Einzelne dickstämmige Baobab krönten die Hügel und gaben
dem Landschaftsbilde auch im Einzelnen etwas Mannigfaltigkeit
ö
Die elenden, verstreuten Hütten von Wogin batten wir
bald erreicht, wie gewöhnlich lockten meine Thiere bei dem
Abladen der Kisten auch hier eine Menge Zuschauer herbei.
Das Dorf, auf einer sandigen Höhe, inmitten eines
weiten, meist mit niedrigem Gebüsch bewachsenen Thaies
hegend, erfreut sich eines grofsen Rufes in Betreff seines gesunden
Klima’s. Fieber, Dyssenterie und andere unter den
Tropen gewöhnliche, schnell eintretende und oft tödtlich verlaufende
Krankheiten kommen hier selten vor. In den ausgegrabenen
Brunnen eines kleinen, nahen Chors finden die
Bewohner stets hinreichendes Wasser. Hegen Sonnenuntergang
drehte sich der Wind nach Westen, und eine trübe Atmosphäre
lagerte über der ganzen Gegend, der Nebel wurde
nach und nach so stark, dafs selbst die nahen, hohen Berge
manchmal nur theilweise sichtbar waren.
Mittwoch, den 5. April 1865. Eine halbe Stunde vor
Sonnenaufgang setzte sich meine Karavane nach Norden hin
in Bewegung, sie überschritt in geringer Entfernung'von den
letzten Hütten des Dorfes, den etwa zehn bis zwölf Schritte
breiten Chor Szere-fa-rama und folgte dem gewöhnlichen
Wege. Meistens mufsten wir durch dichte Gebüsche dringen,
auch der Boden wurde oft uneben und erschwerte das Vorwärts
kommen. Die hohen, sattelförmigen Berge zogen sich
im Westen, uns zur Linken, hin, unter ihnen der mächtige Ta-
warit, mit seinen beiden abgerundeten Spitzen besonders bemerkbar.
Eine Stunde später näherten wir uns dem Fufse
des Rakuba. Dieser Felsenberg scheint vulkanischen Einflüssen
seine Erhebung zu verdanken, wie seine deutlich erkennbaren,
zehn bis zwölf Fufs hohen Basaltwände im Nordeil und
Osten bezeugen. Auf und ab führte uns der Weg wohl an
drei Stunden, und das in Menge den Boden bedeckende
Steingerölle hemmte unsere Schnelligkeit erheblich. Nach
einem Marsche von etwa sechs und einer halben Stunde,
gegen zwölf Uhr Mittags, als die Hitze schon drückend geworden,
erreichten wir das grofse Dorf Delamahs. Durch
den, Vekyl des Dorfschechs endlich unter ein schützendes
Dach gebracht, richtete ich meine Sorgfalt auf die Pflege der
ermatteten Thiere und schickte dann einen Diener ab, einige
Hühner einzukaufen.
Das Dorf Delamahs schien eine grofse Einwohnerzahl
zu haben, wenigstens schlofs ich dies aus der Masse dunkelfarbiger
Köpfe, die meine Thierkisten angaflften. Das Gedränge
war so arg, dafs, als ich Nachmittags fünf Uhr die
Weiterreise an treten wollte, der Vekyl mit einigen anderen
Männern mir Bahn durch die schaulustige Menge machen
mufste. Das Benehmen der Leute war jedoch erträglich.
Auch manch unverschleiertes, hellgelbliches Frauen- oder
Mädchengesicht blickte neugierig über die Erdmauern oder
aus den Hütten meinem so viel Aufsehen erregenden Zuge
nach. An der hinter dem Dorfe liegenden Begräbnifsstätte
angelangt, kehrten die letzten Einwohner, die mir zu Kameel
oder Esel gefolgt waren,, um, wir zogen in gewohnter Weise
unseres Weges dahin, viele Stunden lang, bis die Giraffe aus
Ermattung sich weigerte, weiter zu gehen.
Was Delamahs und seine Umgebung anbetrifft, so bemerke
ich noch nachträglich folgendes. Südwestlich vom
Dorfe, nach welcher Seite-dem Reisenden eine schöne Aussicht
sich darbietet, erhebt sieh ein hoher, felsiger Berg,
von' den Eingeborenen Djebel el Kelb (Hundsberg) genannt.
Seine Spitze zeigt nämlich eine Aehnlichkeit mit dem nach
oben gekehrten Kopfe eines Windhundes. Das Dorf selbst,
auf mehreren Hügeln erbaut, ist Hauptort der Dabaina^Araber
und als Zwischenort von El Quedaref nach Matama viel besucht.
Auch erfreut es sich einer recht gesunden Lage. Hier
zeigt sich auch wieder eine gröfsere Mannigfaltigkeit in der
Vegetation der Wälder. Während um Matama und im Lande
Galabat die Unterschiede der Baumarten fast aufhören und
Eintönigkeit die Gegend dort beherrscht, treten hier Tarier,
Subak, Naback und Mimosen von neuem auf und beleben die
Landschaft. An Wild ist kein Mangel in der Gegend, zahlreiche
Fährten beobachtete ich unterwegs öfters. Dunkelheit und