der Place des Consuls traf ich meinen Reisegefährten, der
mir mittheilte, dafs er mit dem in nächster Zeit abgehenden
Dampfer der italienischen Gesellschaft nach Europa zurückkehren
wolle. Nach den letzten schlechten Erfahrungen, die
ich auf dem Lloyd-Dampfer gemacht hatte, war es mir ganz
recht, es mit einem Fahrzeug der neu begründeten italienischen
Kompagnie zu versuchen. Während der heifseren Tageszeit
blieb ich in meiner dunkeln Wohnung, gegen Abend
fand ich mich mit meinem Reisegefährten wieder in einem
grofsen Kaffeehause zusammen, nach dem Souper trennten
wir uns, um in unsere Wohnungen zurückzukehren.
Donnerstag, den 27. Juli 1865. Zu der mir am gestrigen
Tage angegebenen Zeit wanderte ich an dem grofsen Platze
entlang, um mich in das preufsische General-Konsulat zu begeben,
als mein Reisegefährte aus einem Hause sprang und
mir in höchster Eile zurief: „Um sechs Uhr geht der Dampfer
fort, sind Sie fertig?“ Nach näherer Besprechung trennten
wir uns, um die geschäftlichen Vorbereitungen zur Abreise
zu betreiben. Bald nachher erreichte ich das General-Konsulat,
brachte mein Anliegen bei dem Herrn General-Konsul
an, und dieser forderte mich auf, mit ihm in die Stadt zu
fahren. Nach kurzer Zeit hielten wir vor einem grofsen Hause,
dem Geschäftslokale des Banquier Oppenheim. Ich wurde
einem der Chefs vorgestellt, bald waren die Geschäftsangelegenheiten
erledigt, dann nahm ich vor der Thür von dem
Herrn General-Konsul Theremin schnellen Abschied, um noch
mit meinen Vorbereitungen zur Reise fertig zu werden.
Auf dem italienischen General-Konsulate liefs ich zunächst
meinen Pafs visiren, ging dann in das Büreau der italienischen
Dampfschifffahrts-Gesellschaft und nahm einen Platz
auf dem heute nach Triest fahrenden Dampfer. Wie bei der
Lloyd-Gesellschaft erhielt ich auch hier einen Erlafs von fünfzig
Franks an dem Preise, als die Herren hörten, dafs ich fast
zehn Monate im Sudan gewesen war und dort wissenschaftlichen
Beobachtungen und Forschungen obgelegen hatte. Als
nun nichts mehr meiner Abreise im Wege stand, ritt ich auf
einem Esel bis zu meiner Wohnung, packte dort einige Kleinigkeiten
zusammen und liefs in den Nachmittagstunden
durch einige Leute mein Gepäck an das nahe Meer hinüber
schaffen. Bei dieser Gelegenheit wäre es fast zu ernstlichen
Auftritten gekommen, da ich unter eine grofse, aus Maltesern,
Griechen und Italienern bestehende Gauner-Gesellschaft ge-
rathen war. Durch einige Geldopfer und durch entschlossenes
Handeln, indem ich meine gespannte Pistole dem einen
Kerl vor den Kopf hielt, machte ich mir Luft, zuletzt nahmen
auch die Packträger meine Partei, sie eilten schnell mit
meinen Sachen davon, mich nöthigend, ihnen zu folgen.
Trotzdem war ich schändlich geprellt, da ich auf zwei und
einen halben Tag für die elende, schmutzige Kammer und das
Lagern meines Gepäckes zehn Thaler geben mufste. In dem
ersten Hôtel hätte ich, inclusive Beköstigung, für dieselbe Zeit
nur wenig mehr zu zahlen brauchen und mir auch, abgesehen
von dem Ungeziefer, das mich da auch weniger belästigt haben
würde, jeden Aerger erspart. Es war dies die letzte, gute
Lehre, die ich aus Afrika mitnahm, niemals die kleinen, elend
aussehenden Gasthäuser, Café’s etc. aufzusuchen, sondern unter
allen Verhältnissen mich an die besseren Häuser zu halten.
Wenn es vielleicht auch hier etwas theurer ist, so hat
man doch auch etwas dafür und ist nicht einem schmutzigen,
betrügerischen Gesindel überlassen, dem der Reisende nie
ungerupft entgeht und mit dem er schliefslich noch in Streit
geräth.
Zwischen vier und fünf Uhr Nachmittag bestieg ich einen
der vielen Kähne, akkordirte aber vorher den Ueberfahrts-
preis, um nicht wieder geprellt zu werden. Die ganze Umgebung
mit ihren Bewohnern hatten alles Interesse für mich
verloren, nur der eine Wunsch beseelte mich — „nach Europa!“
Fort von diesen Gaunerbanden, von diesem schlechten
Gesindel, das sein räuberisches Handwerk schamlos in
allen Gestalten betreibt. Ueber die grüne Meeresfluth des
inneren Hafens glitt das kleine Boot, mit Hülfe des von günstigem
Winde aufgeblähten Segels, schnell dahin, nach fünfzehn
Minuten lagen wir an der Treppe des grofsen Dampfers,
Kairo, wo bereits die Schiffsboote aufgezogen und manche