Während der Unterhaltung an dem Mittägstische hörte
ich mancherlei Nachrichten über den Bestand dieser christlichen
Missionsstation und erfuhr, dafs seit den etwa drei Jahren
ihres Bestehens noch keine ernstliche Bekehrung bei einem
der Eingeborenen erfolgt sei, die Station müsse sich
durch Handel erhalten. Der seit etwa ein und einem halben
Jahr angelegte O Ö Garten werfe schon ein hübsches Einkommen
ab, da er von sieben Arbeitern, mit dem Versprechen eines
Antheils am Gewinn, unterhalten werde; die Kosten für die
Anlagen der einfachen Wasserhebemaschine sind bereits gedeckt
.D
en Waarenvorrath für den Zwiebelmarkt in Matama
lieferte hauptsächlich die Missionsstation, und in einigen Jahren
hoffte Herr Eperlein durch Vergröfserung des Gartens
ein reines Einkommen von mehreren hundert Thafern jährlich
zu erlangen. Die Stellung zu der Bevölkerung und besonders
zu dem Shuma und dessen Regierung war nicht die
beste, da Mifstrauen zwischen beiden Theilen herrschte und
durch falsche Anzeigen den Missionären manche Unannehmlichkeiten
bereitet wurden. Die egyptische Regierung hatte
nämlich aus Furcht und Eifersucht, die ungegründete Nachricht
erhalten, dafs Herr Eperlein in seiner Werkstätte im geheimen
Feuerwaffen für Abyssiriien anfertige. Einige Beamte
hielten daher in der Missionsstation, wenige Wochen vor
meiner Ankunft Revision, fanden aber natürlich keine Waffenfabrik,
sie sagten dann selbst aus, die Tagruri hätten jene
falsche Denunciation in El-Quedaref gemacht, und sie seien
deshalb hierher zur Untersuchung beordert worden. Diese
eifersüchtigen Aufpassereien von Seiten der Eingeborenen,
der Fanatismus, und die Abhängigkeit der Tagruri einerseits
von der egyptischen Regierung, andrerseits vondem nahen,
kriegerischen Theodorus von AbySsinien, befördern das Missionswerk
in keiner Weise. •
Der Neid hat die Eingeborenen überall zu Verrath und
Verleumdung gegen die fleifsigen Christen angestachelt, und
Krankheiten sind als weitere Hindernisse dem Missionswerke
entgegengetreten.
Nach dem Mittagessen kam der französische General-
Konsulats-Sekretair Garnier, der in der Graf du Bisson’schen
Sache in Kuffit und Kassala gewesen war, aus seinem nahe
gelegenen Zelte herüber, mich zu besuchen. Die Unterhaltung
wurde in französischer und englischer Sprache geführt.
Unter anderm erfuhr ich von jenem Herrn, dafs er, auf der
Rückreise begriffen, sich in einigen Tagen an den blauen
Flufs (bahr el azrak) und dann nach Karthum begeben wolle.
Ueber das Fehlschlagen der Expedition des Grafen duBisson
und über seine mafslosen Ansprüche sprach er sich nicht aus,
unterdrückte indefs seine Verachtung gegen den Unternehmer
keineswegs. Herr Garnier war über Dorf Tomat und
Wogin vor -vier Tagen hier angekommen, von einem grofsen
Gefolge umgeben. Sein Zelt hatte er auf einem nach Westen
gelegenen, steilen, nur wenige hundert Schritte entfernten
Hügel aufgeschlagen.
Nach etwa zwei Stunden verliefs uns unser Besuch, die
übrige Zeit bis Sonnenuntergang nahm die Besichtigung der
verschiedenen Tuckeihütten der Missionsstation in Anspruch.
Nach dem Abendessen begab ich mich wohl bewaffnet mit
meinem Diener aufserhalb der Dornenumzäunnng und feuerte,
aber der dichten Finsternifs wegen vergeblich, auf einige an
dem Kameelkadav.er fressende Hyänen. Ziemlich spät erst
kehrte ich zu meinem Lager zurück, und lange noch drang
das Geheul der hungerigen Räubthiere an mein Ohr.
Montag, den 27. Marz 1865. Der Himmel war klar, nur
im Westen kräuselten leichte Wolken die blaue Fläche, ein
leiser Südwestwind,erhob sich und trieb den Nebel und Rauch,
der bei Sonnenaufgang Matama umlagerte, zu mir herüber.
Nach beendetem Frühstück vollendete, ich einige - Arbeiten,
und benutzte den Rest des Vormittages zu einem Spazier-
garige durch den kleineren, Östlich gelegenen Theil des Dorfes.
Ich gebe hier eine kurze Beschreibung davon.
Das Dorf Matama liegt an dem linken Ufer des kleinen
Flüfschens Abumchera, nur die Wohnungen der Juden,
sowie der Sklayenmarkt ein wenig oberhalb des übrigen
Häuserkomplexes nehmen das andere Ufer ein. Tuckel