und theilweise sogar zu Sand zermalmt. Der Regen hatte diesen
dann herab in die Ebene gespühlt und hin und wieder standen
einige dürftige, vertrocknete Gräser auf diesen Ablagerungen.
Die Auflösung der Gesteine in jener Gegend scheint rasch
vorwärts zu schreiten, in ein- bis zweihundert Jahren kann
die Strecke eine kahle, unwirthliche Wüste sein, die Sonne
sprengt die Theile ab, der Regen schwemmt die losen Stückchen
fort, und der Wind übernimmt die letzte Arbeit, indem
er sie als Triebsand durch die Lüfte zerstreut. Der Dabalonga
und die Berge von Maman und Sabderat sind von festerer
Masse, und ihre meist nackten, glatten Felsenhänge deuten
darauf hin, dafs sie der Einwirkung des Wetters energischen
Widerstand entgegen setzen, aber an dem Fufse jener Höhen
bekunden Trümmer von Stein wänden, die zersetzt und von
den Aufsenseiten herabgestürzt sind, dafs auch diese Kolosse
ihrer Auflösung schnell entgegen gehen. Wiß auf der einen
Seite unter den Tropen Sonne und Wasser durch Befruchtung
des Bodens, organische Gebilde in kurzer Zeit entwickeln,
ebenso schnell wirken sie auch zerstörend und die heftigen,
heifsen Winde vollenden die Zersetzung. Dieses zerstörte
Gebirge zog sich bis nahe an den achtzig bis hundert Schritte
breiten Chor Ehrassa hin. Die Ufer des letztem waren an
der Stelle, wo ich übersetzte, etwa fünf bis sieben Fufs hoch
und steil. Das Bett war derzeit ganz trocken und sandig.
Diesseits und jenseits standen Dompalmen, schlanke Stämme,
in deren Kronen der Wind rauschte und in deren Schotten
ich mich niederliefs.
An den Brunnen, deren mehrere ganz in der Nähe waren,
befanden sich viele Eingeborene mit ihren grofsen Vieh-
heerden, dort kaufte ich , ein Schaf für einen und ein viertel
Maria-Theresien-Thaler. Das Thier wurde von meinen Leuten
geschlachtet und zerlegt. Plötzlich entspann sich ein Streit
zwischen einem Besucher und Mahommed, meinem jüngsten
Kameeltreiber. Letzterer erhielt von dem Fremden einen
Hieb mit dem Stocke, worauf er mit seiner scharfen Lanze
einen Hieb auf den wolligen Kopf seines Angreifers gab und
den Mann vielleicht in seiner Wuth erstochen hätte, wenn
nicht seine Gefährten und die umstehenden Männer ihm die
Waffe fest gehalten hätten. Dem Verwundeten rieselte das
Blut über Gesicht und Schulter herab und jetzt sprang ich,
der ich bisher nur stiller Zuschauer gewesen war, auf, meine
gespannte Pistole in der Hand, und befahl meinen beiden anderen
Leuten, den Kopf des Verwundeten sofort mit Wasser
zu kühlen, nahm Mahommed die Lanze fort und rief, indem
ich mein Doppelgewehr vom Boden aufhob, den fremden
Männern zu, sich zu entfernen. Die Lage unserer ganzen
Karavane war eine kritische, da an sechszig bis achtzig Männer,
abgesehen von den vielen Kindern, sich bereits um uns
versammelt hatten und noch immer mehr von den Brunnen,
zum Theil mit Lanzen bewaffnet, herbei kamen. Der Verwundete
hatte sich jedoch beruhigt, seine Kopfwunde hatte
sich durch das viele Wasser, womit er begossen worden, zusammengezogen,
und nur noch wenige neugierige Eingeborene
umstanden ihn. Ich wies entschieden jede Annäherung
der Fremden zurück, ein kleines Geschenk und ein Pflaster
auf des Verwundeten Kopf stellten auch die Ruhe bald wieder
her. Mahommed durfte meinen Lagerplatz nicht verlassen,
nach dem Mittagessen wurde schliefslich zwischen den
beiden Widersachern durch Alamin, meinen ältesten Kameeltreiber,
Friede gemacht. Später, bei der Abreise, zeigte sich
uns der Verwundete sogar bei der Bepackung der Kpmeele
behülflich.
Das Wasser jener Brunnen hatte, wie immer in jenen
unsauber gehaltenen Gruben, eine sehr trübe Farbe und einen
unangenehmen Geschmack. Die Palmenstämme rings umher
waren ästig emporgeschossen, acht bis fünfzehn Zoll im Durchmesser,
und bis zu den Blätterkronen dreifsig bis sechsund-
dreifsig Fufs hoch. Dem Hochwasser ausgesetzt, lagen viele
Bäume gebrochen oder aus dem Boden gespühlt innerhalb des
Flufsbettes und streckten ihre schwachen, haarigen Wurzeln
in die Höhe. Wilder Kaktus, starke Lianen und andere Schmarotzerpflanzen
rankten sich in enger Verschlingung an den
Bäumen hinauf, ihre Ernährer. erstickend. Ohne Luft und
Licht, von ihrer lebendigen Hülle selbst angefressen, fallen die