schrieb noch einige Notizen in mein Buch und schlief auf meinem
Lager früher wie gewöhnlich ein.
Sonnabend, den 20. Mai 1865. Schon vor Sonnenaufgang
war ich mit meinen Leuten zur Weiterreise bereit, aber die
Kameeltreiber meines Genossen weigerten sich weiterzuziehen,
so verlegte ich denn mein Lager unter einen schattigen
Baum von geringer Höhe. Mit meinem Gewehre streifte ich
zwischen den Gebüschen umher und erlegte einige Tauben,
die mir zu Mittag Suppe und Fleisch gewährten. Da meine
Leute hier den Weg nach Sauakin nicht kannten, so konnte
ich mich Von derKaravane nicht entfernen und war gezwungen,
stets bei dem Schneckenzuge zu bleiben. Zu meinem
Schrecken gewahrte ich, dafs der geringe Proviant immer
mehr abnahm. Nach W. zu war ein niedriger, dunkeler Gebirgszug
sichtbar, in dem flachen Thale beschäftigten die Dompalmen,
Irik, Schirmakazien und andere Dorngesträuche die
Blicke. Den ganzen Tag wehte ein heftiger, stofsweise einherbrausender
OSO.-Wind, der grofse Sand- und Staubwolken
vor sich her trieb und unseren Aufenthalt verlängerte. Gegen
Abend aber wurden die Kaineele auf unsere Drohungen
hin herbeigeholt und um Sonnenuntergang in NNW.-Richtung
aufgebrochen. Das Bett des nahe gelegenen Chor Ho-
mash durchkreuzte zuerst unseren Weg, dann folgten wir etwa
eine Stunde lang dem Laufe eines mit Dompalmen bewachsenen
Thaies. Ein fremder Mann hatte sich während dessen
uns angeschlossen und schien mit Mahommed, meinem jüngsten
Kameeltreiber, bekannt zu sein. Der lange Führer wollte
aber den Fremden bei der Karavane nicht dulden, und so kam
er einige hundert Schritte hinter uns nach. Der Weg war
wenig interessant: enge, kahle Thäler, steiniger, unfruchtbarer
Boden. Nach dreistündiger Reise machten wir auf einer
schmalen Sandebene, in der Nähe einiger Schirmakazien, unser
Quartier zurecht, ich lagerte mit Mahommed allein, etwa
achtzig Schritte von der Karavane abseits und verfiel bei dem
Schein der Lagerfeuer bald in Schlaf.
Sonntag, den 21. Mai 1865. Eine halbe Stunde vor Sonnenaufgang
erwachte ich, Mahommed war verschwunden. Ich
ging zur Karavane und weckte meine Leute. Alamin sah nach
den Kämeelen und sagte „das schwächste, junge Kameel von
Mahommed fehlt, er ist damit fortgelaufen.“ Diese Vermu-
thung bestätigte sich, wahrscheinlich hatte ihn der fremde
Mann von gestern,1 der ebenfalls nirgends sichtbar war, zur
Flucht veranlafst. Alles Suchen und alle dem Flüchtlinge nachgeschickte
Verwünschungen halfen nichts, so gut als es ging
wurde die Ladung nun auf vier Kameele vertheilt. Wir zogen
unsere Strafse weiter bald über ebenen Boden, bald über steile,
mit Gestein bedeckte Hügel, bald durch dichtes Dorngesträuch
in der Richtung von NNW. bei N. Darauf berührten wir die
niedrigen Ufer des sechszig bis achtzig Schritte breiten Chor
Arehwad, an zwei Stellen durchschritten wir das sandige Flufs-
bett. Die Ufer waren von vielen Dompalmen eingeschlossen
und gerade unter den einsamen, schwarzen Bergmassen ringsumher
gewährte dieser grüne Palmenwald einen wunderlieblichen
Anblick. Jene ziemlich nahe gelegenen, dunkel aussehenden
Berge werden auch nach dem Ghor Djebel Arehwad
genannt; ihnen entlang windet sich das Flufsbett, dessen Lauf
das Auge, geleitet von dem Grün der Ufer, weithin zu verfolgen
vermag. Die Gipfel jener Berge, nur zwei- bis dreihundert
Fufs hoch, sind abgerundet, die Wände abgeschliffen
und das viele Gerölle. an den Abhängen deutet auf den
Auflösungsprozefs hin, dem auch hier das Felsgestein unterworfen
ist. Schiefer, Marmor und Thonstein scheinen seine
Hauptbestandteile zu sein, wenigstens fand ich diese in Menge
an dem Wege. Nach einer anstrengenden Tour bergauf und
bergab kamen wir in zwei und einer halben Stunde an den
Chor el Langheb. In seiner Nähe dehnt sich das gleichnamige
Gebirge vön 0. nach W., zackig und kahl mit Mimosen und anderen
Gesträuchen bedeckt und jeder anderen Vegetation unzugänglich.
Unter, einigen Dompalmen, deren das Thal eine
ziemlicheMenge darbot, in dem breiten Chorbette richteten
wir unser Lager her und erhielten von den Eingeborenen gegen
Tabak etwas frische Milch in Tausch. Von dem Rascheln
eines heftigen OSO.-Windes, der durch die hochragendem
schattenreichen Palmenkronen über mir fuhr, eingewiegt, verfiel
ich nach den letzten Strapazen in süfsen Schlaf: Der Faden,
dem meine Gedanken wachend nachgegangen waren,