die Engländer an Bord des Dampfers, während der Kommandant
nebst dem zweiten Kapitän, dazu Abd-allah Efendi und
ich uns wieder um unseren Gastfreund vereinten.
Die Herren tranken starke Portionen Rum mit und ohne
Wasser, Kognak oder Liqueur, die Stimmung wurde sehr heiter,
schliefslich wurden von Abd-allah Efendi unter Zither-
Begleitung sogar mehrere türkische Lieder gesungen. Der
Kommandant glühte von den genossenen Getränken, er liefs
einen seiner Leute holen, der, nachdem er zuerst einige Gläser
verdünnten Rum getrunken, arabische Weisen singen
mufste. Zuletzt konnte er nur noch heiser schreien, aber unablässig
forderte der Kommandant seinen betrunkenen Untergebenen
zu neuen Gesängen auf, bis Mitternacht herangekommen
war. Mit verwirrten Sinnen nahm auch ich Abschied von
meinem Freunde und schwankte in meine Wohnung.
Sonntag, den 9. Juli 1865. Von dem letzten nächtlichen
Trinkgelage erwachte ich sehr zeitig, starkes Kopfweh plagte
mich, deshalb liefs ich mir eine Quantität Wasser vor Sonnenaufgang
über Kopf und Hals giefsen. Eine Weile war ich dann
in dem Kaffeehaüse zugegen, darauf begab ich mich zu Mum-
tas Efendi, bei dem der Kommandant über Nacht geblieben
war. Die letzten nächtlichen Erlebnisse wurden zuerst besprochen,
dann ging ich in das.grofse Zimmer, wo ich mich
mit meinen schriftlichen Arbeiten bis zum Mittagessen beschäftigte.
Später ersetzte ein langer Schlaf die in letzter
Nacht verlorene Ruhe, zum Abend aber war die gestrige, lustige
Gesellschaft wieder bei einander, doch hütete ich mich
diesmal wohl, mich bei dem Genüsse des stärken Getränkes,
wie ich es gestern Abend gethan, zu betheiligen. Von den
Türken fiel die grofse, korpulente Figur des Kommandanten
zuerst ab, halb getragen wurde er auf ein Lager gebracht,
dann verliefs ich mit Abd-allah Efendi früher als sonst, das
wirthliche Haus.
Montag, den 10. Juli 1865. Nach meinem Frühstück ent-
lud ich meine seit der Reise noch geladenen Waffen und verpackte
sie sowie andere meiner Effekten. Danach ging ich zu
meinem Freunde Mumtas Efendi, wo ich meinen schriftlichen
Aufzeichnungen, oblag. Der in der Frühe aus SSW. wehende
Wind setzte gegen zehn Uhr Morgens in NO. um, und die
Berge waren lange Zeit von Wolken verdeckt, auch am Abend
war der Himmel bewölkt. Um Sonnenuntergang erschienen
aufser dem Kommandanten des Dampfschiffes, auch Ibrahim
Efendi zum Besuch. Mit langen Angelleinen fischten wir am
Ufer des Meeres, bei der Gelegenheit wurde ein Stuhl, an den
die eine Schnur gebunden war, von einem anbeifsenden Fische
in das Meer gezogen. Ein Sklave holte ihn wieder heraus,
der Angelhaken war jedoch abgerissen. Zur Nacht wurde
der Himmel ganz klar, beim schönsten Mondschein begab ich
mich nach meiner Wohnung*. Dort legte ich mich bald auf
mein Lager, gedachte der nahen Abfahrt, der lieben Heimath
und schlief unter dem hellbestirnten Himmel süfs ein.
Dienstag, den 11. Juli 1865. Beim Schein des Mondes
erwachte ich, stand von meinem Nachtlager auf und ordnete
mein Gepäck zu der nun nahe in Aussicht stehenden Abreise.
Dann ging ich zu Mumtas Efendi und beendete dort meine
schriftlichen Arbeiten. Der Wind drehte sich bei Tage einige
Male, die Hitze war sehr empfindlich. Zu Mittag fanden sich
sieben Personen bei meinem gastlichen Wirthe ein, in hockender
Stellung kauerte man sich um die Schüsseln, ich allein bediente
mich des Messers und der Gabel, die Türken dagegen
begnügten sieh mit den Fingern. Als die Hitze etwas abgenommen
hatte, fuhr ich an Bord des Dampfers, um die Engländer
zu sehen und die englische Zeitung zurückzugeben.
Gegen Sonnenuntergang besuchte ich wieder meinen Freund
und lernte hier den Kommandanten genauer kennen, indem
wir in arabischen und einzelnen englischen Worten uns lange
unterhielten. Nach dem Abendessen wurde von der nahen
Abreise gesprochen, zeitig ging ich in meine Wohnung zurück.
Mittwoch, den 12. Juli 1865. Nach meinem Frühstück
ging ich in das Kaffeehaus, blieb dort kurze Zeit und ging
dann zu meinem Freunde, der mich schon erwartet hatte.
Wir besprachen europäische Zustände, bis ein Mann hereinkam
und meldete, dafs der erste Viehtransport zur Verladung
von Tokär angekommen sei. Danach sah ich, wie die.Thiere
Grf. K r o c k o w , Reisen u. Jag d en , ü . 15