dete Thier vollends zu tödten, doch plötzlich schien es neue
Kräfte erhalten zu haben, es. rollte und schob sich fort und
stolperte immer weiter, bis es meinen Blicken entschwunden
war. Ich kehrte,alsbald wieder an meinen Lagerplatz zurück.
Durch das Entschlüpfen der SGhon sicher geglaubten Beute
nicht abgeschreckt, wachteich noch einige Stunden, aber theils
kamen die Thiere zu weit, theils so nahe an den Zelten vorüber,
dafs ich keinen zweiten Schufs thun konnte und mich
nach Mitternacht, sehr ermüdet, auf mein Lager hiederstreckte.
Donnerstag, den 9. März 1865. Durch die lange Nachtwache
verschlief ich den Sonnenaufgang, einige Zeit darauf
erhob ich mich erst, von meinem Reisegefährten aufgeweckt.
Ich hatte darauf schnell ein Paar Kisten zu packen, die- von
einem Araber nach Kassala gebracht werden sollten. Ueber
eine Stunde hatte ich mit dieser Arbeit zu thun, dann zogen
drei Araber, mit ihren Thieren und den Sachen meines
Reisegefährten ab. Meine Kameele entliefen mir, weil die
schlechten Stricke zerrissen, waren, gegen ein Trinkgeld
wurden mir die beiden Thiere von einem Araber zurückgebracht.
Den unbrauchbar gewordenen, ledernen Wasserschlauch
liefs ich von einem Araber ausbessern und bezahlte
dafür fünf Piaster. Sodann kauften wir mehrere Hühner mit
zwei Piastern (etwa fünf und einen halben Silbergrosehen) das
Stück, und zehn bis zwölf Eier für einen Piaster, womit unseren
Yorräthen aufgeholfen wurde und uns einige Mahlzeiten
gesichert waren. Während der heifsesten Stunden blieb
ich in Gesellschaft meines Gefährten unter den Bäumen meines
Lagers, welches, hin und wieder von einen Luftzug bestrichen,
einen angenehmeren Aufenthalt bot, als das niedrige
Mattenzelt meines Reisebegleiters. Gegen Abend ging ich mit
meinen Kameelen an den Flufs, nahm dort ein Bad und brachte
etwas Trinkwasser, sowie dürres Holz mit zurück. Bei dem
hellen Mondschein wachte ich längere Zeit, aber ich mochte
nicht wieder auf Raubthiere warten und schlief bald ein.
Freitag, den ,10. März 1865. Um Sonnenaufgang prasselte
schon mein Lagerfeuer lustig zum Morgenhimmel empor,
mein Frühstück war bald beendet. Danach band ich
meine Kameele an einzelne Gesträuche, wo sie Futter fanden,
und nahm meine Waffen, um einen Streifzug landeinwärts
zu machen. In nordöstlicher Richtung drang ich längere Zeit
über den hügeligen Boden vor, der mit Büschen reichlich bewachsen
war, bis ich in das Bett des kleinen gewundenen
Chors Serheir gelangte.- Darin ging ich abwärts, nach Süden
zu und erreichte bald Serheir, ein Zeltdorf, welches zum gro-
fsen Theil iri dem Chorbette und an dessen Rändern erbaut
und wie hier zu Lande gewöhnlich mit einem Dornenzaun
umgeben ist. Die Bewohner gehören zu dem Stamm der Hom-
raner; ihr Dorf liegt etwa sechshundert Schritte von dem
Flusse Setit. Der Chor Serheir ist etwa vierzig bis fünfzig
Schritte breit, sein Bett meist mit Sand bedeckt; auf den steilen
Erdbergen seiner Ufer wächst etwas Gebüsch und kurzes
Stichelgras. Die Sonne brütete furchtbar in diesem engen
Thale, ich eilte darum, wieder über den Hügel in mein eigenes
Lager zurückzukehren, wo ich nach mehrstündiger Abwesenheit
eintraf. Zunächst suchte ich meine Kameele auf, befriedigte
den ungeduldigen Magen, und. brachte die heifsen
Stunden wieder im Schatten meiner Bäume zu. Wie an den
ändern Tagen gaben mir meine Kameele,. die Besorgung des
Lagerfeuers und andere nothwendige Arbeiten vollauf zu
thun. Der Mond glänzte klar am Firmamente und breitete
eine silberne Strahlendecke über mein Lager aus. Träumerisch
ruhte ich auf demselben, im Fluge zogen die letzten
Erlebnisse an mir vorüber. Meine Phantasie gaukelte mir kaleidoskopisch
dämmernde Bilder vor, die allmälig in einander
verschwammen, und aus deren dunklem Grunde das lichte
Gemälde der Heimath hervortauchte. Ein sehr heftiger Nordwind,
der von neun bis elf Uhr Nachts wehte, rüttelte mich
aus diesen Empfindungen auf, dann trat plötzliche Windstille
ein, die auch mich die Ruhe wieder finden liefs.
Sonnabend, den 11. März 1865. Die aufgehende Sonne
fand mein Lagerfeuer schon angezündet und das Frühstück für
mich bereitet, dann band ich meine Kameele an nahe Bäume,
wo sie Laub oder trocknes Gras erreichen konnten. Später
ging ich an den Flufs hinunter, Aufser zwei braunen Enten