K. vor dem Kaffeehause an dem Meeresarme, mit der Fernsicht
auf die nahen Berge. Ich erinnerte mich jetzt des Namens,
welchen Mumtas Efendi gestern diesem Höhenzuge gegeben
hatte. Er nannte ihn nämlich die Erkawiö, während die
Hadenda auf meiner Reise von hier nach Kassala, sowohl
diese als die sich daran an schliefsende Kette als Sekeni-Gebirge
bezeichneten. Das kann nicht befremden, denn wie
schon früher bemerkt, haben unter den verschiedenen Volksstämmen
dieselben Gegenden, Gebirge, Flüsse und Landstriche
verschiedene Namen. Da ich Mumtas Efendi hierin
Vertrauen schenke, so ziehe ich es vor, das fragliche Gebirge
mit seinem arabischen Namen zu bezeichnen und es von den
weiteren Berggruppen dadurch zu sondern, zumal da diese
sich von jenem nicht nur in der Formation des Gesteines, sondern
auch in der Art der Felsmassen wesentlich unterscheiden.
Aufserdem gaben meine ersten Hadenda auch anderen
Gebirgen, weiter' im inneren Sudan, denselben Namen (Sekeni),
so dafs ich um so mehr berechtigt bin, än ihrem richtigen
Verständnisse in diesem Falle zu zweifeln und daher
die Gebirge bis zum Kaba-manna mit Erkawie, die weiteren
aber als Sekeni auf meiner Karte bezeichnet habe.
Dienstag, den 13. Juni 1865. Durch summende Insekten
geplagt, verliefs ich mein Lager noch bei dem matten Scheine
des Mondes, zündete das Feuer an und hatte mein Frühstück
schon bereitet, bevor die faulen Diener sich von ihren Matten
auf dem Erdboden erhoben hätten. Einige Miquten ging ich
dann, wie ich dies fast alle Morgen that, an den'Käfig des
gröfseren Löwen. Dieses Thier hatte ich von Matama nach
Kassala gebracht, es kannte mich deshalb sehr gut, während
ich sein Fell oder seine Nase mit meiner Hand streichelte,
ging er nach Katzenart an dem offenen Eisengitter hin und
her. Als die Sonne aufgegangen war, begab ich mich zu Herrn
K., bei dem ich die schriftlichen Arbeiten über meine Reise
fortsetzte. Später kam mein Reisegefährte mit einer bösen
Neuigkeit, nämlich, dafs die Cholera in der Stadt ausgebrochen
sei. Man sprach über Altes und. Neues und fafste Pläne zur
baldigen Abreise, auf diese Weise verging die Zeit, die ich
sonst besser hätte anwenden können. Da ich kein Fleisch
hatte, so mufste ich Mittags mit FiSch, Kaffee und Schiffszwieback
zufrieden sein. Die Hitze nahm immer mehr zu, ich
setzte mich so wenig, wie möglich der Sonne aus, um nicht
durch deren Strahlen noch mehr ermattet zu werden. Abends
war ich wieder am Kaffeehause, die Gäste ergingen sich
in allerlei Befürchtungen betreffs der Cholera, auch prophe-
zeihete man eine baldige Hungersnoth. Das Letztere konnte
in wenigen Tagen wohl zur vollkommenen Wahrheit werden,,
so war z. B. schon jetzt kein frisches Brot mehr wegen
Mangel an Mehl, ebenso kein geniefsbares Schaf- oder Rindfleisch
zu haben. Mit wenig erfreulichen Aussichten begab
ich mich in meine Wohnung zurück, doch liefs ich darum
noch nicht die Hoffnung sinken, aus diesem Elend befreit zu
werden.
Mittwoch, den 14. Juni 1865. Auf einem Morgenspaziergange
über die Insel bemerkte ich, dafs die Eingeborenen
nicht nur mir, sondern auch sich gegenseitig scheu auswichen,
um nicht vielleicht von der Cholera angesteckt zu werden.
Es war leider nicht etwa Fiktion eines furchtsamen, thörichten
Menschen, sondern eine nicht zu läugnende Thatsache; die
Cholera hatte schon mehrere Opfer gefordert. Mit Beginn
der heifsen Temperatur begab ich mich in die Wohnung des
Herrn K. und verbrachte dort längere Zeit mit verschiedenen
schriftstellerischen Arbeiten. Der frische aus 0. wehende
Wind trieb eine Menge Staub vor sich her und verleidete
den ganzen Tag das Aüsgehen, erst in den Abendstunden
fanden wir uns an dem Kaffeehause zusammen. Kaum safsen
wir dort eine kurze Zeit, da verkündete' ein Böllerschufs die
Ankunft eines Handelsschiffes. Bald kam-die Nachricht, dafs
jenes Fahrzeug von Djidda kam, mit Durra, Datteln und Manufakturen
beladen, aber alle Waaren seien durch das Meerwasser
verdorben, da das Schiff sich nur mit Mühe vor dem
Untergange hätte retten können. Die Hoffnung auf frische
Zufuhr war somit für die nächsten vier bis fünf Tage wieder
vereitelt, da währenddessen kein anderes Fahrzeug in den Hafen
einlief. An dem Festlande waren heute der Cholera sechs