arbeiten, und er würde dann nur essen, trinken, rauchen und
schlafen und wie ein Herr leben.
Das Eldorado eines Sudanesen ist ein Sklave, der für ihn
sorgt, damit er im dolce far niente sein Dasein verträumen
kann. Diese Indolenz charakterisirt ihn und drückt ihm den
Stempel seines Werthes auf.
Auch die politische Eintheilung des Sudan ist in neuerer
Zeit ein wenig verändert worden. Es residirt nicht mehr ein
Basha blos zu Karthum, sondern auch Kassala, Berbér und
andere grofse Orte haben ihre Basha oder Gouverneure, die
in direkter Verbindung mit dem Ministerium zu Kairo (El
Miszr) stehen. Diese Veränderung ist, wenn auch zweckmäfsig
in mancher Hinsicht, doch in seiner ganzen Tragweite nicht
ausreichend, wenn man die Sicherheit des Landes und das
energische Eingreifen gegen ungehorsame Eingeborene in das
Auge fafst. Sind die verschiedenen Basha feindlich oder neidisch
auf einander, so ist ein gemeinschaftliches Handeln kaum
möglich. Der indolente Charakter der Türken läfst es zu, dafs
sie, wenn es in ihrem Interesse liegt, selbst die abscheulichsten
Gewaltthaten, die bei ihren Nachbarn verübt werden,
ruhig mit ansehen und die Hände dabei in den Schoofs legen.
Auch können sie sich leicht mit Hülfe des Volkes von dem
Vice-Königlichen Regimente befreien. Die egyptische Regierung
ist durch jene Veränderung wohl manchen Klagen begegnet,
aber ihre Macht im Sudan hat sie dadurch nicht verstärkt.
Die Häfen und Städte Masaua und Sauakin waren
schon, als ich mich in letzterer Stadt vor meiner Rückreise
nach Europa befand, durch Kauf von dem Sultan an den Vice-
König von Egypten übergegangen. Diese Handelsplätze würden
freilich in anderen Händen wegen ihrer sehr guten sichern
Häfen von einiger Bedeutung werden; aber unter türkischem,
egyptischen Regimente werden sie keinen grofsen Werth, am
wenigsten für das dahinter gelegene Festland erlangen.
In neuerer Zeit haben auch an dem oberen Laufe dés
Flusses Setit, der unter dem Namen Takasze aus Habesh
herabkommt, manche Umwälzungen stattgefunden. Zu Ende
des Jahres 1865 oder in den ersteh Monaten des Jahres 1866
wurde nämlich der Sohn des berüchtigten Mek Nimmr auf
Befehl eines abyssinischen Fürsten, oder des Kaisers Theo-
dorus selbst, ermordet. Zu dem mohamedanischen Glauben
sich bekennend, war Woad Mek Nimmr ebenso kriegerisch
tapfer und räuberisch, wie sein vor fünf bis sechs Jahren verstorbener
Vater, der sich unter Kaiser Theodorus Schutz begeben
und in den Bergen der Provinz Wolkait niedergelassen
hatte. Ob sein Sohn, der gleichfalls die Oberhoheit von Abys-
sinien anerkannt hatte, seines Glaubens wegen, oder um
der Freundschaft mit den benachbarten Homran-Arabern
willen, vielleicht auch durch Parteiumtriebe gefallen, war
nicht genau zu ermitteln.
Durch jene Mordthat sind die am rechten Setitufer wohnenden,
wilden Dika-Bazen einen sehr lästigen Feind los
geworden. Denn aus' dem Lande der Letzteren holte sich
Woad Mek Nimmr oft gewaltsamer Weise Sklaven, Last-
thiere und Getreide. Der Ermordete hatte die Schwester des
Schech der Shukrie-Araber zu seiner ersten Frau, darum
hatten sich auch mehrere, mit der egyptischen Herrschaft unzufriedene
Araber zu ihm geflüchtet und seine Macht verstärkt.
Gemeinschaftlich hatten sie alsdann in zügelloser
Weise von Raub und, Plünderung gelebt. Der verstorbene
Florian Muche stand mit Woad Mek Nimmr auch in Verkehr
und verlor dort vor mehreren Jahren, bei einem Ueberfall
durch egyptische Truppen, einen grofsen Theil seiner Habe.
Der eingeleitete Prozefs auf Schadenersatz führte zu keinem
Resultate und ist durch das unglückliche Ende von Muche
auch dessen Erben vorenthalten worden, obgleich der Verlust
die Summe von zwei- bis dreihundert Thalerri betragen
hat.
Durch den Tod von Woad Mek Nimmr sollen sich seine
Leute zerstreut haben, und Habesh wird die Auflösung jenes
Räuberstaates wohl zu seinem Nützen auszubeuten wissen.
Durch die bezwungene Soldaten-Revolution in Kassala
sind nicht nur die Stadtmauen nebst vielen Häusern demolirt
worden, sondern auch die aufserhaib der Festung wohnenden
Eingeborenen haben ihre Zelte und Hütten abgebrochen und