Lohnes vorausbezahlt hatte und die Abreise auf heute festgesetzt
worden war.
Von den gegen mich gerichteten feindlichen Absichten *
meines Wirthes Pananioti (Haus Korcziga) und seines Kompagnons
Achilles in Kenntnifs gesetzt, trat ich ihnen offen
entgegen und verlachte ihre eitelen Bemühungen, mir die Abreise
zu erschweren. Ich war so kurz wie möglich in meinen
Aeufserungen, mischte mich wenig in das Gespräch und begab
mich dann in meine Wohnung, wo ich auf meinem'Lager,
von den Eindrücken der letzten Erlebnisse überwältigt, all-
mälig einschlief.
Sonntag, den 30. April 1865. In den Vormittagstunden
war ich bei Dr. G. Schweinfurth und erhielt von ihm einige
Briefschaften für Berlin und Breslau nebst einer kleinen Sendung
von hiesigen Sämereien. Später fragte ich auf der Post
nach Briefen für mich, fand aber keine vor, zuletzt Suchte ich
meinen Reisegefährten in seiner Wohnung auf. Dieser liefs
seine Kisten mit lebenden Thieren, seine Packete und Decken
mit Stricken zusammenbinden und bereitete sich zur Abreise
vor. Aus seinem Munde hörte ich wieder einige Geschichten,
wie durch Zank, Betrug und Falschheit einige Leute der französischen
Mannschaft meinem Reisebegleiter neue Verluste
bereitet hatten. Die ganze Menschenbrut war mir hier so un-
ausstehlig geworden, dafs ich mir allen Zwang anthun mufste,
um meine Geduld nicht zu verlieren und durch voreilige Handlunsen
mein Ziel möslieher o D Weise weiter hinauszuschieben.
Jene Zeit wird mir unvergefslich bleiben, in der ich Gesetzlosigkeit
und Gewalt, Habsucht und Betrug, Hinterlist und
Verleumdung in allen ihren Richtungen kennen lernte. Dieser
Anblick machte einen so furchtbaren Eindruck auf mich, dafs
mich das elende Menschengezücht zuletzt im wahrhaften Sinne
des Wortes vollständig anekelte.
In meine Wohnung zurüekgekehrt, bezahlte ich meinem
Diener einen Betrag, welchen er für geleistete Dienstzeit bei
dem verstorbenen Muche noch zu erhalten hatte.
Mit der Zusammenstellung der Berechnung des in Geld
umgewsftidelten Nachlasses hatte ich wieder längere Zeit zu
thun. Nur einige Kleinigkeiten behielt ich zurück, die ich
später von Dresden aus an die Verwandten,_ die Mutter und
die Geschwister des Verstorbenen nach Kleinitz bei Grüneberg
absendete. Den heutigen Abend brachte ich in meiner
Wohnung zu und beobachtete das Farbenspiel und den Schattenwechsel
der versinkenden Sonne. Zugleich versäumte ich
nicht, meine täglichen Thermometer-Beobachtuhgen anzustellen.
.
Montag, den 1. Mai 1865. Durch einen arabischen Schreiber
liefs ich wegen' des Muche’schen Nachlasses und zur Erlangung
von fünf Kameelen, deren ich zu meiner Abreise bedurfte,
eine längere schriftliche Eingabe aufsetzen. Der Gouverneur
kam in der Frühe nebst einigen Militär-Beamten und
höheren Offizieren hier an. Alle Beamten und Kaufleute statteten
ihre Besuche ab, und mir blieb wenig Hoffnung, vor den
sich drängenden Besuchern, mein Gesuch heute einreicheri zu
können. In den späteren Nachmittagstunden verliefs mein
Reisegefährte die Stadt und wollte aufserhalb derselben für
den nächsten Tag lagern. Gegen Sonnenuntergang ging ich
in jenes Lager hinaus, viele Menschen zu Füfs oder zu Esel
umstanden den Platz, wo die Karavane meines Reisegefährten
sich am Ende der Gärten gelagert hatte. Wie ich später
meinen Wirth sah, fragte derselbe, ob ich meinen Gefährten
allein gehen lassen wolle, und wie ich antwortete, dafs ich
in wenigen Tagen ihm nachfolgen würde, meinte Herr Achilles,
dafs man mir auf dem Gouvernement viele Schwierigkeiten
machen würde, dafs aber er und sein Freund Pananioti
mir zum Fortkommen gerne behülflich sein wollten. Darauf
antwortete ich, mich vielleicht in ein Gefängnifs zu bringen,
wie Pananioti schon gegen einen Kaufmann sich ausgesprochen
hatte, und da ich mir allein zu helfen wüfste, dankte ich
ihnen für ihre Freundschaft, die voller Falschheit war. Diese
von mir ausgesprochene Aeufserung erweiterte die Kluft zwischen
uns, und kurz jede weitere Unterhaltung abbrechend,
kehrte ich in meine Wohnung zurück.
Dienstag, den 2. Mài 1865.. Mein Reisegefährte sendete
einige Kisten mit Thieren in meine Behausung, er selbst