nach besuchten wir den Gouverneur, um ihm für die von ihm
angeordnete, von seinen Soldaten uns geleistete Hilfe zu danken,
zugleich trugen wir ihm den Verlauf unserer leidenvollen
Reise vor. Wegen der nachlässigen, ungehorsamen und
entlaufenen Käme eltreib er versprach er Untersuchurigen anzustellen,
aber aus Furcht oder Bigotterie hütete er sich wohl
die Araber zur Verantwortung zu ziehen. Meinen Reisegefährten
wies er an, seine Entschädigungsansprüche'in Kairo zu
erheben, was jedoch nur Mühe und Kosten verursacht und zu
keinem Resultat geführt hätte. In Folge jener Erklärung des
Gouverneurs* war mein Reisegefährte ^ehöthip,- eich selbst
zu helfen, er zog deshalb den Kameeltreibern nicht als Strafe
sondern als Ersatz für die verlor.engegangenen Kisten und
Gepäckstücke eine gewisse Summe ab. Als diese beim Gouverneur
darüber klagten und mein Genosse darüber vernommen
wurde, so verwies dieser seinerseits die Eingeborenen
mit ihren weiteren Forderungen nach Kairo an das italienische
Generalkonsulat und gewährte den Arabern, trotz der vermittelnden
Fürsprache von Soliman Bey, der noch die Hälfte
des zurückbehalfenen Geldbetrages für die Leute forderte
nicht nur nicht, sondern trat ihnen in Anbetracht ihres schlechten
Verhaltens unterwegs energisch entgegen. Der Gouverneur
liefs schliefslich die Angelegenheit auf sich beruhen.
Das entschiedene Zurückweisen aller vermittelnden Vorschläge
von unserer Seite rief zwar eine gewisse Kälte in den
gegenseitigen Beziehungen hervor, bereitete uns aber sonst
keinen Schaden.
Von dem Europäer, Herrn K., hörte ich, däfs Miani
wieder eine Expedition nach Innerafrika vorbereitet habe.
Es kam aber nicht weiter, als zum Projekt, da Herr Miani mehr
redet, als handelt und nicht die Energie oder den Willen hat,
ein Unternehmen auszuführen.
In den. späteren Nachmittagstunden besuchte ich das
Kaffeehaus, das nahe dem. Meeresarme der Stelle gegenüber
liegt, an welcher die Kähne anlanden oder abstofsen, den Verkehr
der Inselbewohner mit dem Festlande befördernd. Dunkele,
oft scharf gezackte Felsengebirge schliefsen in SW. und
W. den Horizont und verlieren sich in unabsehbarer Ferne
nach S. hin, zu ihren Füfsen dehnt sich wüstes mit wenigen
Büschen oder dürrem Grase -bewachsenes Flachland- aus, das
sich zuletzt an den etwa hundertundzwanzig Schritte breiten,
dunkelblauen Meeresarm anschliefst, dessen Wasser die roh
aus Korallenfelsen .gearbeitete Terrasse des Kaffeehauses be-
spühlt.
Das Leben und Treiben der Land- und Inselbewohner,
das bei Tage in den Schatten der Häuser zurückgedrängt ist,
erwacht erst gegen Sonnenuntergang wieder, zu welcher Zeit
man gegenseitig Besuche macht © O O oder annimmt. Auch kann
man dann auf Öffentlichen Plätzen viele eifrige. Mohamedaner
sehen, wie sie, in Andacht versunken, selbst durch das Lärmen
und Jubeln oder das. laute Gespräch ihrer Nachbarn sich
nicht in ihren gottesdienstliehen Ueb ungen stören lassen, sondern
mechanisch die vorgeschriebenen Gebetformeln halblaut
vor sich her murmeln. Die Kahnführer besitzen grofse Geschicklichkeit
im Lenken und stofsen ihre leichten, schmalen
Fahrzeuge, da das Meer in dem Kanal kaum sieben bis neun
Fufs tief ist, mit Stangen herüber; die Fahrgäste zahlen fünf
Para (zwei und- einen halben Pfennig) für das Uebersetzen.
Die Ufer des Festlandes sind'etwas seichter, in den Morgen-
und Abendstunden sind darum dort stets dunkelfarbige Menschen
aus allen Altersklassen versammelt, um sich durch Baden
von der Hitze zu erfrischen.
Als die Sonne hinter den Gebirgen verschwunden war,
verliefs ich den schönen Platz vor dem Kaffeehause und begab
mich in meine nahe gelegene Wohnung zurück. Mein
Thee erforderte keine lange Bereitung, dann zog ich mich auf
meine Lagerstelle zurück. Den gestirnten Himmel über mir
betrachtend, gedachte ich nochmals der Anstrengung der letzten
Wochen und fühlte mich der Heimath sehr nahe gerückt,
da ich nun mit Dampfkraft die Reise schneller zurücklegen
konnte.
Montag, den 5. Juni 1865. Als ich um Sonnenaufgang
erwachte, begannen die Diener und Arbeiter meines Reisegefährten
die Kisten und Thierkasten desselben zu ordnen und