ging zu ihm heran und erklärte ihm, um seinen Hafs nicht
noch mehr wachsen zu lassen, dafs ich nicht feindlich gegen
ihn gesinnt sei, aber keinen "Widerspruch dulde. Damit bot
ich ihm meine Hand zum Frieden. Er ging auf mein Anerbieten
ein, lächelnd sagte er auf meine Hand deutend „die
habe ich gewaltig gefühlt und will keine zweite Bekanntschaft
mit ihr machen“, worauf die anderen Araber laut lachend riefen:
„Du warst ungehorsam, der Herr hat Recht!“
Der Weg führte meist nach NNO. über hügeliges Terrain,
auch zwei kleine, mit Dompalmen bewachsene Chors
hatten wir zu passiren. Die bisher häufiger erscheinenden
Trümmerfelder zerstörter Gebirge treten jetzt nur vereinzelt
auf, nur hier und da bemerkte ich buntes Steingerölle zu den
Seiten des schmalen Kameelpfades. Aufser an den Ufern der
Chors war die Flora eine sehr dürftige und damit auch die
Fauna, nicht einmal Gazellen, diese so genügsamen Thierchen
liefsen sich hier sehen.
Nachdem ich in dieser öden Gegend etwa zwei und eine
halbe Stunde zurückgel'egt hatte, traf ich meinen Reisegefährten
auf einer kahlen Sandwüste, unter einigen Fächerdornen
lagernd; in seiner Nähe machte ich gleichfalls Halt und
streckte die ermatteten Glieder unter einer Schirmakazie hin.
Aber die nimmer müden Augen schweiften nun desto freier
in der Gegend umher, bald im Osten an einem kurzen, hohen
Gebirgszuge, den die Hadendoa mit dem Namen Geh-duhr
oder Geh-darr bezeichneten, und welcher etwa sechs bis acht
Stunden von dem Lagerplatze entfernt sein mochte, haftend,
bald im NNO. bei N. einen niedrigen, kahlen Gebirgszug hinanklimmend,
der mit vielem schwarzen Steingerölle bedeckt war,
um dann wieder, nachdem ihre Neugierde befriedigt war, über
die Ebene zurückzuwandern. Ein-kühler ONO.-Wind fächelte
ein wenig die heifse Luft und wiegte mich in einen leichten
Schlummer.
Etwa eine Stunde vor Sonnenuntergang wurde die Reise
fortgesetzt, und nach drei Viertelstunden lag die Sandwüste,
in deren Mitte unser Lager gewesen war, hinter uns. Wieder
nach zwei Stunden überstiegen wir-durch einen vierzig bis
fünfzig Fufls hohen Pafs einen mit vielem Steingerölle bedeckten,
niederen Gebirgszug. Danach in einem kleinen, trockenen
Chorbette liefsen wir die Kameele abladen, um hier die
kommende Nacht zu bleiben. An einem Lagerfeuer stellte
sich plötzlich der lange Führer ein, auf seine Bitten erhielt er
etwas Tabak von mir, und nun wurde die Freundschaft zwischen
uns auf dieser Reise nicht wieder gestört.
Freitag, den 19. Mai 1865. Wie schon seit mehreren Tagen,
war mein Reisegefährte, aus Rücksicht für einige seiner
Thiere, welche die Hitze nicht gut vertragen, schon vor Sonnenaufgang
fortgezogen, ich folgte erst mit der Karavane
zwei Stunden nach Sonnenaufgang, da das Beladen der Kameele
bei der Langsamkeit der Araber viel Zeit fortnahm. In
derselben Richtung wie am gestrigen Tage ging es über steinigen,
hügeligen Boden und durch einige schmale Chorbetten
hindurch, deren Boden von einer spärlichen Vegetation
karg bedeckt war, wohl an zwei Stunden in vielen Windungen
immer aüf und ab. Ein langer Palmenwald verkündete
uns die Nähe eines breiteren Gewässers, wirklich erblickten
wir dasselbe in kurzer Zeit. Meine Leute kannten das sechs-
zig bis achtzig Schritte breite Flufsbett unter dem Namen
des Chor Achmet. Ich liefs nur die Wasserschläuche füllen
und zog dann ohne Aufenthalt weiter. Nach einer Viertelstunde
traf ich bei einem kleinen Chor wieder mit meinem
Reisegefährten zusammen, der, wie er sagte, der zudringlichen
Eingeborenen wegen sich lieber hier gelagert hatte,
wo wir sicher waren, nicht von ihnen belästigt zu werden,
aber freilich des kühlen Schattens der Palmen entbehren
mufsten. Ein sehr warmer ONO.-Wind vermehrte die Annehmlichkeit
unserer Lage unter den mageren, schattenlosen
Gebüschen keineswegs, und die grofsen Ameisen und andere
Insekten, die uns heimsuchten, waren recht überflüssige Gäste.
Gegen Sonnenuntergang ging die Weiterreise in NNW. über
sehr unebenen Boden vor sich. Mehrere schmale Steinthäler
durchwanderten wir etwa vier bis fünf Stunden lang, bis
wir ermüdet in der Nähe eines Chor unser Nachtlager herrichteten.
An dem Lagerfeuer bereitete ich meinen Thee,