besh zurückgezogen. Ob vielleicht auch altegyptisches Blut
noch in ihnen pulsirt, freilich durch die Berührung mit man-
nigfachen anderen Stämmen degenerirt, das zu entscheiden
mufs ich den Forschern Überlassen, welche genauer mit der
Geschichte und den Sprachen der Völker des Alterthums vei’-
fraut sind. Die äufsere Erscheinung der Individuen, welche
ich zu sehen Gelegenheit hatte, sprach, wenigstens mir schien
es so, unverkennbar dafür, dafs sie ein Konglomerat von Besonderheiten
verschiedener Nationalitäten seien. Uebrigens
drückt der Fluch, der im ganzen Orient auf den Juden lastet,
auch hier dies Geschlecht, sie sind ebensowohl im Sudan als
auch in Habesh der Verachtung der übrigen Bewohner dieser
Länder ausgesetzt.
Nachdem wir uns eine kurze Zeit bei den Falasha aufgehalten
und ihre hübschen, künstlichen Thongefäfse, meist
nach den altegyptischen Formen gebildet , angesehen hatten,
schritten wir über kahlen, ganz schwarzen Böden, dem be-
rüchtigsten, aber für das Einkommen des Shuma förderlichsten
Orte entgegen. Wenige hundert Schritte und wir
hatten die, die Hütten und Zelte der Sklaven umschliefsende,
dichte Verzäunung erreicht. Der kleine Flufs Abumchera
begrenzte die nördliche Seite des kleinen Lagers. Dieses war
zur Zeit meines Besuches von nur wenig Sklavenhändlern
mit ihren unglücklichen Opfern eingenommen. Die Gefangenen
bestanden meist aus Frauen, Mädchen und Knaben, die
theils an den Händen gebunden, theils mit einem gabelartigen
Stück Holz um den Hals belastet, an dem Boden lagen oder
auch, wobei ihnen mehr Freiheit gelassen wurde, mit Anzünden
von Feuer und Bereitung von Speisen beschäftigt
waren.
Eine Anzahl mit Feuergewehren versehener Männer,
Sklavenjäger oder Händler, diese verächtlichsten aller dem
Menschengeschlechte angehörigen Geschöpfe, hielten strenge
Wache und beobachteten sorgfältig die Bewegungen ihrer
schwarzen Waare. Einer jener elenden Barbaren versuchte
mit mir einen Handel anzuknüpfen und offerirte mir einen
etwa siebenjährigen Knaben für dreifsig und schliefslich für
zweiundzwanzig Thaler nach unserem Gelde, doch da ich kein
Gebot machte, staunte er mich argwöhnisch an und trieb, dann
die aus den Zelten und hinter den Mattendecken hervorschauenden
Mädchenköpfe mit einer hoch geschwungenen
Lederpeitsche schleunigst in ihre schmutzigen Behausungen
zurück. Ueberall grinste mir Elend, Hunger, Noth und Laster
aus den Blicken und der ganzen Haltung der meist jugendlichen,
fast nackten Gestalten entgegen, und tief von Mitleid
ergriffen, bedauerte ich, hier nicht sechszig bis achtzig gut
bewaffnete Schützen bei mir zu haben, um die Opfer zu befreien
und ihre Peiniger zu verjagen oder ihnen die wohl
verdiente Strafe d urch Pulver und Blei zuzudiktiren. Stoische
Verzweiflung malte sich in erschreckender Weise auf den
Gesichtern der Opfer, während aus den Blicken ihrer Bedrük-
ker grofse Gleichgültigkeit sprach.
Die Sklaverei, dieser grofse Schandfleck aller Bewohner
des afrikanischen Kontinentes, stammt schon aus so uralten
Zeiten und hat sich in dem Volksgeiste so tief eingefressen,
dafs ihre Ausrottung kaum möglich erscheint. Das Recht des
Stärkeren hat in Afrika zu allen Zeiten und in allen Theilen
sich in einer Weise geltend gemacht, die der Entwickelung
jener Völker hinderlich war und alle Begriffe von Gesetz,
Ehre und Sitte, die doch sonst bei manchen, wenngleich auf
niederer Bildungsstufe stehenden, noch in patriarchalischer
Einfachheit lebenden Völkern gäng und gäbe sind, radikal
verlöschen mufste.
An dem verabscheuten Menschenhandel haben leider
auch viele europäische Völker sich betheiligt, später um dieses
Verbrechen an der Menschenwürde gewissermafsen zu
sühnen, sind dann von christlichen Gesellschaften oder von
Verbindungen, welche die Noth ihrer schwarzen Mitbrüder
ergriff, Missionäre und Prediger, verschiedenen Konfessionen
angehörend, in diese wilden, und oft um ihrer Fieber willen
höchst ungesunden Gegenden geschickt worden. Diese Herren
beteten, tauften und predigten nun, nach mühevoller Er