehenden Zug, während meine
beiden Diener den uns führenden Neger in die Mitte nahmen.
Nach wenigen Minuten erreichten wir zwei, etwas baufällige
Hütten, die mein Schech uns als Wohnung anwies.
Auch wurde mir von ihm noch etwas Milch und trockenes
Feuerholz besorgt. Bei dem Abladen der Thierkisten mufste
ich vielfach die neugierigen Weiber und Kinder abwehren,
ich hielt mir die Leute fern, so dafs sie endlich einsahen, dafs
ihre Bemühungen fruchtlos waren. In Anbetracht der unfreundlichen
Stimmung der Bewohner liefs ich mein Gepäck
an der Stroh wand der von mir bewohnten Tuckel herumstellen
und machte mein Lager und ein kleines Feuer in der
Mitte derselben. Mir war nämlich bekannt, dafs mitunter raubsüchtige,
feindlich gesinnte Eingeborene ihre Gäste, welche
unvorsichtig an der Wand einer Hütte sich zur Ruhe niederlegten,
durch Lanzenstöfse von Aufsen ermordeten. Deshalb
brauchte ich jene Vorsicht.
Dem schweren Gewitter folgte ein heftiges, lang anhaltendes
Wetterleuchten, erst, als der Mond sich dem Untergänge
zuneigte, schlief ich ermattet auf meinem Lager ein.
Montag, den 3. April 1865. Vor Sonnenaufgang bot die
nächste Umgebung einen komischen Anblick dar, die nahen
Büsche trugen seltsame Früchte., denn auf ihnen, sowie auf
den Hüttendächern oder am Boden lagen feuchte Kleidungsstücke,’
Taschen, Proviantvorräthe und nasses Schuhwerk
wirr ausgebreitet, sie waren aber schon nach einer Stunde
von den Sonnenstrahlen so ziemlich getrocknet. Als ich nach
Sonnenaufgang für die Giraffe von einem der Araber aus dem
Dorfe etwas Milch gegen Tabak eintauschen lassen wollte, erhielt
ich nichts, ich bedeutete jedoch mehreren neugierigen,
mit Bändern und Geschmeiden geputzten Frauen, die meine
Thiere sehen wollten, die ich aber zurückgewiesen, wenn sie
mir Milch liefern würden, werde ihnen die Befriedigung ihrer
Neugierde verstattet werden. Kaum hatten die Eingeborenen
dieses Mittel erfahren, so erhielt ich Milch, und alsbald
umstand eine Masse schwarzen Volkes während des Aufladens
meine Lastthiere in aufmerksamer Betrachtung. Als
ich, zu Kameel sitzend, das Dorf verliefs, machte mein Schech
den Führer , beim Abschied reichte ich dem schwarzen Burschen
die Hand herab, drückte ihm Tabak in seine aufgehaltenen
Hände und sagte ihm: „Der Schech ist gut; wenn wieder
Fremde zu Dir kommen, sei klug, wir Franghi (alle Europäer,
die nicht-Türken sind) sind mächtig, haben Flinten, Geld
und andere Mittel, und seid ihr gut, sind auch wir gut.“
Der Karavanenweg war bald wieder erreicht, auf dem
Boden lagen fest züsammengebäckene Erdschollen,aber schon
ganz trocken, so dafs, wer es nicht mit erlebt hatte, kaum jetzt,
dem Aussehen des Bodens nach', geglaubt haben würde, dafs
vor kaum zwanzig Stunden ein tropischer Wettersturm darüber
hingebraust war.
Nachdem wir etwa drei Stunden lang unseren Weg in
NW.-Richtung durch Gebüsche oder hohe Grasfelder über
meist hügeligen Boden genommen, begegneten wir unter anderen
einzelnen Fufsgängern auch Herrn Mutschler, einem
Mitgliede der Missionsstation in Matama. An den Genannten,
der mir. von El Quedaref her bekannt war, hatte. ich
von Herrn Eperlein einen Brief erhalten und konnte mich
nun dieses Auftrages entledigen. Nach gegenseitigen Erkundigungen
bat ich Herrn Mutschler, seinem Kollegen in Matama
meine besten Grüfse zu überbringen. Durch meine Abreise
am,ersten des Monats sei ich gehörig in den April geschickt
worden, habe gestern den Gewittersturm durchge-
mächt, befände mich bis jetzt aber ganz wohl. Zum Abschied
einen herzlichen Händedruck wechselnd, bestiegen wir wieder
unsere Thiere, und während ich mich nach El Quedaref
wendete, verfolgte Herr Mutschler den so eben von mir zurückgelegten
Weg nach Süden zu*