kommen und wies mir den Ehrenplatz neben sieh an. Von
unserem Sitze aus konnten wir den nahen Hafen überblicken
und sahen, wie zwei kleinere Schiffe und einige Fischerbarken,
zur Reise nach Djidda bereit, mit günstigem Winde, die gro-
fsen dreieckigen Segel aufgebläht, durch den Kanal in das
hohe Meer hinausfuhren. Es fanden sich mehrere Besucher
ein, unter ihnen mein Reisegefährte, Churdschid Efendi, ein
Offizier, sowie einige Kaufleute. Ich blieb während der ganzen
Zeit neben meinem Freunde sitzen und hatte aufser den
Empfangsceremonien, die ich mitmachen mufste, auch fünj
Mal Kaffee zu trinken, denn das Gastrecht gebietet unter vornehmeren
Leuten einem jeden ankommenden Gaste mindestens
eine Schale Kaffee reichen zu lassen. Kommen nun mehrere
Besucher nach einander, so wird mit geringen Unterbrechungen
der ^Kaffee fortwährend herumgereicht. Um zehn
Uhr erhob sich ein starker SSW.-Wind, der die Hitze vermehrte,
ohne jedoch Sand wolken vor sich herzutreiben. Nach
der heifsesten Tageszeit safs ich neben meinem Freunde nahe
dem Meeresufer, wie wir dies gewöhnlich zu thun pflegten
und beobachtete durch das Fernrohr das hohe Meer. Da ruft
mein Freund: „Ein grofseS Schiff, ein Dampfer ist zu.sehen“.
Ich nehme das Fernrohr und mache dieselbe Beobachtung,
auch von dem Gouverneur kommt ein Bote mit derselben
Nachricht.
Es vergingen aber noch über zwei Stunden bevor der
grofse Dampfer in den engeren Kanal einsteuerte und in der
Nähe des Festlandes, dem Gouvernement gegenüber, die
Anker rasselnd in die Tiefe rollen liefs. Der Dampfer Ko-
seir lag kaum an seinem Ankergrunde, als eine Menge kleiner
Fahrzeuge an das grofse Schiff fuhren, theils um Passagiere
abzuholen, theils um dort einen Besuch zu machen. Mein
Reisegefährte bestieg mit mir ein kleines Fahrzeug, und bald
hielten wir an Bord des lange ersehnten Schiffes, das uns der
fernen Heimath nun bald zubringen sollte. Mein Besuch galt
den englischen Maschinisten, während mein Reisegefährte die
maltesischen Steuerleute aufsuchte. Den ersten Maschinisten
hatte ich im vorigen Jahre auf der Rhede zu Djidda kennen
gelernt, und mit den anderen Herren, seinen Kollegen, war
ich damals gleichfalls bekannt geworden. Um Sonnenuntergang
kehrte ich an das Land zu Mumtas Efendi zurück und
traf dort den Kommandanten, den zweiten Kapitän und den
Arzt des Dampfers, die zum Nachtessen blieben und sich
dann in dem Boote des Kommandanten an das Schiff zurückfahren
liefsen. Es wurde viel Sherbet (ein aus Tamarinden-,
saft und Zucker bereitetes Getränk) herumgereicht, und alle
Neuigkeiten aus Djidda, Suez und Unteregypten aus dem
Munde der fremden Gäste begierig angehört. So vernahmen
wir, wie vor etwa vier Wochen die Cholera in Alexandria
und besonders in Kairo gewüthet hatte. Welch ein Glück
für uns, trotz der langweiligen, elenden Existenz, die wir geführt
hatten, dafs damals kein Dampfer uns nach Suez brachte,
wo die.Seuche unsere ermatteten Körper leicht hätte ergreifen
und unserer Laufbahn ein schnelles Ende setzen können.
Sehr lange blieb ich in dem gastlichen Hause, dann bei leichtem
NW.-Winde und bewölktem Himmel, durch den der Mond
kaüm durchbrechen konnte, kehrte ich in meine Wohnung
zurück. .
, Sonnabend, den 8. Juli 1865. Bald nach Sonnenaufgang
hegab ich mich zu Mumtas Efendi und fand dort schon den
Kommandanten des Dampfschiffes. Ich setzte mich an meine
schriftlichen Arbeiten, während mein Freund und der Kommandant
dem Gouverneur einen Besuch abstatteten. Dann
besuchte ich die englischen Maschinisten an Bord des Dampfschiffes
und akkordirte den täglichen Preis für meine Nahrung
während der Fahrt nach Suez, erhielt eine englische, vor
vier Wochen gedruckte Zeitung und kehrte damit zu meinem
Freunde zurück. Dieser war jetzt viel beschäftigt und hatte
schon reitende Boten nach Tokar abgeschickt, um eine, bestimmte
Anzahl Vieh, sobald als möglich zur Einschiffung zu-
sammenzubringen. Nach dem Mittagessen machten uns die
Maschinisten einen Besuch, ich ging mit ihnen in meine Wohnung
und zeigte ihnen die Thiere meines Reisegefährten.
Einige Zeit blieben wir in dem Kaffeehause, dann gingen wir
zu Mumtas Efendi zurück. Mit Sonnenuntergang begaben sich