waren keine genaue Nachrichten zu erfahren, da die Eingeborenen
nicht gern an die Seuche erinnert werden mochten,
bisweilen gaben sie eine zu grofse Zahl von Todeslallen an,
wenn ich mich danach erkundigte. Im Durchschnitt erlagen
gewifs jeden Tag acht bis zehn Menschen der Krankheit und
grofse Furcht hatte sich aller Bewohner bemächtigt.
Freitag, den 23. Juni 1865.' Nach meinem Frühstück begab
ich mich an den Meereskanal und liefs mich nach dem
Festlande überfahren, um auf dem Märkte einige Dinge, wie
Zucker, Tabak etc. einzukaufen. Zurückgekehrt hatte ich auf
der östlichen Inselküste das Schauspiel, wie der Kriegsdampfer
unter Entfaltung seiner grofsen Flagge aus dem Hafen
dem hohen Meere zusteuerte. Eine grofse Anzahl von Eingeborenen
richtete gleich mir die Blicke auf das Kriegsschiff,
viele von ihnen gingen dann in die nahe Moschee; um dort
ihre Gebete zu verrichten. Zu Hause angekommen, suchte
ich die begonnenen Arbeiten hervor und beschäftigte mich
mit, ihrer Fortsetzung, bis die heifseste Tageszeit mir dies verleidete.
Im Allgemeinen befand ich mich verhältnifsmäfsig
viel wohler und kräftiger, ein heftiger Hautausschlag hatte sich
eingefunden, wie mir schien, ein gutes Zeichen, dafs die Krisis
vorüber und meine Natur auf dem Wege der Besserung war.
Ein kleines Segelschiff (arabisch Sambo) kam von Djidda,
mit, Lebensmitteln und Getreide beladen, in den Hafen, und
durch diese Zufuhr wurden die Preise etwas geringer. Eine
Hungersnoth war nun in den nächsten Tagen nicht zu befürchten.
Sie hätte aber ohne diese Dazwischenkunft leicht
eintreten können, denn die herrschende Krankheit hatte die
Bewohner sehr entmuthigt, Niemand dachte an die Zukunft,
Jeder lebte nur für den Augenblick und, stellte das Weitere
in ächt mohamedanischer Indolenz dem Fatum anheim. Die
Hitze, an und für sich schon grofs, wurde durch einen warmen
W.-Wind, der den ganzen Tag über wehte, noch empfindlich
gesteigert.
Sonnabend, den 24. Juni 1865. Um Sonnenaufgang safs
ich Vor dem Kaffeehause am Meere, die fernen, von den ersten
Morgenstrahlen gerötheten Gebirge beobachtend. Am
Festlande gewahrte ich zwei Leichenzüge, die nach der Be-
gräbnifsstätte eilten. An der Insel, nicht weit von meinem
Sitze, lag ein Sambo im Wasser, dort zogen unter eintönigem
Gesang etwa zehn bis zwölf halb nackte, arabische Matrosen
den Mastbaum in die Höhe, eine grofse Anzahl kleiner Kähne
umkreisten das Schiff oder fuhren auf dem Meereskanale hin
und her. An einer anderen Stelle sah ich sowohl Erwachsene
als auch Kinder, in der ihnen eigenen Natürlichkeit, in
den Wellen des erfrischenden, sehr salzigen Meerwassers
baden, üeber die nackte Wüste wälzte sich ein langer Zug
von Karneolen, nach Berber bestimmt, dann kamen allerlei
bunt drappirte, manchmal auch nur dürftig mit einem Stück
Baumwollenzeug bekleidete, wild aussehende Leute in das
Kaffeehaus, wo sie für fünf Para ein Schälchen schwarzen
Kaffees tranken und ihre Zeit damit zubrachten, die anderen
Gäste forschend anzustieren. Das Innere dieses Kaffeehauses
war so roh und unsauber, dafs ich selten hinein ging.
Mein Festessen zum heutigen Johannistage bildete seit
drei Tagen entbehrtes, mit Reis und Zwiebeln gekochtes Schaffleisch.
Sonntag, den 25. Juni 1865. In der ersten Morgenstunde
ging ich in das Kaffeehaus und machte dann einen Besuch
bei Mumtas Efendi. Dort spielte ich sehr glücklich einige Partien
Schach gegen den Hausherrn und Ibrahim Efendi, den
ersten Sekretär des Gouverneurs, der für einen guten Spieler
galt, während ich das Spiel nur sehr mittelmäfsig verstehe,
aber einige glückliche Züge verschafften mir damals in .Saua-
kin den unverdienten Ruf der Ueberlegenheit Als das Mittagessen
später auf einem grofsen, gut besetzten Brette von den
Sklaven in das Zimmer gebracht wurde, mufste ich zum Mittag
bleiben. Auf meinen Wunsch erhielt ich Messer und Gabel,
während Mumtas Efendi, Ibrahim Efendi und ein ärmerer
Eingeborener, der zugegen war, nach orientalischer Sitte mit
den Händen afsen. Eine Menge dünner, frisch bereiteter Brote
lagen für die Gäste bereit und Jeder fuhr mit davon abgerissenen
Stücken in die Schüssel und holte sich mit den Fingern
die klein geschnittenen Fleischstücke aus der Sau<je oder
Grf. K r o c k o w , Reisen u. Jag d en . I I . 14