unter dem Schutze des-Vicekönigs und bin O so Om it,> wie, seine
Soldaten?“ Unter freundlichem Lächeln reichte mir darauf
der Schech seine weiche Hand sagte mir einige-Schmeicheleien,
lobte meinen Firman und erklärte, ich solle morgen die
verlangten Kameele erhalten. Aber ich gab mich damit nicht
zufrieden, sondern entgegnete: „Nicht morgen (bukra)^heute
will ich die Thiere haben; denn Du gehst nach Berber, Kar-
thum oder, was weifs ich, wohin? Dann kann ich wieder vier
Tage warten, bis Du zurück kommst.“ Mit der Hand auf die
tief in Westen stehende Sonne deutend, sagte ich energisch:
„Heute (en-nehär-da), nicht morgen will ich die Kameele
haben!“ Kaum hatte ich geendet, als der Schech, herzlich
lachend, mich bei der Hand nahm und, da er sah, dafs ich
mich auf weitere Verzögerungen nicht einlassen wollte, sagte:
„„Du sollst Kameele haben.“ “ Wir gingen in den Hof des
Vekyls, wo ich zwei gute Thiere aussuchte; aber nun weigerten
sich die Besitzer derselben, mich nach Kassala zu begleiten
; aus Furcht vor den vielen Strafsenräubern. Ich beruhigte
sie so gut ich konnte: „Ich habe mehrere Feuergewehre und
kann gut schiefsen, fraget meine Diener, auch bin ich selbst
Soldat und brauche keine Bashi-Bozuk, die nur essen, trinken
und aufserdem fortlaufen können.“ Diese Aeufserung freute
den Schech, da er, als ein geborener Schukrie, die türkischen
Bedrücker innerlich hafste. Er redete den Leuten zu, gab
ihnen den von mir voraus bezahlten, halben Lohn, und um
Sonnenuntergang kam ich noch mit den gemietheten Kamee-
len und ihren Besitzern in dem Hofe vor meiner Wohnung;
an. Durch kleine Geschenke von Tabak und Brot suchte ich
mir das Vertrauen der beiden Araber zu erkaufen, doch
waqhte ich aus Vorsicht lange auf meinem Lager, um einer
Flucht der beiden Leute vorzubeugen.
Dienstag, den 11. April 1865. Mit dem Zusammenbinden
und Packen meiner verschiedenen Gepäckstücke wurde bald
nach Sonnenaufgang begonnen, aber trotz der vielen Hände,
die dabei beschäftigt wären, ging mir diese Arbeit-viel zu
langsam. Nach einigen Stunden waren die Kameele endlich
beladen, ich schied von meinem Gastfreunde unter freundlicher
Begrüfsung, froh des Augenblickes, wann ich das elende,
öde Dorf El Quedaref, woselbst mir der Aufenthalt im höchsten
Grade widerwärtig geworden war-, -endlich verlassen
würde, um dem heimäthlichen Kontinente näher und näher zu
kommen. * - p
Nach einem Marsche voni etwa einer Stunde kamen wir
a n B ru n n e n v o ll sch lam m ig en W a s s e rs ,-fü n fz ig b is se ch sz ig
Fufs tief; da die im Schöpfen begriffenen Eingeborenen uns
kein Wasser geben wollten, entspann sich ein ernstlicher Streit
zwischen Ihnen und meinen Leuten. Um dies lange Hin- und
Herreden und Drohen zu enden, zog ich mein Jagdmesser,
ging unter die dicht am Brünnen versammelten Leute und
befahl, einen mit Wasser gefüllten Lederschlauch- sofort in
meine leere Girba zu giefseri, widrigenfalls ich den Schlauch
zerschneiden würde. Dieses Mittel wirkte,; nach fünf Minuten
waren meine fünf Lederschläuche gefüllt, wobei sämmtliche
Leute halfen, und im besten Frieden konnten wir unsere Reise
bald fortsetzen. Der Boden stieg in sanften Wellenlinien auf
und ab und war mit Viehwegen und Karavanensteigen nach
vielen Richtungen durchschnitten. Da meinen Arabern der
Weg nach dem Atbara nicht bekannt war, so hatte ich mit
Hülfe meiner Karte ünd meines Kompasses die Wahl selbst
zu treffen. Wie schwierig eine solche Reise ist, kann nur derjenige
beurtheilen, welcher in ähnlicher Lage ist, vor sich eine
unbekannte Gegend, um sich feindlich gesinnte, unzuverlässige
Leute und doch von ihrer Mitwirkung in gewisser Abhängigkeit
stehend.
Der ältere meiner beiden Kämeeltreiber nämlich wollte,
als sich die Wege nicht fern von jenem Brunnen kreuzten,
nicht weitergehen, bis ich ihm die Mündung-meines Gewehrs
vor das Gesicht hielt und im ernstesten Tone zu ihm sagte,
däfs ich ihn erschiefsen und- den Geier und Hyänen seinen
Leichnäm zu Fraise übergeben würde. Noch an demselben
Tage, als wir auf eine Höhe kamen und in einem leeren Tuk-
keldorfe während der heifsesten Tageszeit blieben,- liefs ich
die Kameele nur durch meine Diener in die dürfen Grasfelder
zur Weide treiben, den älteren Araber aber an einen Pfahl in