Gouvernement war bald erreicht, ziemlich ceremoniel wurden
wir empfangen und auf bereitstehende Sitze gewiesen.
Dann unterhielten sich die Herren in der mir unverständlichen
türkischen Sprache. Ich war hauptsächlich, meinem
Freunde zu Gefallen, mitgekommen und rauchte dort noch
eine Cigarrette, doch da iüich der Gouverneur, wie es schien,
vernachlässigte, und ich sehr müde war, so stand ich auf, be-
grüfste die Versammlung und begab mich, von einem Sklaven
meines Freundes mit einer Laterne begleitet, in meine eigene
Wohnung zurück.
Montag, den 3. Juli 1865. Nach meinem Frühstück und
dem Besuche des Kaffeehauses, lenkte ich meine Schritte nach
meinem täglichen Asyl. Ich setzte mich in eine Sophäecke,
und war bei dem Empfange meines Reisegefährten, eines Bim-
basha, des Kadi (Richter), Mufti (Geistlicher) und einiger geringerer
Leute, die zu Besuch kamen, zugegen. Nach einer
Stünde verliefsen diese das HauSj worauf ich zu meinen schriftlichen
Arbeiten zurückkehrte. Ein leichter, sehr heifser SW.-
Wind verursachte eine wahrhaft glühende Hitze, zum Glück
war jedoch die Atmosphäre' nichtvon Sand und Staub erfüllt.
Das Thermometer zeigte um elf Uhr Morgens 30 Grad. Mehrere
kleine Schiffe lagen in dem Hafen zur Abfahrt bereit, um
nach Djidda hinüberzusegeln. Die Cholera forderte noch täglich
Opfer, mein Freund zog auf mein Verlangen möglichst
genaue Erkundigungen über die an der S6uche verstorbenen
Einwohner ein. Danach mochten bis zum heutigen Tage in
den Stadttheilen des Festlandes und der Insel von den fünftausend
Stadtbewohnern etwa zweihundert erlegen- sein. Vor
dem Mittagessen kam ein Bimbasha der egyptischen Soldaten,
der mit Mumtas Efendi befreundet war und blieb zum
Essen da. Alsdann hielten wir gemeinschaftliche Ruhe auf
den Divans des grofsen Mittelzimmers. Den Spätmittäg brachten
wir an dem Meere, in dem Schatten des Hauses zu; unter
allerlei' Gesprächen und Beobachtungen, wozu uns Fahrzeuge
auf dem Wasserspiegel Anlafs boten, verstrich die Zeit bis
Sonnenuntergang schnell. 'Später war in SO. ein leichtes Wetterleuchten
zu bemerken, und der Mond versteckte sich öfter
hinter den Wolken. In SW. lagerten diese in dichten Massen
hinter den Gebirgen, wahrscheinlich hatte es in jener Gegend
auch sehr stark geregnet.
Dienstag, den 4. Juli 1865. Praemissis praemittendis begab
ich mich wie gewöhnlich in der Frühe zu meinem Freunde.
Dorthin kam nach einiger Zeit Ibrahim Efendi, mit dem ich
zwei Partien Schach spielte, und dann widmete ich mich meinen
Arbeiten, während mein Freund noch verschiedene Besuche
annahm, und die Sklaven Kaffee, Wasser und Wasserpfeifen
(arabisch Dzishsch) und andere Dinge für ihren
Herrn und dessen Gäste durch mein Zimmer trugen. Einem
Sklavenknaben sagte ich, er solle mir etwas Wasser bringen,
wartete aber vergeblich darauf. Als ich gegen denselben Burschen
ein zweites Mal meinen Wunsch ausspracb und er es
wieder nicht beachtete, holte ich mir selbst einen Trunk aus
dem Nebenzimmer, wo mein Freund auf seinem Sitze safs.
Er fragte mich, warum ich seine Sklaven nicht jene Arbeit
thun liefse, da sie dazu, bestimmt seien. Ich antwortete:
„Efendi, ich habe von einem Deiner Sklaven Wasser verlangt,
ich warte schon lange darauf, aber jener Bursche hat mir das
Wasser nicht gebracht.“ Kaum hatte ich dies gesagt, so
schellte er mit der kleinen Handglocke, so dafs alle seine sechs
Sklaven herbeisprangen. Aufgeregt und zornig die Diener
anblickend, befahl er die Nilpferdpeitsche zu bringen und
sagte, auf mich deutend: „Der Herr dort ist mein Freund und
ibm steht dieses Haus zur Verfügung, wer von euch ist gegen
ihn ungehorsam gewesen?“ In wildem Zorne theilte er sehr
schnell ohne Unterschied der Person einige Ohrfeigen aus,
bis ich dazwischen trat, und auf.einen der Sklaven deutend,
sagte: „Dort steht der Ungehorsame.“ Mumtas stierte den
Burschen an, schrie seinem ersten Lieblingsklaven zu: „Gieb
ihm fünfundzwanzig Hiebe“, und rief, während der Bursche
von seinen Kameraden an den Boden gelegt wurde: „Wer
von euch diesem Herrn, meinem Freunde, ferner ungehorsam
ist, der soll eine ernste Bekanntschaft mit der Peitsche machen.“
Danach ergriff der Lieblingsklave die Peitsche und
hieb, wie Mumtas Efendi zählte, eins, zwei etc. auf die nackten