ragten kaum noch über die Erdoberfläche empor, oder waren
als dichtes Steingerölle auf dem Boden zerstreut. Nach einiger
Zeit durchzogen wir einen fünfzehn bis zwanzig Schritte
breiten Chor, an dessen Ufern einige Dompalmen standen.
Eine vollkommen sandige Wüste dehnte sich vor uns aus,
die Temperatur war hier durch den Reflex der Sonnenstrahlen
aufserordentlich gesteigert, und der Lichtglanz wirkte auch
auf die Augen sehr empfindlich ein. Die glühenden Sonnenstrahlen
wurden glücklicherweise- durch das leichte Gewölk
etwas gemildert und gegen elf Uhr wehete ein leichter N.-
Wind, der später etwas abwich nach NNO. bei N. und stofsweise
über die Ebene fegte. Nach einem fast fünfstündigen.
Marsche gelangten wir an einen kleinen, mit Palmen bewachsenen
Chor, wo wir die,Mittagsrast unter den schattigen Bäumen
hielten. Aufser einigen Raben und kleineren Vögeln sah
ich in dieser öden Gegend , keine Thiere. An den Abhängen
und in den Seitenthälern der Gebirge sollen Hadendoa- und
Bisharin-Araber wohnen, diese Nomaden haben jedoch nie
bestimmte Wohnstätten, sondern sie ziehen dahin, wo es ihren
Viehheerden, nicht an Futter und Wasser mangelt. Die leichteren,
weifsen Kameele, im Sudan unter dem Namen Bisharin
bekannt, aufserdem Esel, Schafe und Ziegen bilden den Reichthum
jener Leute.
Als nach mehreren Ruhestunden die Reise weiter gehen
sollte, verursachte uns die Faulheit und Nachlässigkeit*,' mit
der die Kameeltreiber beim Packen zu Werke gegangen waren,
einen unangenehmen Aufenthalt , so dafs wir .erst. eine
Viertelstunde nach Sonnenuntergang unseres Weges ziehen
konnten.
’ Die Bepackung der Kameele erfordert nämlich eine gewisse
Hebung und richtige Schätzung des Gewichts der verschiedenen
Kisten, Säcke, Taschen und Paekete, die der Auflader
an den Seiten des Kameels zu vertheilen hat; denn ist
schlecht geladen, so stürzt das meist unter sich mit Stricken
verbundene Gepäck sogleich wieder von dem zuerst mit dem
Hintertheil e. sich erhebenden Thiere herunter. ' Hierunter erleidet
man nicht nur öfter einen Verlust an zerbrochenen Gegenständen,
sondern büfst auch viel Zeit ein, indem es eines
nochmaligen Beladens bedarf. Es kommt einzig und allein
darauf an, das richtige Gleichgewicht zu treffen. Derartige
Unterbrechungen kommen auch während der Reise manchmal
vor, ein Strick zerreifst, ein Kamee! springt scheu auf,
oder starke Baumäste streifen die Ladung ab. Solche Unfälle
mufs der Reisende mit Geduld ertragen lernen.
Nach etwa zwei Stunden lagerten wir in einem steinigen
Chorbette; Unser Wasser, entweder unterwegs verdorben
oder an und für sich schlecht, hatte einen ekelhaften, abscheulichen
Geschmack, dennoch gebot der Durst davon zu
trinken’. Den langsamen, schneckenartigen Gang der Kara-
vane und mein immer mehr abnehmender Proviantvorrath
stellten mir noch schlimmere Tage in Aussicht, oft machte
sich daher mein Zorn gegen die langsamen Kameeltreiber in
bitteren Worten Luft. Unter barbarischen Halbarabern, in
öden Wüsten und Steppen, zwischen kahlen, klaffenden Gebirgsschluchten,
ohne Hilfe, war-meine Lage damals eine
äufserst bedenkliche. Durch Ausdauer, Entschlossenheit und
festen Willen habe ich aber auch jene Tage der Reisestrapazen
und des Hungers überstanden, aber in der Erinnerung
bleiben mir jene 'Erlebnisse unauslöschlich eingeprägt.
Donnerstag, den 25. Mai 1865. Eine Stunde vor Sonnenaufgang
machte ich ein Feuer und hörte dann zu meinem
Verdrufs, dafs die Kameeltreiber wieder einen halben Tag
hier bleiben wollten. Durch solche Verzögerung wurde mein
Elend nur um so schneller befördert; denn'bei Hitze, schlechtem
Wasser und leerem Magen mufs ein Mensch nach und
nach zu Grunde gehen. Das so häufige Liegenbleiben der
Kameeltreiber wurde mir immer unausstehlicher, ich rief
daher den Führer und mehrere der älteren Kameeltreiber
herbei und erklärte ihnen, dafs ich nur noch wenig Proviant
vorräthig, aber meime. acht Gewehrläufe scharfgeladen
hätte. Sobald mein Proviant verzehrt wäre und ich durch
weitere Verzögerung sehen würde, dafs meine Leiden verlängert
werden sollten, dann würde ich Gebrauch von meinen
Waffen machen. Dafs dies vollkommen mein Ernst sei' und
12*